Das Fantreffen am Donnerstagabend führte zu einem informativen Austausch zwischen Vorstand und Fans. Dabei wurde das neue Fanprojekt vorgestellt und einige Pläne, das Vereinsleben bei Heimspielen zu fördern.
Fast 40 Fans waren dem Aufruf gefolgt und kamen ins Clubhaus, um mit dem Vorstand, vertreten durch Tim Brauer, Jochen Schneider, Marcel Gebhardt, Gert Bickel und Gerd Obenauer, ins Gespräch zu kommen. Ein erfreulich großer Zuspruch, was sicherlich auch daran lag, dass es bereits Ergebnisse einiger Vorgespräche vorzustellen gab. Fans wie Vorstand hatten in den letzten Monaten erkannt, dass das Vereinsleben und das Miteinander nicht nur bei Heimspielen ein wenig "eingeschlafen" ist. Daran wollen beide Seiten gemeinsam etwas ändern und die Einweihung der Raphael-Hügel-Vortribüne im Oktober stellte hierzu einen Startschuss dar. Wichtigste Neuigkeit war daher sicherlich die Einrichtung eines Fanprojekts.
Fanprojekt als Bindeglied zwischen Fans und Vorstand
Wie in jedem Verein gibt es auch bei Wormatia viel Potential für Verbesserungen und Tim Brauer als 1. Vorsitzender warb im Verlauf des Fantreffens immer wieder darum, mit Anregungen und Kritik an den Vorstand heranzutreten. Damit diese aber auch den richtigen Ansprechpartner erreichen und nicht versanden, hat sich ein Fanprojekt gegründet, an das sich jeder wenden kann. Darin vertreten sind die bekannten Gesichter Moe Mahla, Andreas Rotter, Stefan Herrmann, Horst Lang und Alexander Kropp. "Wir leiten alle Anliegen an den richtigen Ansprechpartner im Vorstand weiter und haken dann auch wegen der Umsetzung nach", verdeutlichte Moe Mahla die Aufgabe des neuen Fanprojekts.
Doch natürlich spricht das Fanprojekt auch von sich aus Dinge an und hat dies bereits bei mehreren Treffen mit dem Vorstand getan, wobei auch mal etwas hitziger diskutiert wird. "Anfangs bestehende gegenseitige Vorbehalte konnten ausgeräumt werden und wir verstehen Entscheidungen des Vereins jetzt auch besser", lobte Horst Lang den konstruktiven und offenen Umgang miteinander.
Übergreifendes Ziel des Fanprojekts ist die Stärkung der Fanszene, was übrigens auch die Zuschauer mit einschließt, die sich selbst nicht unter dem Begriff "Fanszene" einordnen würden.
Regelmäßige Fanbusse und andere Ergebnisse
Das Fanprojekt konnte bereits eine ganze Reihe konkreter Pläne und Ergebnisse bekanntgeben, von denen hier einige aufgezählt werden sollen.
So wird es bis Saisonende zu jedem Auswärtsspiel einen Fanbus geben mit festen Preisen unabhängig von der Entfernung. Günstige 12 Euro für Nicht-Mitglieder und 10 Euro für Mitglieder sollen helfen, dass die Mitfahrt zumindest nicht am Geldbeutel scheitert. Auch für das Pokalspiel in Kandel (21.03.) wird es einen Fanbus geben, hier liegt der Sonderpreis bei 10 Euro für Nicht-Mitglieder und 9 Euro für Mitglieder. Infos zu Anmeldung und Abfahrt folgen zeitnah per Homepage und Facebook.
Unter dem Arbeitstitel "Vortribünenkollektion" sind neue Fanartikel in Planung, die durch Mitarbeit der Fans entstehen sollen. Wünsche und Vorschläge können an Moe Mahla gegeben werden, was dann letztendlich produziert wird, entscheiden die Fans per Abstimmung. "Alles wird leider nicht möglich sein, denn manche Artikel sind nur ab einer Stückzahl von 200 oder 500 Stück zu einem akzeptablen Preis produzierbar", musste Gert Bickel, im Vorstand für diesen Bereich zuständig, allerdings einschränken. Eine Lösung, wie auch Besucher der Gegengerade am Spieltag Fanartikel erstehen können, ist in Planung.
Eine bessere Einbindung der Gegengerade ins Vereinsleben und die Erhöhung des Komforts ist grundsätzlich ein Anliegen von Fans und Vorstand. Dazu gehören kleine Lösungen, wie die bereits bevorstehende Anschaffung von Fässern als Abstellgelegenheit fürs Bier zum unfallfreien Biss in die Bratwurst (gilt auch für die Haupttribünenseite), als auch größere, die mehr oder weniger ins Geld gehen. So werden Lösungen gesucht, damit Stadiondurchsagen auch hier gut verständlich sind, denn derzeit kann die Lautstärke von Haupttribüne und Gegengerade nicht getrennt voneinander geregelt werden. Auch eine Überdachung ist seit Jahren im Gespräch, was laut dem letzten Angebot allerdings mit rund 80.000 Euro für die gesamte Länge aufgrund dringenderer Baustellen eine eher langfristige Idee ist. Vielleicht wäre auch eine Teilüberdachung als Anfang eher realisierbar.
