Ein verschossener Elfmeter, zwei Tore und ein Platzverweis – am Ende ergibt das ein 1:1-Unentschieden bei Aufsteiger Sportfreunde Eisbachtal.
Willkommen in der Oberliga! Nach elf Jahren in der Regionalliga ist man es ja gar nicht mehr gewohnt, dass Auswärtsspiele auch ohne dutzende Ordner, Zäune, Kontrollen und ein großes Polizeiaufgebot durchgeführt werden können. Eine Liga tiefer auf dem Kunstrasenplatz der Sportfreunde Eisbachtal war (durchaus angenehmerweise) alles eine Nummer kleiner und unaufgeregter. Selbst, dass der Schiedsrichterassistent seiner Arbeit wortwörtlich in Reichweite der mitgereisten Wormatiafans verrichtete, führte nicht zu Nervosität bei den Ordnungskräften. Dabei riefen die Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns im Verlauf des Spiels doch öfter mal Unmut hervor.
Schon nach acht Minuten zeigte Schiri Hauer auf den Punkt, Jan Dahlke war bei einer Standardsituation gezogen worden. Der Gefoulte schoss selbst, versuchte mit verzögertem Anlauf den Torwart auszugucken und scheiterte schließlich mit seiner zu lässigen Ausführung. Das wäre der perfekte Auftakt gewesen für die Wormaten, die sich sichtlich noch sortieren mussten und nach dem Ausfall von Tevin Ihrig auch die ein oder andere unerwünschte Umstellung hatten. Bei den Gastgebern, in deren Startelf lediglich drei Neuzugänge standen, lief der Ball schon flüssiger. Der junge Meuer feuerte den ersten Schuss nach 22 Minuten ab (drüber). Kevin Urban, der zu Beginn auf dem feuchten Kunstrasen umgeknickt und fortan etwas angeschlagen war, sicherte kurz danach einen Kopfball von Stahlhofen (29.). Wirklich gefährlich war das aber alles nicht.
Zu diesem Zeitpunkt gab es schon die erste personelle Änderung. Geovane Henrique Oliveira Damaceno hatte sich bei einem taktischen Foul die Gelbe Karte abgeholt (sowie der Schiedsrichter zum Unmut der Gastgeber den Vorteil abgepfiffen) und stand nach einem weiteren eher unbeabsichtigten Foul kurz vor dem Platzverweis. Trainer Kristjan Glibo nahm den Brasilianer zur Sicherheit raus und brachte Emmanuel Léonce Kouadio, der sich rechts einsortierte, während Clirim Recica nach links wechselte.
Dann doch die Führung für Wormatia. Die Strafraumszene schien im ersten Eindruck fast schon geklärt, doch Dahlke setzte nach, schob seinen Körper zwischen Gegenspieler und Ball und spitzelte diesen am Torwart vorbei – 0:1 (32.).
Die Wormaten zeigten Einsatz und Laufbereitschaft, spielerisch war noch Luft nach oben. In einigen guten Szenen landete der letzte Pass in den Abwehrbeinen und gerade Dahlkes Konterchance hätte einen zweiten Treffer ergeben können. Auf der anderen Seite zeigte sich Urban noch einmal sicher bei einem Freistoßaufsetzer (41.), dann ging es in die Pause.
Nach der Pause erhöhten die Sportfreunde den Druck und bei den Wormaten machte sich der hier und da fehlende Spielrhythmus bemerkbar. Gefährlich für die Defensive wurde es allerdings zunächst nur über Standards. So nahm ein Eisbachtaler einen abgewehrten Freistoß aus guter Position volley – und verzog ins Seitenaus (56.). Bei einem geglückten Entlastungsangriff wurde Recica von Koki Matsumoto steil geschickt und konnte den Ball am herausstürzenden Kremer vorbeispitzeln – leider auch am Tor (59.). Statt 0:2 stand es kurz danach 1:1. Über die linke Angriffsseite kam ein Pass flach in den Strafraum, Andrej Ogorodnik verpasste und Torjäger Meuer hielt Vollspann drauf – Ausgleich (62.). Mit der Einwechslung von Filimon Gerezgiher sollte es wieder mehr Zugriff geben, Kouadio musste weichen und der emsige Recica wechselte wieder nach rechts. Prompt fiel Gerezgiher der Ball vor die Füße, der aber zu überrascht war, um die urplötzliche Gelegenheit zu nutzen (68.).
Die Schlussphase war geprägt von Kampf und Freistoßentscheidungen, mit denen die Fans selten einverstanden waren. Ein vielversprechender Angriff über den kurz vorher eingewechselten Jan-Philipp Schünke endete mit einem Tritt auf dessen Sprunggelenk, was den 18-Jährigen aus der Fassung brachte. Für seinen Schubser sah er berechtigterweise die Rote Karte (90.). In Unterzahl bot sich dem VfR sogar noch einmal die Siegchance, Gerezgiher zog aus spitzem Winkel ab und Torwart Kremer sicherte per Fußabwehr das 1:1 (90.+4).
"Ich war mit der 1. Halbzeit zufrieden, hier haben wir das Spiel aus meiner Sicht kontrolliert und außer Standards nichts zugelassen. Unsere Angriffe müssen wir aber besser ausspielen", zieht Trainer Glibo als Fazit. "Nach der Pause hat man die fehlende Spielpraxis schon gemerkt. Aber ich finde, das war ein guter erster Schritt und wir werden nächste Woche beim Heimspiel gegen Dudenhofen den nächsten machen." Besonders hervorheben möchte der Coach aber die Unterstützung der rund 150 mitgereisten Fans unter den 520 Zuschauern. "Das war sensationell. Als Clirim an der Außenlinie gegrätscht hat, sind die Leute sofort richtig mitgegangen. Das habe ich der Mannschaft auch hinterher gesagt. Wenn sie mit Einsatz voran geht, kommt von außen etwas zurück und das brauch die Mannschaft. Ich freue mich schon auf das Heimspiel!"
Tore: 0:1 Dahlke (32.), 1:1 Meuer (62.)
Gelb: (8.), (47.), (73.), (90.) / Oliveira Damaceno (23.), Köksal (42.), Graciotti (81.), Veleanu (86.)
Rot: Schünke (Wormatia/90.), Tätlichkeit
Zuschauer: 520 Schiedsrichter: Tobias Hauer (Bübingen)
Wormatia Worms
Urban – Grimmer, Ogorodnik, Lickert, Veleanu – Köksal, Graciotti – Recica, Matsumoto (78. Schünke), Oliveira Damaceno (30. Kouadio / 67. Gerezgiher) – Dahlke.
Pressekonferenz (Facebook)