Bei der Jahreshauptversammlung am 19. Oktober wurde Jochen Schneider einstimmig zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden des VfR Wormatia gewählt. Der 49-jährige Verkaufsdirektor der Eichbaum-Brauerei Mannheim, seit 36 Jahren bekennender Wormatia-Fan, engagierte sich von 2000 bis 2006 schon einmal sechs Jahre lang als 2. Vorsitzender und stand nach dem Rücktritt von Fritz Bergemann-Gorski sogar für einige Monate an der Spitze des Wormser Traditionsvereins. Mit dem gebürtigen Offsteiner führte die Wormatia-Redaktion das folgende Gespräch.
Wormatia-Redaktion: Hallo, Jochen Schneider, herzlich willkommen zurück im Führungsteam des VfR Wormatia. Was hat Dich bewogen, nach über zehnjähriger Pause wieder Verantwortung in vorderster Front zu übernehmen?
Jochen Schneider: Ich bin ja zu keiner Zeit wirklich weg gewesen. Auch wenn ich nach 2006 kein offizielles Amt mehr begleitet habe, so bin ich der Wormatia doch immer hautnah und mit Herzblut verbunden geblieben. Als eingefleischter Fan seit 1981 habe ich in den letzten elf Jahren kaum ein Heim- oder Auswärtsspiel versäumt, habe in guten wie in schlechten Zeiten mit unserer Mannschaft mitgefiebert, mitgejubelt, mitgelitten. Und es war für mich eine Selbstverständlichkeit, dafür zu sorgen, dass das Sponsoring der Eichbaum-Brauerei ohne Unterbrechung bis heute fortgeführt wurde. Auch deshalb ist der Kontakt zu den Verantwortlichen nie abgerissen.
Wormatia-Redaktion: Dennoch kam Dein Entschluss, wieder an verantwortlicher Stelle im Verein mitzuwirken, zumindest für Außenstehende überraschend. Wie kam es dazu?
Jochen Schneider: Ein paar Tage vor der Mitgliederversammlung rief mich Marcel Gebhardt an und teilte mir mit, dass Oliver Schüttler aus beruflichen Gründen nicht wieder als Stellvertretender Vorsitzender, Ressort Sport, kandidieren werde. Daraufhin sei er, Gebhardt, gefragt worden, ob er das vakante Amt übernehmen wolle. Gebbi sagte mir, dass er dazu bereit sei – allerdings nur unter der Bedingung, dass ihm ein engagierter gleichrangiger Stellvertreter des Vorsitzenden zur Seite stehen werde. Und dann fragte er mich ganz direkt: Jochen, wärst Du bereit, das zu machen. Die Frage kam für mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel, aber genauso schnell traf ich auch meine Entscheidung quasi aus den Bauch heraus: Klar, ich mach das!
Wormatia-Redaktion: Wenige Tage danach wählten die Mitglieder Marcel Gebhardt und Dich einstimmig zu den beiden neuen Stellvertretern von Tim Brauer. Seitdem sind nun gut vier Wochen vergangen – hast Du Dich in der Führungsetage schon wieder eingelebt?
Jochen Schneider: Das war sehr einfach und angenehm, weil mich die Vorstandskollegen wie einen alten Bekannten aufgenommen haben. Mein erster Eindruck, nachdem ich wieder Einblicke in interne Dinge erhalten habe: In den letzten elf Jahren ist der Verein enorm gewachsen, vor allem Jugend- und Frauenbereich sind sehr stark expandiert. Auch die Infrastruktur hat sich rasant verbessert, aber trotzdem sind viele Probleme, die mir als früherem Vorstandsmitglied noch bestens bekannt sind, annähernd die gleichen wie damals. In allererster Linie geht es immer um das liebe Geld, das trotz des deutlich höheren Engagements unserer Sponsoren nicht ausreicht, um alle Wünsche zu befriedigen. Das Erschließen neuer Geldquellen wird auch in Zukunft unsere Hauptaufgabe sein, wenn wir unsere Wormatia auf dem derzeitigen Level halten wollen.
Wormatia-Redaktion: Dein Aufgabenbereich im neuen Vorstandsteam wird mit Organisation angegeben. Was ist unter diesem recht allgemein gefassten Begriff konkret zu verstehen?
Jochen Schneider: Ich bin sozusagen der Innenminister der Wormatia. Deshalb konzentriert sich mein Hauptaugenmerk auf die Geschäftsstelle. Dort laufen fast alle Fäden zusammen, dort gibt es viele Dinge, die zu überdenken und Abläufe, die zu optimieren sind. Dazu zählt auch die noch engere Verzahnung zwischen den einzelnen Abteilungen. Weitere wichtige Aufgabenfelder kommen hinzu. Es erwartet mich also eine Menge Arbeit, die ich aber entschlossen und hoch motiviert angehen will.
Wormatia-Redaktion: Auf was möchtest Du Dich bei Deiner künftigen Tätigkeit besonders konzentrieren?
Jochen Schneider: Wie schon gesagt: die internen Abläufe müssen verbessert werden. Und bezüglich der Finanzen gibt es überall Einsparpotenziale, die erkannt und genutzt werden müssen, ohne dass es weh tut. Das wird ganz sicher nicht einfach, aber ich habe bei der Wormatia schon sehr viel schwierigere Zeiten erlebt.
Wormatia-Redaktion: Du bist beruflich schon sehr stark eingespannt und trägst hohe Verantwortung. Warum bürdest Du Dir noch zusätzlich diese zeitintensive ehrenamtliche Tätigkeit auf?
Jochen Schneider: Aus einem ganz einfachen Grund: weil ich ein Wormatia-Verrückter bin. Und dies bereits seit 1981. Damals spielte Wormatia noch in der 2. Bundesliga Süd. Beim Heimspiel gegen den SV Waldhof war ich als 13-Jähriger zusammen mit meinem Vater unter den 5000 Zuschauern und erlebte eine äußerst dramatische Schlussphase mit. Bis zur 86. Minute führte Wormatia 1:0. In den verbleibenden fünf bis sechs Minuten überschlugen sich dann die Ereignisse, es fielen noch vier Tore. Am Ende gewannen wir das Derby mit 3:2. Beim Schlusspfiff war der Jubel groß und ein neuer Fan geboren. Seitdem schlägt mein Herz für Wormatia- Mehr noch: Seitdem habe ich mein ganzes Leben nach Wormatia organisiert. Frag nur mal meine Frau Ich selbst würde mich als Hyper-Fan bezeichnen.
Wormatia-Redaktion: Dass Du das auch weiterhin bleibst, wünschen Dir alle Wormatianer von ganzem Herzen ebenso wie möglichst viel Erfolg in Deiner neuen Funktion als stellvertretender Vorsitzender.
Das Gespräch führte Frank Beier