60 Sekunden entscheiden das Top-Spiel

Bei der 2:1-Niederlage in Trier stehen die Wormaten kurz vor dem Ziel, fangen sich tief in der Nachspielzeit zwei Gegentore und erleben ihr persönliches Manchester.

Spielbericht

Es war alles angerichtet für ein Fußballfest. Sieben Busse und zahlreiche Autos machten sich auf den Weg aus Worms Richtung Trier, auch laut Polizeiangaben rund 450 Wormatia-Fans. Knapp 4.500 Zuschauer wollten das Spitzenspiel sehen und damit deutlich mehr, als die Trierer Verantwortlichen sich erhofft hatten. Der Anpfiff wurde dann auch um eine Viertelstunde verschoben.

Überraschend auch die Startelf des VfR, war doch Lennart Grimmer tatsächlich ebenso von Beginn an dabei wie der angeschlagene Noel Eichinger. Aleksandar Biedermann ersetzte an alter Wirkungsstätte erwartungsgemäß den gesperrten Daniel Kasper.

Die Wormaten begannen mutig, die erste Torchance hatten die Gastgeber. Brandscheid köpfte nach Flanke in Rücklage vorbei (9.). Im Gegenzug wurde Eichinger gerade noch per Grätsche gestoppt (12.). Die fällige Ecke wurde auf Kosten einer weiteren geklärt und die, von Eichinger auf den ersten Pfosten geschlagen, köpfte Tevin Ihrig zur frühen Wormatia-Führung ein (14.).

Anders als sonst, gingen die Wormaten nun aber nicht auf den zweiten Treffer, sondern ließen die Gastgeber kommen und konzentrierten sich auf die Verteidigung. Das klappte auch gut, ein Eckball blieb die gefährlichste Szene (22.). Bis auf einen Schuss von Grimmer ein gutes Stück links vorbei (23.) und eine gefährliche Freistoßflanke von Eichinger (39.), hatte man aber auch selbst keine wirklich nennenswerten Offensivaktionen. Die Wormaten machten einen abgeklärten Eindruck und die knappe Führung war zum Halbzeitpfiff ungefährdet.

Auch im zweiten Durchgang änderte sich das Spiel nicht. Viel Ballbesitz für Trier ohne wirkliche Gefahr für die sichere Defensive des VfR, der bei seinen spärlichen Kontermöglichkeiten aber auch kein Durchkommen fand. Ein Distanzschuss von Jannik Marx, gut pariert von Wieszolek, sollte der einzige Abschluss bleiben (81.).

Nach einem Foulspiel musste dann zuerst Grimmer verletzt raus (67.), kurz darauf auch Eichinger (74.). Als Cymer den ersten guten Abschluss der Eintracht durch König parierte (77.), wurden die Aktionen der nie verzagenden und auch nicht müde wirkenden Gastgeber zwingender. Gegen Brandscheids Schuss aus spitzem Winkel musste Cymer erneut retten (86.) und hatte mit dessen nächsten Abschluss keine Probleme (90.).

Die Bekanntgabe der mit sechs Minuten ungewöhnlich langen Nachspielzeit gab der Eintracht nochmal einen Schub und die Wormaten erlebten ihr persönliches Manchester. Damals ließ sich der FC Bayern den Champions-League-Titel in der Nachspielzeit noch aus der Hand reißen, diesmal kassierten die Wormaten eine Niederlage, wie man sie als Fußballer selten erlebt. Nach verunglücktem Rückpass hatte der eingewechselte Esmel schon den Ausgleich auf dem Fuß (90.+3), der dann Heinz aus spitzem Winkel gelang (90.+4). Der Jubel war kaum verklungen, da überspielte Garnier mit einem langen Ball aus 50 Metern die Fünferkette und Brandscheid traf frei vor Cymer zum 2:1-Siegtreffer (90.+5).

Es liegt nun am Trainerteam und an der Mannschaft, diesen Schock aus den Köpfen zu bekommen. Die Wormaten haben es weiterhin selbst in der Hand und können dank des besseren Torverhältnisses mit zwei Siegen gegen Karbach und Gonsenheim immer noch die Meisterschaft feiern.

