Im Kellerduell der Regionalliga West setzte sich gestern Abend der VfR Wormatia dank Toren von Martin Gollasch und Alan dos Santos mit 2:0 gegen Eintracht Trier durch und verkürzt den Abstand auf das rettende Ufer wieder auf neun Punkte.
Wenn kurz vor Saisonende der Tabellenletzte auf den Vorletzten trifft, dann hat der Verlierer der Partie sowohl tabellarisch als auch mental meist schlechte Karten für die letzten Spiele. Da lautet die Devise also zunächst einmal, möglichst keine Fehler zu machen und nicht in Rückstand zu geraten. Packender Fußball gibt es dabei in den seltensten Fällen zu bewundern. So war es auch gestern Abend bei Regenwetter im Wormatia-Stadion. Die Wormaten hatten den Auftritt gegen Gladbach im Hinterkopf und mit der Angst vor Fehlern und einem frühen Gegentor agierten sie die erste halbe Stunde offensiv vorsichtig, oft zu zögerlich oder umständlich. Und der Gast aus Trier? Die pure, nackte Abstiegsangst. Da war im Vorfeld der Partie in diversen Internetforen zu lesen, die Wormaten seien doch eh schon abgestiegen, die würden sich nicht mehr richtig reinhängen und die drei Punkte gäbe es praktisch servierfertig auf dem Tablett. Trainer Breu gab sich mit markigen Sprüchen (Die Wormatia ist fällig. Heute muss Worms dran glauben.) ebenfalls siegessicher und rechnete schon mal vor, dass man mit einem Sieg wieder in Schlagweite zu Rang zehn wäre. Und als die Trierer Spieler nach fünf Minuten merkten, dass die Gastgeber nicht im Traum daran dachten, hier Punkte zu verschenken da kroch ihnen die Abstiegsangst in die Knochen und lähmte Geist und Körper. Denn die Wormaten nahmen den Abstiegskampf an, attackierten früh und mühten sich, allen voran Artur Krettek, die Leistung gegen Gladbach vergessen zu machen. Überhaupt konnten sich die beiden Außenverteidiger Krettek und Stiller immer wieder ins Angriffsspiel einschalten, weil ihre Gegenspieler ihnen viel Platz ließen und sich erst vor dem Strafraum den Zweikämpfen stellten. Der VfR übernahm daher die Kontrolle, wartete aber oft zu lange auf den richtigen Moment der Ballabgabe, wodurch wenige Torschussmöglichkeiten heraussprangen und der erste Durchgang eine ereignisarme Angelegenheit war. Martin Gollasch (7.) und Marcel Gebhardt (29.) verfehlten mit ihren Schüssen den Kasten knapp, auf der anderen Seite faustete Manuel Wolff an einem Eckball vorbei (26.) und Andreas Anicic schoss auch mal aufs Tor drüber (35.). Der Passivität der Trierer war es dann zu verdanken, dass die Wormaten plötzlich in Führung gingen. Zouhair Bouadoud kam im Strafraum an den Ball, hatte trotz gleich drei respektvoll Abstand haltenden Gegenspielern eine gefühlte Ewigkeit Zeit, im richtigen Moment auf Martin Gollasch zu passen, der zunächst Kühne umkurvte und dann aus der Drehung Torwart Schneider keine Chance ließ 1:0 (37.). Endgültig auf die Siegerstraße brachte die Wormaten dann Triers Stürmer Yannick Salem drei Minuten später. Partout wollte er als Ein-Mann-Mauer bei einem Gebhardt-Freistoß den erforderlichen Abstand nicht einhalten und kassierte zunächst gelb, nur um dann so lange mit Schiri Athanassiadis zu diskutieren, bis dieser genervt die zweite Gelbe hinterherschickte. Als hätte Salem damit nicht schon genug Schaden angerichtet, hielt er sich auch noch den herbeieilenden Mitspieler Dingels mit einem satten Rückhandschwinger erfolgreich vom Hals, der geschockt und mit blutender Lippe zur Halbzeit gleich in der Kabine blieb.
Für Dingels kam zur zweiten Hälfte Sahr Senesie auf den Platz, der zumindest in Einzelszenen die Offensive belebte. Dafür hatten die Wormaten vorne noch mehr Räume als im ersten Durchgang, aber alleine Manuel Rasp stand binnen zwei Minuten dreimal im Abseits. Und während die Trierer immer hilfsloser agierten, wurden die Wormaten immer souveräner – bis letztlich in der 68. Minute ein schöner Angriff mit Erfolg zu Ende gespielt wurde. Marcel Gebhardt, der während der neunzig Minuten im Prinzip machen konnte was er wollte, legte den Ball nach links außen, erhielt ihn im Strafraum kurz danach per Flanke wieder, legte ab auf den eingewechselten Alan dos Santos und der besorgte gegen den vergeblich herausstürzenden Schneider aus fünf Metern die Entscheidung. Danach spielten die Wormaten gegen mental abgestiegen wirkende Trierer ähnlich gelassen ihren Stiefel herunter wie beim 3:0 in Essen, Marcel Gebhardt schlenzte noch einen Freistoß aufs Tornetz (76.) und Trier kam zur einzigen Torchance der zweiten Hälfte, doch Wolff war bei Bettmers Freistoß auf der Hut (79.). Schiri Athanassiadis wollte die Gäste nicht unnötig lange quälen und pfiff unter dem Jubel des Wormser Anhangs pünktlich ab.
Wormatia Worms Wolff – Stiller, Magin, Lang, Krettek (85. Klotz) – Schröer – Kassem-Saad (74. Cuc), Gebhardt, Gollasch – Rasp, Bouadoud (61. dos Santos)
Schlechte Nachrichten gibt es dagegen aus dem Verletztenlager. Sandro Rösners vermuteter Bänderanriss entpuppte sich als doppelter Bänderabriss – und Sven Bopps Prellung ebenso. Die gleichen Bänder am linken Knöchel stellte Rösner kopfschüttelnd fest, der zusammen mit Bopp das Spiel von der Tribüne aus verfolgte. Für beide ist die Saisonvorzeitig beendet.