Mannheimer Morgen: Schwartz: \"300 Zuschauer sind einfach trist\"

09.06.2005 FUSSBALL-OBERLIGA: Der neue Wormatia-Trainer startet mit ehrgeizigen Zielen

Gelassen sprach er ein großes Wort aus: "Ein volles Stadion ist ein schönes Gefühl", erinnert sich Alois Schwartz gern an so manch stimmungsvolle Stunde in seiner Fußballerkarriere zurück. Ähnliche Verhältnisse möchte der neue Trainer des Oberligisten VfR Wormatia Worms in der Nibelungenstadt schaffen. "Ich will Euphorie entfachen. 300 Zuschauer sind einfach trist", sagte der Ex-Profi bei seiner offiziellen Vorstellung. Die sportliche Zielsetzung hinter dieser Aussage ist nicht weniger ambitioniert: "Zweiter, Dritter oder Vierter mit Zug zum ersten Platz." Dies ist die Vorgabe, an der er sich beim Kassensturz am Ende der kommenden Runde messen lassen will. "Die Strukturen dafür sind vorhanden."

Allein die Zusammenstellung des Kaders trägt gewisse Züge eines Drahtseilaktes. Die bisher verpflichteten zwölf Spieler hat der neue Coach, der zuletzt als Co-Trainer beim Zweitliga-Absteiger RW Erfurt tätig war, noch nicht kennen gelernt. "Ich werde daher bald persönliche Gespräche führen", muss der mit einem Ein-Jahres-Vertrag ausgestattete ehemalige Waldhöfer auch in Bälde Entscheidungen hinsichtlich der drei Hängepartien André Nenning, Özcan Cin und Kapitän Volker Berg fällen. Vor allem die "Causa Berg" könnte knifflig und die Erste einschneidende Maßnahme werden. Der Abgang des verdienten VfRlers schien zwischendurch besiegelt, ist jetzt aber wohl wieder offen. "Ich werde mit ihm reden. Warum soll er nicht noch einmal einen zweiten Frühling erleben", hält der in Mannheim wohnende sportliche Leiter es für möglich, dass Berg die enttäuschende vergangene Runde leistungsmäßig vergessen machen kann.

Ansich ist Schwartz von den verbliebenen Akteuren durchaus überzeugt, denn: "Immerhin haben sie 49 Punkte geholt und sind Achter geworden. Ich werde auf diese Spieler bauen." Allerdings nicht nur. "Man braucht zwei, drei Konzeptspieler", so Schwartz. "Die Achse muss stimmen." Daher führt der Traditionsklub mit mehreren potenziellen Neuzugängen Gespräche, die bald zum Abschluss kommen werden. "Wir wissen, dass es dafür spät ist", gibt VfR-Vize Andreas Hahn zu. "Aber noch nicht zu spät. Der Verein ist für Spieler interessant. Vielleicht kann man schon Ende dieser Woche Namen nennen." Von der Quantität her wünscht sich der Trainer "20 Mann plus zwei Torleute."

Alles andere als ideal waren die meisten Heimauftritte der Wormatia in der abgelaufenen Saison. Die Folge: Die Zuschauerzahlen sanken drastisch. Am Ende verirrten sich schlappe 220 Fans ins Stadion. Schwartz, der das laue Heimfinale gegen die SG Betzdorf (1:1) sah, will dabei eine schlimme Beobachtung gemacht haben. "Es war wenig zu sehen, dass die Mannschaft gewinnen wollte", hat sich der dreifache Vater vorgenommen, die oft leblos wirkende Wormatia-Truppe in die Verantwortung zu nehmen. "Die Zuschauer werden es honorieren, wenn die Mannschaft siegen will." Um das Spiel zudem attraktiver zu machen, will er vom bisher praktizierten eher defensiv ausgerichteten 3-5-2-System abrücken und in der Abwehr eine Viererkette auflaufen lassen. Daran scheiterte sein Vorgänger Max Reichenberger kläglich. Doch Bange machen gilt nicht, denn nirgendwo steht geschrieben, dass sich die Geschichte zwangsläufig wiederholt.elv