Gegen auch in Unterzahl besser spielende Essener erringt Wormatia dank Anicics Freistoß und dem überragenden Manuel Wolff den zweiten Heimsieg vor leider nur 2.477 Zuschauern. Nein, sonderlich gut gespielt haben die Wormaten heute nicht. Fehlpässe, mangelndes Umschalten von Abwehr auf Angriff und ein sich deshalb mehrfach verdribbelnder Michael Anicic gab es auch heute wieder zu sehen. Doch im Abstiegskampf gibt es keinen Schönheitspreis, da zählt nur das nackte Ergebnis. Und ein 1:0 lässt sich eben auch mit harter Arbeit, einem überragenden Torwart und einer einzigen gelungenen Standardsituation erreichen. Bernhard Trares ließ erstmals wieder mit zwei Spitzen spielen und brachte Andrew Wooten von Anfang an, dafür musste Steven Jones wieder auf die Bank. Das war die einzige Änderung im Vergleich zum 0:2 in Münster, nicht groß verändert hatte sich der Spielverlauf der ersten 10 Minuten. Bereits in der 2. Minute muss Sandro Roesner in höchster Not zur Ecke klären, die für die erste dicke Chance sorgt: Manuel Wolff pariert Markus Kurths Kopfball aus kurzer Distanz mit einem tollen Reflex. Drei Minuten später verfehlt Sascha Mölders das Tor knapp. Wormatia wirkt in der Anfangsviertelstunde nervös, die Abwehr etwas unsortiert. Nach vorne versucht man es mit langen Bällen, nach einem solchen in der 10. Minute muss Torwart Maczkowiak Kopf und Kragen riskieren und gegen Christian Bolm klären. Zwei Minuten später gibts den ersten Wormatia-Schuss, Mario Cuc jagt den Ball aber in die Wolken. Die nächste dicke Chance für Essen in der 15. Minute nach einem Freistoß, Czyszczon köpft ganz knapp links vorbei. Drei Minuten später stolpert Maczkowiak im Rückwärtsgang fast über die eigenen Füße, Christian Bolm wäre hier der Nutznießer gewesen. Damit ist die erste heiße Phase überstanden, Wormatia stabilisiert sich, bringt das Essener Tor aber nicht ernsthaft in Gefahr. Auch RWE tut sich nun schwerer und kommt bis zum Halbzeitpfiff zu keiner Chance mehr. Wormatia wird etwas besser und hat mit Mario Cuc – wenn man großzügig ist – so etwas wie die erste Torchance. Sein Aufsetzer übers Tor sieht aber auch nur gefährlicher aus als er ist (32.). Ein paar Sekunden später sorgt Andrew Wooten für Aufregung, kann sich aber nicht durchsetzen. In der 38. Minute steigen Wormatias Aktien plötzlich schlagartig, als Stefan Kühne mit Gelb-Rot vom Platz muss. An der Mittellinie lässt er Michael Anicic mit robustem Körpereinsatz einfach auflaufen und muss folgerichtig zum Duschen. Danach hat Sandro Roesner eine dicke Möglichkeit, sein Kopfball nach Anicic-Ecke verfehlt das Tor aber um ein paar Meter. Von den Standardsituationen geht in Halbzeit eins im Übrigen sonst überhaupt keine Gefahr aus, Czyszczon und Zinke räumen hinten alles ab. Mit dem 0:0 geht es in die Kabine. Halbzeit zwei, die Sonne brennt, eine ausgeruhte Wormatia in Überzahl während dem Gast noch das Nachholspiel gegen Cloppenburg in den Knochen steckt. Das muss doch einfach klappen! Dummerweise lassen sich die Essener die Unterzahl überhaupt nicht anmerken und setzen die Wormaten phasenweise gehörig unter Druck. Thomas Süß und Andrew Wooten sorgen dafür in der 55. und 56. jeweils nach langen Bällen für erhöhten Andrenalinspiegel, werden aber abgeblockt. Es folgt die letzte halbe Stunde des Manuel Wolff, der mit seinen Paraden den Grundstein für die drei Punkte legt. Eine hohe Freistoßflanke in der 59. Minute hätte genau neben den Pfosten gepasst, Wolff ("ich dachte der geht rein") lenkt den Ball zur Ecke. Zwei Minuten später ist er wieder zur Stelle und pritscht einen Schuss zur Seite. Zu diesem Zeitpunkt sorgen Wormser Fehlpassquote und Laufwege mittlerweile für ein ungutes Gefühl, das Murren auf der Hauptribüne wird lauter. Ein tödlicher Pass oder eine Standardsituation erscheint die einzige Chance zum Wormser Torerfolg zu sein. Das sieht wohl auch Trainer Trares so, weshalb seit der 63. Marcel Gebhardt für Mahir Sahin im Spiel ist. Dass Wolff Nerven wie Drahtseile hat, zeigt er in der 67. Minute: Bührer passt in den freien Raum und Mölders steht frei vorm Tor, schiebt den Ball aber Wolff in die Arme. Das musste die Führung für RWE sein! Mittlerweile ist die Stimmung wieder etwas hoffnungsvoller, als es in der 73. Minute zu einer guten Chance kommt: Michael Anicic wird in äußerst günstiger Position mittig einen Meter vor der Strafraumkante gefoult. Eine Freistoßsituation "wie gemacht für Marcel Gebhardt", schießt es da vielen durch den Kopf. Auf ihm ruhen nun die Hoffnungen, Michael Anicic hat heute noch keinen einzigen gescheiten Standard gebracht. Und eben jener Anicic schlenzt den Ball kurzerhand mit einem Schritt Anlauf aus dem linken Fußgelenk unhaltbar in den Winkel! Unfassbar, Wormatia führt plötzlich 1:0! Jetzt ist der Teufel los und die Zuschauer auf der Hauptribüne hält es nicht mehr in ihren Sitzen. Das Tor gibt der Mannschaft neuen Aufwind und fünf Minuten später die dickste Chance des ganzen Spiels. Andrew Wooten kann rechts durchstarten, sieht sich drei Mann gegenüber und wartet auf den mitlaufenden Anicic. Punktgenau erhält dieser den Querpass und schiebt den Ball – Zentimeter links am Tor vorbei! Das musste die Entscheidung sein, jetzt heißt es wieder Zittern. Die ominösen letzten 10 Minuten beginnen, in der 83. Minute hat Marcel Gebhardt nach Rückgabe von Wooten das 2:0 auf dem Fuß, zielt aber genau auf den Torwart. Manuel Wolff muss nochmal einen Freistoß parieren, die letzten Minuten sind quälend lang. Nach vorne gepeitscht vom Publikum mobilisiert Christian Bolm die letzten Kräfte und kämpft kurz vor Schluss den Ball fast doch nochmal ins Tor. Danach ist Schluss und die drei Punkte bleiben tatsächlich mal wieder im Wormatia-Stadion! Wormatia macht wertvollen Boden im Abstiegskampf gut, für RWE ist der Aufstiegszug endgültig abgefahren.
Wormatia Worms Wolff – Süß, Roesner, Lang, Liesenfeld – Probst – Sahin (63. Gebhardt), Anicic (89. Pfeffer), Cuc (84. Jones) – Bolm, Wooten
Rot-Weiss Essen Maczkowiak – von der Gathen (81. Pagano), Czyszczon, Zinke (87. Harrer), Bührer – S. Kühne – Wunderlich, Neumayr (58. Karadag), Mainka – Mölders, Kurth