In der starken ersten Halbzeit bleiben sieben Chancen ungenutzt, stattdessen wirft der überraschende Rückstand gegen schwache Gäste kurz nach der Pause Wormatia komplett aus der Bahn.
Im Vergleich zum glücklichen Unentschieden in Pfullendorf änderte Sascha Eller die Startelf auf zwei Positionen. Statt Marcel Abele spielte Kevin Wölk und als Sturmspitze durfte Adam Jabiri mal wieder ran. Die Aussicht, Ulm mit einem Sieg überholen zu können, hatte in Pfullendorf zu bleischweren Beinen geführt. Der Druck, die am Vorabend siegreichen Ulmer nun erst mal wieder einholen zu müssen, schien dagegen nicht so schwer zu wiegen. Von Verunsicherung war jedenfalls weit und breit nichts zu sehen, stattdessen ging das Spiel nur in eine Richtung. Die personell ausgedünnten Koblenzer, denen auch noch 120 Pokal-Minuten vom Mittwoch in den Knochen steckten, kamen dagegen offensiv kaum vor. Die Wormaten zeigten Einsatz, Kampf, Laufbereitschaft, sogar spielerisch ansprechende Szenen und damit alles in allem eine überzeugende erste Halbzeit – wenn nicht sogar die beste Saisonleistung seit dem 0:0 in Offenbach. Das einzige Problem: Von den zahlreichen Torchancen wurde keine genutzt. Gästetorwart Vollborn fischte einen Bauer-Freistoß aus dem Winkel (18.), Lucas Oppermann schoss flach aus spitzem Winkel vorbei (20.), Bauer scheiterte nach tollem Jabiri-Pass an Vollborn (23.) und bei der nachfolgenden Ecke zischte Oppermanns Schuss durch Freund und Feind am langen Eck vorbei. Jabiri wurde mit letztem Einsatz am Torschuss gehindert, dem einschussbereiten Oppermann warf sich grätschend ein Koblenzer entgegen (29.) und auch in den nächsten beiden Szenen wollte kein Tor fallen. Erst dribbelte Oppermann die Torauslinie entlang fast bis ins Tor (42.), dann schaufelte Benni Himmel dessen Ablage in die Wolken (43.). Das Vergeben einer derartigen Fülle von Chancen rächt sich gerne Mal. Und fast hätte Sözen mit einem Konter das Spiel tatsächlich auf den Kopf gestellt (44.).
Auch die zweite Halbzeit ging mit Angriffen auf das Gästetor weiter, doch dann passten die Wormaten bei einem Freistoß einmal nicht auf und aus heiterem Himmel stand es plötzlich 0:1. Sözen hatte die Nachlässigkeit doch noch bestraft und die Gäste völlig unverdient in Führung gebracht (47.). Auf der Tribüne mussten die zu spät Gekommenen fast schon eindringlich überzeugt werden, dass der VfR wirklich zurück liegt. Wie ein durch einen Lucky Punch angeschlagener Boxer kurz vor dem Knockout taumelten die Wormaten nun über das Spielfeld. Der Schock des Rückstandes ließ das Blei in die Beine sacken und saugte jegliche Selbstsicherheit aus den Köpfen. Der Esprit der ersten Halbzeit war wie weggeblasen und lange Zeit ging überhaupt nichts mehr. Die Gäste entdeckten früh das Zeitspiel als taktische Variante und mauerten sich ansonsten hinten ein. Erst in den letzten zwanzig Minuten kam Wormatia wieder zu sich und packte mit langen Bällen die Brechstange aus. Marco Steil, Jabiri und die eingewechselten Kevin Feucht und Marcel Kunstmann hofften vorne auf die eine Gelegenheit. Und wie schon in Pfullendorf war es ein Kopfball, den nun aber Marco Steil nicht zum Ausgleich, sondern wuchtig an die Latte köpfte (90.). Stattdessen nutzten die Gäste den Konter zum 0:2. Den Schlusspunkt setzte Marco Steil mit klassischem Frustfoul im Mittelfeld, wodurch er wohl den für Rest des Monats nur noch von außen zuschauen darf (90.+4).
Tore: 0:1 Sözen (47.), 0:2 Lahn (89.)
Gelb: Himmel (65.), Steil (72.) – Bartsch (42.)
Rot: Steil (Wormatia/90.+4), grobes Foulspiel
Zuschauer: 877 Schiedsrichter: Florian Steinberg (Korntal-Münchingen)
Wormatia Worms
Nulle – El-Hammouchi, Steil, P. Wolf, Stulin (83. Kunstmann) – Wölk, Himmel – B. Weisenborn (57. Feucht), Oppermann (65. Mehring), T. Bauer – Jabiri.