Es begann Ende Mai 1976. Noch während der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga machten Wormatia-Obmann Gerd Schwind und Trainer Lothar Buchmann einen zweitägigen Besuch in München, „auf persönliche Einladung eines Geschäftsmannes, um wegen einer Werbeträgerschaft für den Verein zu verhandeln“, wie es in der Wormser Zeitung hieß. Bei diesem Geschäftsmann handelte es sich um den ehemaligen Wormser Autohändler Winfried Heyn. Der damals 39jährige Heyn hatte in seiner neuen Wahlheimat München viele Kontakte geknüpft und war unter anderem mit Bayern Münchens Manager Robert Schwan gut bekannt. Auch wenn sich die Werbeträgerschaft wegen des Nichtaufstiegs später zerschlug, profitierte Wormatia vom Geschäftsmann Heyn und seinen Kontakten. Schon wenige Wochen später gaben sich Bundesligisten an der Alzeyer Straße die Klinke in die Hand: Schalke 04, der 1.FC Nürnberg, Hertha BSC und 1860 München gastierten in mehr oder weniger attraktiver Besetzung zu Freundschaftsspielen im Wormatia-Stadion. Ende November 1976 machte schließlich auch der FC Bayern seine Aufwartung und 10.000 Zuschauer konnten Sepp Maier, Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß und Gerd Müller in Aktion bewundern. Auch finanziell begann Heyn, sich bei Wormatia zu engagieren: Ein Darlehen über 150.000 Mark ermöglichte die Zusammenstellung eines schlagkräftigen Kaders. Die Neuzugänge belasteten den Verein außerdem kaum finanziell, hatten diese doch neben dem Lizenzspielervertrag auch zusätzlich einen privaten Anstellungsvertrag mit Heyn, der dadurch einen Großteil der Gehälter zahlte. Mit Winfried Heyn schien endlich ein großzügiger Gönner und Mäzen gefunden, mit dessen Hilfe die Mannschaft enorm verstärkt und gleichzeitig der Schuldenabbau vorangetrieben werden konnte. Heyn erhielt den Posten des Zweiten Vorsitzenden und wurde im Mai 1977 sogar als Nachfolger von Dr. Matheis zum Ersten Vorsitzenden gewählt. Der danach erfolgte Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga war sicherlich auch Heyns Verdienst. Seine denkwürdigen Worte als neuer Erster Vorsitzender „Ich verspreche hiermit fest, dass ich nichts tun werde, was dem Verein in irgendeiner Form schaden könnte!“ wurden allerdings schon ein halbes Jahr später erstmals auf die Probe gestellt.
Ende 1977 konfrontierte der offenbar in Finanznöte geratene Winfried Heyn den Restvorstand erstmals mit der Forderung, dass nun „auch mal Geld zurückfließen“ müsse und pochte auf Spielerverkäufe. Gemeinsam fasste man im Januar 1978 einen Vorstandsbeschluss: Heyn durfte zum Ende der Saison 1977/78 fünf „seiner“ Spieler verkaufen, am Ende der Saison 1978/79 fünf weitere. Von den Ablösesummen sollte der Verein pro Spieler 25.000 Mark erhalten, um Amateurspieler als günstigen Ersatz verpflichten zu können. Hierzu muss erläuternd erwähnt werden, dass es lange vor dem Bosman-Urteil im Gegensatz zu heute keine grundsätzlichen ablösefreien Wechsel gab. Auch bei auslaufendem Vertrag musste der neue Verein eine Ablöse zahlen, die notfalls vom Verband festgelegt wurde (basierend auf Gehalt und ggf. Restvertragszeit). Nur wenige Tage nach dem Beschluss jedoch reiste Heyn gemeinsam mit Schatzmeister Peter Klotz ohne Wissen des Restvorstandes nach München und traf sich mit dem Münchner Versicherungsmakler Wolfgang Staun. Von diesem hatte sich Heyn zuvor 675.000 Mark für Spielertransfers geliehen und seine Schulden beglich er nun in Form eines sogenannten „Abtretungsvertrags“. Kurz zusammengefasst: „Alle künftigen Forderungen aus Vereinswechseln und Ablösegeschäften“ für elf Wormatiaspieler (u.a. Seelmann, Zander, Lubanski, Starzak und Seubert) wurden an Wolfgang Staun übertragen. Weil mit Heyn und Klotz zwei Vertreter des Vorstandes den Abtretungsvertrag unterzeichnet hatten, war dieser formal rechtsgültig, auch wenn der restliche Vorstand hiermit ganz und gar nicht einverstanden war. Von den garantierten 25.000 Mark Ablöse pro Spieler für den Verein war nämlich plötzlich keine Rede mehr – und es machte natürlich auch einen großen Unterschied, ob Wormatia dem eigenen Vereinschef oder einem fußballfremden Unbekannten Transfererlöse schuldete.
Heyn und Klotz (der sich durch seine Unterschrift die Rückzahlung eines Heyn zuvor selbst gewährten Darlehens erhoffte) versuchten danach zwar, den Vertrag rückgängig zu machen, doch als dies nicht gelang und im März 1978 außerdem die Steuerfahndung auftauchte, wurde Heyn schließlich suspendiert. Per einstweiliger Verfügung brachte dieser sich jedoch wieder zurück ins Amt und übte dieses auch in einer denkwürdigen Mitgliederversammlung Ende April aus. Dort kam der Abtretungsvertrag zwar auf den Tisch, die deutliche Mehrheit der über 500 Anwesenden war aber auf Heyns Seite. Der hatte schließlich nach eigenen Angaben eine halbe Million in Spieler investiert und damit den sportlichen Erfolg gebracht, nach dem sich alle so sehnten. Dass dem Verein die eigene Mannschaft praktisch nicht mehr gehörte, war eben der Preis des Erfolgs. Außerdem war binnen drei Jahren der Schuldenstand, nach Rechnung des Restvorstands, von einst fast einer Million auf 70.000 Mark geschrumpft. Zwar nicht durch direkte finanzielle Zuwendungen Heyns, aber eben begünstigt z.B. durch dessen gesonderte Gehaltszahlungen. Winfried Heyn ging als „überlegener Punktsieger“ (Wormser Zeitung) aus der Versammlung und wurde wenige Wochen später (als Teil des Gesamtvorstandes) zwar nicht entlastet, trotz mahnender Stimmen aber dennoch als Erster Vorsitzender wiedergewählt, während der restliche bisherige Vorstand samt Finanzausschuss zurücktrat. Der ganz große Knall verschob sich in den Herbst 1978.