Am 25. Juli 1892 wurde der Berliner Fußball Club Hertha 1892 gegründet. Benannt ist der Club nach einem Dampfschiff, dessen Anstrich man auch gleich die Vereinsfarben entnahm. Mit dem Schiff, das übrigens heute noch in Betrieb ist, war eines der jungen Gründungsmitglieder kurz zuvor gefahren.
Ab Mitte der Zwanziger Jahre gehörte der Club, nun unter dem heutigen Namen Hertha BSC, zu den besten Vereinen Deutschlands. Von 1926 bis 1931 stand man jedes Jahr im Finale der Deutschen Meisterschaft und holte sich in den Jahren 1930 und 1931 auch den Titel. Nach dem Krieg gehörte Hertha zu den Gründungsmitgliedern des Bundesliga, musste aus dieser jedoch nach der zweiten Saison zwangsabsteigen. Man hatte, damals noch verbotenerweise, Spieler mit Handgeldern gelockt. Nach drei Meisterschaften in der Regionalliga kehrte Berlin wieder ins Oberhaus zurück. In den Siebziger Jahren konnte sich der Verein in der Bundesliga etablieren und wurde 1975 Vizemeister. International holte man vier Mal den UI-Cup und drang 1979 im UEFA-Cup bis ins Halbfinale vor. Ein Jahr später stieg Hertha jedoch in die 2. Bundesliga ab, kehrte 1982 für ein Jahr zurück und musste 1986 sogar runter in die drittklassige Oberliga. Dort blieb man nur zwei Jahre und schaffte 1990 die Rückkehr in die Bundesliga. Nach nur einem Jahr ging es wieder runter, sodass Hertha BSC bis 1997 zweitklassig blieb und Berlin die einzige Hauptstadt Europas ohne Erstligafußball war. Den gab es nach dem Aufstieg dann zwölf Jahre lang, wobei man sechs Mal auf einem der ersten fünf Tabellenplätze landete, zuletzt in der Saison 2008/09. Umso überraschender, dass Hertha im Folgejahr als Tabellenletzter wieder in die Zweite Liga musste. Der Wiederaufstieg gelang zwar sofort, doch bekanntlich der Klassenerhalt letzte Saison nicht. Unter anderem, weil Hertha die einzige Mannschaft war, die es schaffte in der Rückrunde gegen den FCK zu verlieren (Ex-Wormate Andrew Wooten erzielte das zwischenzeitliche 0:2).
Wer nach dem Abstieg und den Ereignissen nach den Relegationsspielen erwartete, dass in der Vorbereitungsphase auf die neue Saison in Berlin das Chaos ausbricht, wurde überrascht. Der umstrittene Manager Michael Preetz blieb sicher im Amt und mit Jos Luhukay wurde nach zwei voraussehbaren Fehlgriffen ein vielversprechender Trainer verpflichtet. In der Mannschaft gab es einen kleinen Umbruch, teure Leistungsträger mussten Berlin verlassen (für Raffael kassierte man gar 8 Mio.) und es soll nun mehr auf die Jugend gesetzt werden. Mehr als nur ein Lippenbekenntnis, mit Marvin Knoll, Nico Schulz und John Anthony Brooks standen gleich drei Talente aus der eigenen Jugend am ersten Spieltag in der Startelf. Zweite Liga pur der Gegner hieß SC Paderborn und dank eines späten Treffers von Pokalschreck Sami Allagui reichte es zu einem 2:2. Äußerst unglücklich ging das erste Auswärtsspiel verloren, gegen den FSV Frankfurt führte man zwar 1:0, verlor aber danach Torwart Burchert durch eine Rote Karte und das Spiel am Ende mit 1:3. Ein Punkt aus zwei Spielen, ein klassischer Fehlstart für den Aufstiegskandidaten. Der eigentlich als besonnen bekannte Jos Luhukay tobte in der Pressekonferenz anschließend wie einst Trapattoni. So was schaue ich mir nicht oft an, das nächste Mal gibt es sofort Konsequenzen. Das ist das erste Mal in 20 Jahren als Trainer, dass ich in der Kabine so laut geworden bin. Ab heute heißt es nur noch arbeiten, arbeiten, arbeiten., wird seine wohlüberlegte Wutrede zitiert. Das heißt nichts anderes, als dass er von seinem Team heute eine entsprechende Reaktion auf dem Platz erwartet. Leichter ist die Pokalaufgabe für Wormatia durch den Berliner Fehlstart also sicher nicht geworden.
