Schritt zurück, um neuen Anlauf zu nehmen

Die Situation spricht für sich: 11 Punkte, Tabellenletzter der Regionalliga West. Das Flaggschiff Wormatia ist sportlich angeschlagen. Auf der Kommandobrücke zeigt man sich einsichtig: das Vorhaben, Profi-Fußball in Worms zu etablieren ist gescheitert und wird vertagt. Erklärtes Ziel: die wirtschaftliche Situation verbessern, auf die überfällige Strukturreform des DFB hoffen und – was wahrscheinlich ist – in der Oberliga einen neuen Anlauf nehmen. Aufbruchstimmung statt Tristesse beim Vorstand, der am Donnerstagabend Sponsoren und Gönner im früheren Neugeborenenzimmer des Klinikums begeistern wollte, die Zukunft des Traditionsvereins weiterhin mit zu gestalten.

"Wir wollen die Saison sportlich vernünftig zu Ende spielen”, so Wormatia-Vorsitzender Jürgen von Massow, der die Planungen für die Oberliga forciert und zu Gunsten eines Neuanfangs auf die Ausgabenbremse tritt. "Wir müssen die Einnahmeausfälle und künftig geringere Sponsorenerträge kompensieren”, begründet der Vorsitzende die Sparmaßnahmen. Noch-Hauptsponsor EWR werde zwar über die Saison hinaus längerfristig dem Verein die Treue halten, richte aber seinen Fokus auf den Jugendbereich. Gespräche mit einem neuen Hauptsponsor seien ebenfalls auf einem guten Weg, zeigt sich vn Massow optimistisch, dass die Marke Wormatia weiterhin einen hohen Stellenwert besitzt.

Vorstandskollege Jan Donner beleuchtete die sportliche Situation und informierte über den aktuellen Stand auf dem Transfermarkt. Manuel Helmlinger, der an einem Knorpelschaden im Knie laboriert, schließt sich Hassia Bingen an. "In beiderseitigem Einvernehmen”, erklärte Donner, wobei ungewiss sei, ob Helmlinger überhaupt wieder zur alten Form zurückfinden könne. Der Vertrag mit Mahir Sahin wurde aus familiären Gründen ebenfalls aufgelöst. Matteo Monetta hat Wormatia um eine Freigabe gebeten. "Dieser Bitte haben wir entsprochen”, so Jan Donner mit dem Hinweis, dass Monetta beim VfR Mannheim in der Verbandsliga spielen wird. Das Gastspiel der Gataric-Brüder ist ebenfalls beendet. Dalibor wechselt ja bekanntlich zum Tabellenführer Lotte. Danijel Gataric hat sich dem KSV Hessen Kassel angeschlossen.

"Kein Aderlass oder Ausverkauf”, stellte Jan Donner klar, dass die Abgänge im bisherigen Saisonverlauf jeden Beweis ihres zweifellos vorhandenen Könnens schuldig geblieben seien. Ein Wiedersehen gibt es für die VfR-Fans indes mit Mario Cuc, der nach einem Intermezzo bei der insolventen Viktoria aus Aschaffenburg wieder das Wormatia-Dress schnürt. Mit Martin Gollasch vom Oberligisten SC Idar-Oberstein wurde ein weiterer Hoffnungsträger unter Vertrag genommen. Einsatz und Leidenschaft verspricht Donner den Fans in den verbleibenden Spielen. "Jeder spielt für sich und um seine Zukunft, entweder bei Wormatia oder einem anderen Verein”, weiß Donner um die zusätzliche Motivation. "Allerdings auch eine schwere Bürde für die Trainer”, unterstreicht Jan Donner. Anhaltendes Verletzungspech hätte fatale Folgen, um in der Liga noch halbwegs konkurrenzfähig bleiben zu können.
Ganz aufgeben hat sich die Klotz-Truppe scheinbar noch nicht. Donner verwies auf eine Aussage von Manuel Rasp in Gegenwart des sportlichen Leiters Fritz Bergemann-Gorski. Rasps O-Ton:"Wir schaffen das noch!” "Das spricht für die Moral”, hält Donner das Wunder nicht gänzlich für ausgeschlossen. Gleichzeitig bringt Jan Donner auf den Punkt, was dem Traditionsverein bald drohen kann: "Absteiger und Wormatia, das motiviert alle Vereine der Oberliga und macht den Neuanfang doppelt schwer”. In der Trainerfrage sei Jürgen Klotz auch für die Oberliga bislang der erste Ansprechpartner des Vereins.

Abbitte leistete Wormatias Marketing-Vorstand Thomas Wittwer bei allen Gönnern des Vereins. Aufgrund der sportlichen Entwicklung habe man die Akquise und Betreuung von Sponsoren vernachlässigt. Wittwer warb darum, den weiteren Weg des Traditionsvereins gemeinsam zu gehen. "Jeder Euro zählt”, wünscht sich Thomas Wittwer, dass die kommenden Veränderungen von einem dauerhaftem Miteinander geprägt werden. "Wir gehen jetzt einen Schritt zurück, um einen neuen Anlauf zu nehmen”, fasste Jürgen von Massow die Strategie zusammen, mit der Wormatia sich für die Zukunft wappnen will. Jetzt hofft die Wormatia-Führung auf viele Geburtshelfer, um sich in der Oberliga neu zu formieren und guten Fußball zu zeigen.

Autor: Steffen Heumann