Konkreter sind die Planungen des Vorstandes, eine Videoleinwand anzuschaffen. Hier werden verschiedene Möglichkeiten geprüft mit unterschiedlichen Ansprüchen zu Finanzierung, Qualität, Gestaltung und Bedienbarkeit. Eine Realisierung zur neuen Saison liegt hier im Bereich des Möglichen.
Weitere kleinere Maßnahmen, die bereits in der Restrunde umgesetzt sein sollen, sind die Übertragung (Ton) der Pressekonferenz in die Kneipe, die Anbringung eines "Kummerkastens" für Vorschläge oder die Herrichtung des Raums in der Nebentribüne Nord als Fanraum.
Für den guten Zweck wird es eine "Becherspende" geben. Bis Saisonende kann man seinen Getränkebecher in dafür vorgesehene Behälter werfen und damit sein Pfand für die DKMS spenden. Künftig soll pro Halbserie dann für andere soziale Projekte oder Einrichtungen in Worms gesammelt werden.
Die finanzielle und sportliche Situation des Vereins
Das Fantreffen nahm Tim Brauer auch zum Anlass, einmal offen und ehrlich über die Rolle des Vereins in der Regionalliga zu informieren. Der VfR Wormatia ist seit Einrichtung der Spielklasse als vierte Liga ununterbrochen dabei und steht dort in seiner zehnten Saison, was bundesweit neben einigen U23-Mannschaften (und zwischendurch aufgestiegenen) nur Hessen Kassel und dem SC Verl gelungen ist. "Und das mit einem Etat, der im unteren Drittel der Liga liegt", wie Brauer betonte. Auf 780.000 Euro beläuft sich dieser für die Regionalligamannschaft, was Trainer- und Betreuerteam einschließt. Andere Vereine planen hier mit dem doppelten, Spitzenvereine der Liga mit dem drei- oder vierfachen. Insofern sei das jährlich geäußerte Saisonziel "so früh wie möglich Klassenerhalt" auch keine Tiefstapelei oder Zeichen fehlender Vision, sondern Ergebnis der finanziellen und sportlichen Realitäten. Umso erfreulicher, wenn einstellige Tabellenplätze dabei herausspringen.
Mit der Forderung, jedes Jahr den Pokalsieg anzupeilen, rannten die Fans derweil offene Türen ein. "Ich stelle mich jedes Jahr zu Saisonbeginn vor die Mannschaft und sage ‚Holt den Pokal!‘. Die sportliche Umsetzung ist dann wieder eine andere Angelegenheit", verdeutlichte Brauer, der nach dem verlorenen Pokalfinale in Pirmasens auch erst einmal "vier Wochen nichts von Fußball oder Wormatia" wissen wollte.
Brauer ist froh, treue Haupt- und Co-Sponsoren an der Seite des Vereins zu wissen, ohne die eine Finanzierung der Regionalliga kaum zu stemmen wäre. Die wirtschaftlichen Gegebenheiten in Worms und zahlreiche Konkurrenz in der Region machen es schwer, die finanzielle Unterstützung des Vereins auf eine breitere auch mittelständische Basis zu stellen. Um dies zu schaffen, wurde ein Konzept entwickelt, das beim Jahresempfang Mitte Februar vorgestellt wird. Große Sprünge seien daher leider nicht möglich, umso wichtiger wären eine Teilnahme am DFB-Pokal, ehrenamtliches Engagement und eine Stärkung der Fanbindung.
Supporters Worms haben sich nicht aufgelöst
An vielen Stellschrauben wird bereits gedreht, wie das knapp zweistündige Zusammentreffen eindrücklich zeigte. "Wenn alle an einem Strang ziehen, können wir viele kleine Verbesserungen erreichen", freute sich Sportvorstand Marcel Gebhardt über die schon spürbare kleine Aufbruchstimmung. Mit an Bord sind übrigens natürlich insbesondere die Supporters Worms, die sich keineswegs aufgelöst haben, wie manche die eigentlich unmissverständliche Stellungnahme vom August offenbar interpretieren, aber aufgrund interner Differenzen derzeit zumindest im Stadion nicht als Gruppe auftreten.
"Eine gelungene Veranstaltung mit gutem Zuspruch", freute sich auch Fanbeauftragter Andreas Rotter, der schon einmal für das nächste Fantreffen am Saisonende wirbt.