Sechs Mal sind sich Wormaten und Herthaner schon begegnet, zunächst in zwei von Mäzen Winfried Heyn an Land gezogenen Freundschaftsspielen 1976 (0:2) und 1977 (1:1). Die letzten beiden Begegnungen stammen aus der Zweitligasaison 1981/82, hier gab es eine 1:2-Niederlage in Berlin und einen 1:0-Heimsieg, mit dem sich Wormatia bis heute aus der Zweitklassigkeit verabschiedet hat. Dazwischen gab es schon einmal ein Zusammentreffen im DFB-Pokal. Am 23.09.1978 sammelten sich im Wormatia-Stadion 10.000 Zuschauer für die Zweitrundenbegegnung gegen Hertha BSC. Im Tor stand Thomas Zander, zwei Jahre zuvor noch in Diensten der Hertha. "Kampf, Technik, alles was ein Fußballherz begehrt" hatte der Kicker gesehen, eine leicht überlegene Wormatia, was sich auch im Eckballverhältnis von 9:3 widerspiegelte. Im Mittelfeld schaltete der kleine Horst Raubold Berlins Nationalspieler Erich Beer aus, Peter Klag blieb Punktsieger gegen Gegenspieler Rainer Blechschmidt und Gerd Dier lief Dieter Nüssing immer wieder davon. Berlins Henrik Agerbeck machte keinen Stich gegen Wally Günther und falls doch mal etwas durchkam, war Thomas Zander zur Stelle. Nach einem Foul an Dier ging Wormatia durch Werner Seubert per Elfmeter verdient in Führung, konnte danach trotz Überlegenheit aber nicht nachlegen. Zwanzig Minuten vor Schluss hatte sich die Hertha langsam dem Ausgleich angenähert, bis Bernd Gersdorff per Fallrückzieher schließlich das 1:1 erzielte. Peter Klag traf per Kopf noch die Latte, dann ging es in die Verlängerung. Hier war dann "ausgerechnet" Thomas Zander der Held, der in der 115. Minute einen Foulelfmeter seines ehemaligen Mannschaftskollegen Brück parierte. Wie damals üblich, folgte kein Elfmeterschießen, sondern ein Wiederholungsspiel.
150 Wormser Fans waren zwei Wochen später per Bahn, Auto und Flugzeug mit nach Berlin gereist – und standen abends vor den verschlossenen Toren des Berliner Olympia-Stadions. Das Spiel fiel aus. Ein defektes Kabel an der Notstromversorgung! So einwandfrei das Flutlicht selbst auch funktionieren mochte: Kein Notlicht, kein Spiel. Weil der Fehler nicht behoben werden konnte, Wormatia vor leeren Rängen nicht spielen wollte und eine Austragung am nächsten Tag auch nicht in Frage kam, musste man unverrichteter Dinge wieder abreisen. Ein eingelegter Einspruch (ging das Kabel vielleicht absichtlich kaputt?) hatte keinen Erfolg, das Wiederholungsspiel wurde neu angesetzt und Wormatia ging dort mit 0:2 als Verlierer vom Platz. Gibt es am Sonntag, mehr als 30 Jahre später die Revanche…?
Voraussichtliche Aufstellung: Knödler – Böcher, Banouas, Rösner, Krettek – Wittke, Abele – Röser, Toch, Bauer – Oppermann.
Lesetipp: "Hertha, wir warten!" aus dem Rheintal-Blog