Tore: 0:1 Ihrig (14.), 1:1 Heinz (90.+4), 2:1 Brandscheid (90.+5)
Gelb: R. Garnier (3.), Roth (69.), Brandscheid (90.+5) / Joachims (79.), Kireski (88.)
Zuschauer: 4.447
Schiedsrichter: Tom Bauer (Neuhofen)

Aufstellung
Cymer – Kireski, M’voto, Ihrig, Henrique – Marx – Grimmer (67. Asamoah), Loechelt, Joachims (88. Knäblein) – Eichinger (74. Darkaoui), Biedermann (60. Kiefer).

Fotos

Vorbericht

Wie gerne wurde betont, dass sich der Aufstieg nicht in den Spielen gegen Trier entscheiden wird, sondern in den Begegnungen davor und danach. Seit dem 1:1 im Hinspiel konnten die Wormaten aus fünf Spielen die volle Punktzahl holen bei 21:3 Toren. Weil Eintracht Trier aber am Mittwoch im Nachholspiel gegen Mechtersheim nicht über ein 0:0 hinauskam, sind es dort zwei Punkte weniger bei 10:6 Toren.

Dadurch hat sich die Ausgangslage kurz vor dem Spitzenspiel doch noch einmal in Richtung Worms verbessert. Drei Punkte Vorsprung und ein um 13 Treffer besseres Torverhältnis sind es nun. Selbst bei einer Niederlage hätten die Wormaten es also noch selbst in der Hand – und stünden bei einem Sieg zwei Spieltage vor Schluss mit anderthalb Beinen in der Regionalliga.

Mit Blick auf die letzten Auftritte dürfte der VfR trotz Auswärtsspiel auch leichter Favorit sein. Während die Wormaten ihre letzten fünf Spiele am Ende souverän und meist auch deutlich gewinnen konnten, tat sich die Eintracht schwerer. Deutlich war nur das 5:2 in Wiesbach, beim 3:2 im Spitzenspiel gegen Ludwigshafen brachte die 2. Halbzeit den Sieg. Die knappen 1:0-Erfolge in Dudenhofen und Diefflen gelangen dann erst in der Schlussphase, bei der Nullnummer gegen Mechtersheim war dieses Spielglück nun aufgebracht – und nach zwei englischen Woche in Folge auch ein wenig die Kraft.

Die Wormaten treten die Reise nach Trier nun jedenfalls mit ordentlich Selbstvertrauen an. Die starke Leistung im Hinspiel (eine komplette Halbzeit in Unterzahl und mit den besseren Siegtorchancen) hatte nach dem eher holprigen Start aus der Winterpause spürbar letzte Blockaden gelöst und die spielerische Leichtigkeit in der Offensive reaktiviert.

„Wir sind bis in die Haarspitzen motiviert und gehen voll konzentriert in die Partie.“

Trainer Kristjan Glibo

Trainer Kristjan Glibo muss leider auf den formstarken Daniel Kasper verzichten, der nach seiner Roten Karte in Engers gesperrt ist. Mit Noel Eichinger (Sprunggelenk) droht außerdem ein weiterer Ausfall in der Offensive. Dafür ist wie schon in Engers Luis Kiefer wieder im Kader und überraschend könnte auch Lennart Grimmer eine Option sein: Trotz Muskelbündelriss konnte der Leistungsträger bei leichter Belastung völlig schmerzfrei trainieren.

In Trier hofft man auf 3.000 Zuschauer, mehrere hundert davon werden zur Wormatia halten. Außer den vier vom Verein organisierten Fanbussen fahren auch noch weitere, insgesamt machen sich sogar sieben auf den Weg Richtung Moselstadion. Für Kurzentschlossene sind in Bus 4 noch ein paar Plätze frei.

Ab 12 Uhr wird hinten am Vereinsheim bei Harry angegrillt. Ausgabe der „textilen Überraschung“ ist am Fanshop hinter der Haupttribüne, der auch ab 12 Uhr geöffnet hat. Treffpunkt auf dem Parkplatz ist dann 14 Uhr, Abfahrt allerspätestens um 14:30 Uhr. Für Freigetränke an Bord ist gesorgt. 

Anstoß: Samstag, 21.05.2022, 18:00 Uhr
Spielort: Moselstadion, Am Stadion 1, 54292 Trier
Liveticker: fussball.de (Gast-Ticker auswählen)
Livestream: SVE-TV (YouTube)

Die Wormatia ist bereit: Alle nach Trier!