Sonstige: Fußball-Komet Ben Manga: »90 Minuten für die Ewigkeit«

03.02.2004

Eigentlich ist er einer von vielen. Als junger Spieler tauchte Ben Manga bei Fortuna Düsseldorf in der Bundesliga auf. Ein Komet, der recht schnell wieder erlosch. Doch irgendwie hat sich der Name Ben Manga trotzdem in die Köpfe der Chronisten gemeißelt.

Und das bei nicht mehr als drei Bundesligaeinsätzen in der Saison 1995/96. Und, ja und die 90 unvergesslichen Pokal-Minuten gegen den FC Bayern München. Der Neusser Bursche mit dem afrikanischen Teint spielte groß auf, degradierte einen gewissen Jürgen Klinsmann zum Statisten eines glorreichen 3:1 der Fortunen.

Nur drei Spiele

Doch das war´s! Drei Spiele. Nicht mehr. Zweimal brach die Kniescheibe. Heute muss Ben Manga mit dem »hätte, wäre, wenn« leben. Das Profigeschäft ist abgehakt. Immer wieder hatte er es versucht: bei Alemannia Aachen, beim Karlsruher SC. Zuletzt bei Wormatia Worms, beim GFC Düren. In dieser Spielzeit ist er Papa geworden. Nicht eines leibhaftigen Stramplers sondern einem Haufen 18-, 19- und 20-jähriger in der Verbandsliga-Reserve der Schwarz-Gelben vom Tivoli. Manga ist zurück in Aachen. »Schön wieder da zu sein«, lacht einer, der dunklen Stunden des Geschäfts kennen und die Sonnenseiten lieben gelernt hat. Ohne Fußball will und kann der 29-Jährige nicht mehr leben. Das war mal anders. Als er bei seinem ersten Gastspiel 1999/2000 in Aachen mühsam um einem Platz im Profikader kämpfte, brach die Kniescheibe das unendliche zweite Mal. Im Krankenhaus wollte er aufgeben. Doch das sonnige Gemüt hatte dem Burschen etwas beschert, dass im Geschäft gerne sehen und doch kaum gefunden wird. Echte Freunde. »Die kennst du erst, wenn es dir richtig dreckig geht«, sagt er.

Aus Kaiserslautern rauschten Demitrios Grammozis und Markus Anfang, alte Kameraden von der Fortuna, ins Aachener Spital, legten ihr Veto ein: »Ben, du kannst nicht aufhören. Denk an das Bayern-Spiel.« Manga dachte an das Bayern-Spiel, machte weiter. Heute denkt er nur noch selten an den rheinisch-bajuwarischen Schlagabtausch. »Das ist abgehakt. Ich hab es noch auf Video, aber seit zwei Jahren nicht mehr angeschaut«, erzählt er. »Ein paar von den Jungs, mit denen ich jetzt zusammen spiele, waren damals als Kinder im Stadion«, haben sie ihm erzählt. Das macht stolz. Nun ist Ben Manga einer von ihnen, hilft ihnen auf und neben dem Platz. Manga hätte den x-ten Anlauf wagen können. In der Regionalliga kursierte seine Handynummer, Angebote trudelten ein. »Noch mal umziehen? Was ist, wenn es nicht klappt?«, fragte er sich. In Aachen ist die Basis eine andere. Nebenbei arbeitet er als Trainer der D2-Junioren und wird im Scoutingbereich eingesetzt. »Dies ist optimal«, freut er sich und in seiner Stimme klingt die Sehnsucht nach einem festen Wohnsitz, einer Konstanten im bis dahin zu kurzweiligen Leben. Manga will den Talenten vom Tivoli vorleben, was es heißt, Profi zu werden. Und die Lauschen dem Helden ihrer Jugend. Und vielleicht klappt es mit den Amateuren zum Ende der aktiven Laufbahn ja noch einmal mit dem Aufstieg in die Oberliga. Wenn er selber nicht trainiert – sich oder die Junioren – oder spielt, wird Ben Manga unterwegs sein. Talente sichten, Spiele beobachten. Das richtige Näschen hat er vor einigen Jahren bei Hertha BSC bewiesen. Denen empfahl er einen jungen Türken von Wattenscheid 09, doch Hertha suchte einen gestandenen Profi. Der junge Mann hieß Hamit Altintop und sorgt nun bei Schalke 04 für Furore.

Heimat gefunden

Freie Tage sind nun selten im Leben des Ben Manga. Sein Glück: Freundin Birgit macht mit. »Das ist super, sie war zum Glück schon vorher fußballbegeistert«, lacht er. Nur eines schmerzt. Die werte Freundin favorisiert ausgerechnet die Bayern. »Ich bin da eher für Real Madrid und wenn die gegeneinander spielen, wird es schon gemein«, plaudert er fröhlich weiter – demnächst ist es mal wieder soweit. Ben Manga hat sein Lachen und eine Heimat gefunden. Er steht vor dem Tivoli und wird prompt angesprochen. »Hallo Ben, wie geht´s?«, fragt das Mädchen. »Gut«, strahlt Manga und schmunzelt: »Alle kennen das legendäre Bayern-Spiel. Damit haben sie Ben Manga im Kopf.« Das es nur eines von drei Spielen war, weiß kaum einer…

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