Wieder nur ein Punkt. Nach frühem Rückstand dreht Romas Dressler kurz nach der Pause die Partie, die Gastgeber kommen durch einen Handelfmeter kurz vor Schluss zum Ausgleich.
Die Leistungen der Wormatia-Mannschaft in dieser Saison gleichen einer Achterbahnfahrt, es geht hoch und runter. Das gestrige 2:2 beim SC Idar-Oberstein hatte geradezu Symbolcharakter, denn der VfR zeigte nacheinander seine drei Gesichter. So gibt es die unfokussierte und im Zweikampf zurückhaltende Wormatia, meist in der ersten Halbzeit anzutreffen, die zügig ein Gegentor kassiert und dem recht ratlos gegenüber steht. Beim Pokalaus in Ludwigshafen sah man dieses Gesicht, gegen Homburg und in Alzenau. Gestern ebenfalls. Die Gastgeber zeigten, wie Abstiegskampf funktioniert: Aggressive Zweikampfführung und leidenschaftlicher Kampf. Folgerichtig gingen sie auch in Führung. Es war schon wieder ein Freistoß, der weit auf die andere Seite geschlagen wurde und von Maurer unbedrängt in die Mitte geköpft werden konnte. Dort durfte Knartz einschießen (11.). Fehler, die in dieser Saison nicht mehr abstellbar zu sein scheinen. Knartz mit einem Fernschuss (25.) und einem Kopfball (27.) hätte noch nachlegen können, den Wormaten gelang bis auf einen Dressler-Kopfball in Rücklage nichts. Man war dem SCI schlicht in allen Belangen unterlegen.
Doch es gibt ja noch das zweite Wormatia-Gesicht: Zielstrebig angreifend, kämpfend, mit bisweilen mitreißend guten Spielzügen. Und so kamen die Wormaten, mit kleinen Anlaufschwierigkeiten, auch aus der Kabine. Die Zweikampfführung war auf Abstiegskampf justiert und plötzlich ging es mit Druck nach vorne. Der erste gefährliche Angriff über Wittke landete noch bei Torwart Adami (49.), der nächste saß bereits. Toch schickte Dressler und der ließ Adami mit einem Flachschuss in die kurze Ecke aus spitzem Winkel ganz alt aussehen (51.). Gleich danach verpasste Bektasi eine Akcam-Hereingabe (53.) und die Führung, Dressler holte dies wenige Minuten später nach. Einen weiten Abstoß von Knödler verlängerten Dressler und Akcam in den Lauf von Bektasi, der an Adami scheiterte und schmerzhaft mit diesem zusammenstieß den Abpraller versenkte Dressler (60.). Glücklicherweise konnte Bektasi nach dieser Szene weiterspielen, das sah zunächst Besorgnis erregend aus.
Die Wormaten riefen also knappe zehn Minuten lang ihr Potential ab und drehten prompt die Partie. Die Gastgeber waren angeknockt, ein dritter Treffer hätte die Partie wohl entschieden. Doch es gibt da ja noch das dritte Wormatia-Gesicht, nachlässig konternd, unkonzentriert und sorglos verteidigend. Das Für-heute-muss-das-reichen-Gesicht. Es ist der Grund, warum der VfR in der Tabelle der ersten Halbzeit auf einem Aufstiegsplatz steht (trotz der frühen Gegentore) und in der Tabelle der zweiten Halbzeit auf einem Abstiegsplatz. Der Grund, warum der Klassenerhalt immer noch nicht gesichert ist und nur 9 Siege, aber 14 Unentschieden in der Bilanz stehen. Es zeigte sich auch gestern wieder. Idar-Oberstein stemmte sich mit aller Macht gegen die Niederlage, die Wormaten hielten nicht konsequent dagegen. Ein abgefälschter Wischang-Schuss war die erste Warnung (66.), ein Gewaltschuss von Schug gleich darauf die nächste (67.). Es boten sich Konterchancen, doch der VfR spielte keine davon zu Ende. Eine Ecke, bei der das Spielgerät wie eine Flipperkugel letztlich vom Rücken eines Abwehrspielers am Tor vorbei ging, brachte noch die größte Gefahr (71.). Gefährlich war es auch immer bei Freistößen der Gastgeber und Wormatias Defensive produzierte diese fast im Minutentakt. Weil Steil ausrutschte, hatte Stumpf schließlich den Ausgleich auf dem Fuß, seinen Lupfer schlug Rösner im letzten Moment noch von der Linie (78.). Drei Minuten später war es dann geschehen, dank des geschätzt dreißigsten Freistoßes. Der ging in die Mauer, traf Dresslers hochgerissene Arme Elfmeter. Maurer versenkte sicher zum 2:2-Endstand (82.).
Das dritte Unentschieden in Folge hält die Konkurrenz zwar weiter auf Abstand, im Tennis würde man aber von einem weiteren vergebenen Satzball sprechen. Am nächsten Spieltag hat Wormatia frei und statt entspannt diese kleine Ruhepause zu genießen, wird der geneigte Wormatia-Sympathisant Daumen drückend die Spiele der Konkurrenz verfolgen. Die Nachholspiele morgen und übermorgen werden die Tabelle weiter gerade rücken und die Situation im Keller verdeutlichen. Zwei der drei Wormatia-Gesichter möchten die Anhänger in den verbleibenden vier Spielen lieber nicht mehr sehen.
Tore: 1:0 Knartz (11.), 1:1 Dressler (51.), 1:2 Dressler (60.), 2:2 Maurer (82./Handelfmeter)
Gelb: Schunck (75.) / Akcam (24.), Wittke (70.), Gopko (75.), Steil (83.), Rösner (85.)
Zuschauer: 379 Schiedsrichter: Rabe (Simtshausen)
Wormatia Worms
Knödler – Himmel, Steil, Rösner, Gopko (89. Böcher) – Akcam, Abele, Wittke (90. Feucht), Toch (83. Banouas) – Bektasi, Dressler.