Nach verhältnismäßig kurzer Zeit kam der Spielbetrieb wieder in Gang. Zunächst bei der Fußballabteilung, kurz danach auch beim Handball und Hockey. Noch 1945 trafen sich die Vertreter der großen Südwest-Vereine zuerst in Worms (in Anton Schumanns „Alpenröschen“), dann in Kaiserslautern, später in Neustadt und schufen bereits wieder eine Meisterschaftsrunde mit zehn Mannschaften, die im Januar 1946 ihren Betrieb aufnahm. Heute ist es kaum noch vorstellbar, wie gewaltig die Entfernungen angesichts der Nachkriegsinfrastruktur waren und warum man die Strapazen auf sich nahm, bis weit in die Hinterpfalz, zum Hunsrück und bis ins Saarland in offenen, mit Holzgas betriebenen Autos zu fahren. Die Wormaten konnten etwas „luxuriöser“ anreisen, stellten doch sonntags regelmäßig die Brüder Phipo und Paul der Wormser Speditionsfirma Herbold ihren großen Lastwagen zur Verfügung. In dieser ersten Meisterschaftsrunde namens Oberliga Saarpfalz spielte Wormatia noch keine führende Rolle, zu stark dezimiert war die Mannschaft zu diesem Zeitpunkt. In der im Oktober gestarteten zweiten Runde dieser Liga lag man nach sieben Spieltagen mit sieben Siegen und 28:4 Toren an der Spitze, bis die Saison im Dezember 1946 auf Geheiß der Militärbehörde abgebrochen wurde. Der „Sport“ berichtete in seiner Weihnachtsausgabe:
„Bei einer Zonen-Sporttagung in Freiburg, an der die deutschen Sportbeauftragten der Länder und die französischen Sportoffiziere teilnahmen, wurde für den 12. Januar 1947 der Beginn einer neuen Fußballmeisterschaft der französischen Zone in einer Nord- und einer Südgruppe mit je 8 Vereinen beschlossen.“
In der Nordstaffel der mal „1. Liga Südwestdeutschland“, mal „Zonenliga“ und mal „Oberliga“ genannten Spielklasse kämpften je zwei Vertreter der Gebiete Pfalz, Saar, Rheinhessen und Rheinland um Punkte, im Süden waren es Vereine aus Südbaden, Süd-Württemberg und Hohenzollern. Wormatia konnte sich in Ausscheidungsspielen knapp zusammen mit Mainz 05 als Vertreter für Rheinhessen durchsetzen und traf auf den 1.FC Kaiserslautern, Phönix Ludwigshafen, TuS Neuendorf, FSV Kürenz, 1.FC Saarbrücken und Borussia Neunkirchen. Wer sich nicht qualifizierte, durfte in der sogenannten „Ehrenliga“ antreten. „Dank“ zahlreicher Verletzungen blieb Wormatia lange Tabellenletzter, demonstrierte jedoch altbekannten Kampfgeist und errang nach einer Aufholjagd in der Rückrunde noch die Vizemeisterschaft.
In der Folgesaison 1947/48 erhöhte sich die Anzahl der Teams auf 14 (Nord) bzw. 12 (Süd). Mit weitem Abstand zu den Spitzenrängen landeten die Wormaten in der Nord-Staffel auf Rang fünf. Erstmals nach Kriegsende wurde nun auch wieder die Deutsche Meisterschaft ausgespielt. Die acht Teilnehmer trafen in Viertelfinalspielen aufeinander, Spielorte waren Berlin, Dortmund, Stuttgart – und Worms. Zu Ehren von Wormatias Präsident Dr. Eckert, der sich als Funktionär auf Verbandsebene stark um den Wiederaufbau des Südwestfußballs verdient gemacht hatte, fand das Spiel des FCK gegen 1860 München im Wormatia-Stadion statt. 30.000 Zuschauer sahen einen 5:1-Sieg der „Lautringer“, die später im Finale dem 1.FC Nürnberg unterlagen. Das Spiel hatte wahren Volksfestcharakter und bot auch Interessantes abseits des Platzes, wie die neugierig von Wormser Jugendlichen beäugten Coca-Cola-Stände, die der FCK aus der amerikanischen Besatzungszone mitgebracht hatte.
