Gegen den Tabellendritten SV Elversberg gelingt mit neuer Taktik ein verdientes 1:1. Nach umstrittenem Rückstand erzielt Özgün kurz vor Schluss den umjubelten Ausgleich.
Tim Paterok, Enis Saiti, Sandro Loechelt und Benjamin Maas gesperrt, dazu Benjamin Himmel verletzt gleich fünf Stammspieler fehlten gegen Aufstiegsaspirant Elversberg. Angesichts von vier Niederlagen in Folge und zuletzt teils katastrophalen Defensivleistungen keine guten Voraussetzungen. Trainer Sascha Eller legte daher den Fokus auf die Abwehrarbeit und wählte gegen den Tabellendritten eine passende Taktik: Beton anrühren. Kompakt stehen war allererste Devise, intensiv wurde daher unter der Woche die Fünferkette trainiert.
Die neue Taktik und der Personalmangel brachte einige Ungewohnheiten mit sich, allen voran der zentrale Abwehrblock mit Startelfdebütant Meik Karwot, Alexander Hien und Kristian Maslanka sowie Sascha Wolfert als Linksverteidiger. Das Mittelfeld mit Alan Stulin im Zentrum sowie Ricardo Antonaci und Björn Weisenborn außen war ebenfalls eine Neuheit, vorne stürmten Florian Treske und Alper Akcam. Eine gewisse Nervosität war in der Anfangsphase durchaus zu spüren, mit der Zeit stand die Defensive aber immer besser. Mit Erfolg, denn die Gäste umspielten bei gefühlt 70% Ballbesitz den Strafraum zwar wie beim Handball, kamen aber bei drei Torschüssen, die alle ihr Ziel verfehlten, zu keiner richtigen Torchance. Die Wormaten zogen alle an einem Strang und hielten sich an die taktischen Vorgaben, dirigiert von Abwehrchef Karwot. Hervorzuheben, weil zumindest für Wormser Zuschauer auf ungewohnter Position (Bei Elversberg in der Dritten Liga habe ich das auch schon gespielt), war Linksverteidiger Wolfert. Dieser war sichtlich besonders engagiert und klärte mehrfach ohne Rücksicht auf Verluste per Flugkopfball. In vorderster Front hatte Akcam die laufintensive Aufgabe, auf Konter zu lauern und gegnerische Ballverluste zu provozieren. Der Winterzugang überzeugte als fleissiger Arbeiter, wurde nach einer Stunde entkräftet ausgewechselt und hatte die einzige Torchance der ersten Halbzeit. Von Wolfert auf die Reise geschickt, schüttelte er seinen Verfolger ab und kam auch an Torwart Jensen vorbei, traf dann aber nur das Außennetz (4.).
Im zweiten Durchgang begann Elversberg etwas mehr zu investieren, präsentierte sich aber weiterhin nicht gerade wie ein Aufstiegskandidat. Erst nach einer Stunde hatte Tunjic die ersten beiden Chancen zur Gästeführung. Gut in Szene gesetzt, schoss er vor dem Strafraum überhastet in die Wolken, als ihm Timo Utecht etwas unkonventionell entgegenflog (58.). Zwei Minuten später klärte Utecht gegen Tunjic mit der Brust und Nicus Nachschuss segelte knapp am linken Pfosten vorbei. Auf Wormatiaseite sorgte der eingewechselte Ali Özgün für erhöhten Puls, als seiner Fußspitze nur ein paar Zentimeter fehlten (71.). Im Gegenzug brachte eine Ecke die Führung für Elversberg. Unglücklich von Wolfert verlängert, landete der Ball in einem Pulk, wo Celik das Spielgerät in vollem Umfang über die Linie gebracht haben soll, ehe Stulin klärte (72.). So richtig sicher waren sich auch die Elversberger nicht, aber Schiedsrichter Weickenmeier gab das Tor. Da half auch das energische Einreden fast der kompletten Wormatia-Mannschaft auf den Linienrichter nichts, der das Tor angezeigt hatte. Schon wieder so ein diskussionswürdiges Gegentor wie das vorentscheidene 0:2 im Hinspiel, als die Elversberger bei einer Verletzung den Ball nicht ins Aus spielten, sondern dieser sogar noch vom am Boden liegenden Spieler in den Lauf des Torschützen prallte. Im Gegensatz zu den letzten Spielen wirkte das Gegentor daher auch motivierend, so wollte man sich nicht besiegen lassen. Beim SVE, 70 Minuten lang auf Angriff gepolt, taten sich defensiv durchaus Lücken auf. Und mit Özgün war eine frische Kraft auf dem Platz, die zielsicher in diese Lücken stoßen und die Gegenspieler überlaufen konnte. Die erste Großchance bot sich ihm nach schönem Lupfer des ebenfalls eingewechselten Zahit Findik, der Schuss aus nächster Nähe traf jedoch nur Torwart Jensen (80.). Als Elversbergs Birk an der Mittellinie gegen Özgün den Fuß draufhielt, mussten die Gäste die Schlussminuten in Unterzahl bestreiten (85.). Nur eine Minute später schlug Stulin einen langen Pass in die Spitze, Özgün setzte sich gegen seine Gegenspieler durch und spitzelte den Ball über den herausstürzenden Jensen hinweg zum umjubelten Ausgleich ins Tor (86.). Trotz brenzliger Situationen auf beiden Seiten bis in die Nachspielzeit blieb es am Ende auch beim 1:1. Angesichts des Chancenverhältnisses von 3:3 ein durchaus gerechtes Ergebnis.
Nach vier Niederlagen in Folge also endlich wieder ein Erfolgserlebnis. Sicherlich nicht sonderlich attraktiv fürs Auge, aber das war auch dem Großteil der Fans nach dem Spiel herzlich egal. Ein ganz wichtiger Schritt nach vorne rechtzeitig vor den kommenden Begegnungen mit den Schlusslichtern Baunatal und Zweibrücken. Typische Spiele, in denen man besser frühzeitig in Führung geht.
Tore: 0:1 Celik (72.), 1:1 Özgün (86.)
Gelb: B. Weisenborn (55.), Utecht (73.), Karwot (73.), Treske (86.) / Tunjic (74.), Feisthammel (86.), Maek (88.)
Gelb-Rot: Birk (Elversberg/86.)
Zuschauer: 848 Schiedsrichter: Jonas Weickenmeier (Frankfurt)
Wormatia Worms
Utecht – Gopko (68. Özgün), Hien, Maslanka, Karwot, Wolfert – Antonaci, Stulin, B. Weisenborn – Treske, Akcam (66. Findik).