Auch wenn die Austragung der Deutschen Meisterschaft den Spielbetrieb vervollständigte, Normalität war noch lange nicht eingezogen. Über das Wormatia-Stadion weiß der Spielbericht einer Partie gegen Speyer (August 1947) zu berichten: „Noch immer sind die Umkleidekabinen nicht verschließbar, und noch immer kann man das Stadion von drei Seiten unentgeltlich betreten. Der Spielgrund gleicht auch heute noch einem Schlachtfeld und die Tore fallen fast vor Altersschwäche um. Die Netze haben Löcher, die Warmwasseranlage fehlt weiter.“ Auch größere Auswärtsfahrten waren durch die Nachkriegsinfrastruktur noch immer ein kleines Abenteuer, dem Gastspiel in Trier (Oktober 1947) zum Beispiel gingen „sieben Stunden Fahrt und eine Nacht im Bunkerhotel“ voraus.
Erfolg- und ereignisreich sollte die Saison 1948/49 werden. Zunächst feierte Wormatia im August das 40jährige Vereinsjubiläum und lud zur akademischen Feier in den Mozartsaal des Festhauses ein. Die Einladungskarte zierte das bedeutungsschwangere Goethe-Zitat „Nur der verdient die Freiheit und das Leben, der täglich sie erobern muß“. Seine Freiheit zurück hatte wenig später Fritz Fries, er kam Ende 1948 nach fünfjähriger Kriegsgefangenschaft aus Russland nach Hause. Von 1926 bis 1938 bildete er zusammen mit Tempel Hartmann und Atlant Kiefer (später mit Willi Zimmermann) eine im süddeutschen Raum weitbekannte Läuferreihe und wurde nun nach seiner Rückkehr auf Initiative von Hans Stein zum Leiter der Fußballabteilung gewählt. Mit großem Fleiß und Idealismus war er fortan für alle fußballspielenden Wormatianer und gemeinsam mit dem neuen Geschäftsführer Hans Böhner für die Aufgaben im Bezug auf das gerade neu eingeführte Vertragsspielerwesen zuständig. Nicht die einzigen Personalentscheidungen in dieser Saison, einschneidende Neuwahlen gab es auch bei der Jahreshauptversammlung im Juli 1949. Präsident Dr. Heino Eckert hatte sich bereits verabschiedet und konzentrierte sich nun darauf, auf Verbandsebene den Neuaufbau des organisierten Sports voranzutreiben und war nicht nur im Südwesten, sondern auch als Vorstandsmitglied des DFB und später als Vizepräsident des Deutschen Sportbundes maßgeblich daran beteiligt. Neuer Präsident wurde Georg Völker, bereits von 1923 bis 1933 in gleicher Position während einer wichtigen Ära der Vereinsgeschichte aktiv. Unter großem Beifall des anwesenden Teils der mittlerweile wieder 650 Mitglieder erhielt nun auch Hans Stein ein offizielles Amt und wurde zum 2. Vorsitzenden gewählt, Heinz Haarmann war bereits seit dem Vorjahr 1. Vorsitzender. Personalentscheidungen, gegen die mittlerweile auch die französische Militärregierung nichts mehr einzuwenden hatte. Völker und Stein waren zwar NSDAP-Mitglied ab 1933, einfache Parteimitglieder aber seit der Verordnung 165 pauschal als „Mitläufer“ eingestuft, die nach dem Entnazifizierungsgesetz außer Geldstrafen nichts weiter zu befürchten hatten.
Sportlich wurde die Saison als Vizemeister hinter dem übermächtigen FCK erfolgreich abgeschlossen. Eigentlich lag der punktgleiche TuS Neuendorf dank des besseren Torquotienten auf Rang 2, hatte man doch im Endspurt Meister Kaiserslautern 4:1 geschlagen. Erstmals eingesetzt wurde in dieser Partie jedoch der neue Torwart Helmut Jahn, was dessen Ex-Club Stuttgarter Kickers nicht passte. Der Sportrat der französischen Besatzungszone sperrte Jahn und Neuendorfs Sieg wurde annuliert – Nutznießer waren die Wormaten. Das hatte nicht nur kosmetische Auswirkungen in der Tabelle, denn die Vizemeisterschaft berechtigte zu Qualifikationsspielen um die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft.