Mannheimer Morgen: Höhere Verantwortung für Jenner kein Problem

12.08.2005 FUSSBALL-OBERLIGA: Wormser Torhüter findet gefallen an seiner Rolle als Mannschaftsführer / Heute kommt Mainz

Von unserem Mitarbeiter Sebastian Elvers

Still und heimlich ging in der Vorbereitung eine wichtige Entscheidung beim Fußball-Oberligisten VfR Wormatia Worms über die Bühne. Keeper Sven Jenner bekam von Coach Alois Schwartz die Kapitänsbinde verliehen und tritt damit die Nachfolge von Volker Berg an. "Er kennt den Verein, ist ein ruhiger Vermittler und in der Mannschaft anerkannt", begründete Schwartz seine Entscheidung. Der "SM" sprach mit dem neuen Mannschaftsführer, der vor zwei Jahren vom damaligen Bezirksoberligisten VfB Lampertheim auf die andere Rheinseite wechselte.

Herr Jenner, waren Sie überrascht über Ihre Berufung?

SVEN JENNER: Es hat mich überrascht, obwohl es sich angedeutet hatte. Schon im ersten Testspiel bekam ich die Binde. Für mich ist es eine schöne Ãœberraschung, denn es ist auch eine Bestätigung der Leistung und zeigt das Vertrauen in mich.

Hat sich für Sie etwas nach der Wahl geändert?

JENNER: Sportlich darf sich nichts ändern. Als Kapitän ist man einfach mehr im Blick und muss mit Leistung vorneweg gehen. Nach außen hin aber hat sich schon etwas geändert. Ich stehe jetzt einfach mehr in der Verantwortung.

Worin wird sich das Mehr an Verantwortung zeigen?

JENNER: Wenn es in der Mannschaft Probleme gibt, muss man sie ansprechen. Das werde ich tun. Bisher gab es dafür aber keinen Ablass. Es geht darum, Vermittler zwischen Mannschaft und Trainer zu sein. Der Trainer soll zu mir kommen können und nicht jeder Spieler gleich zum Trainer rennen.

Haben Sie als Spieler mal eine Situation erlebt, in der Sie froh waren, nicht Kapitän zu sein?

JENNER: Als Kapitän muss man auch mal dazwischen hauen und das bedeutet, dass man nicht nur Freunde in der Mannschaft hat. Das ist etwas unangenehm, aber das bringt das Amt mit sich.

Wären Sie noch heute bei der Wormatia, wenn Sie zweiter Tormann geblieben wären?

JENNER: Ich glaube nicht. Ein zweites Jahr hätte ich mich hinter Torsten Müller angestellt und danach sah es ja aus, ehe er in einer Nacht- und Nebelaktion ging (nach Regensburg, Anm. d. R.). Aber sich fünf Jahre auf die Bank zu setzen und sagen "Hauptsache Oberliga", das hätte ich nicht gemacht.

Das heißt, Sie können den bisherigen Stellvertreter Christian Bieser verstehen, der gegangen ist?

JENNER: Kann ich. Man muss sich eben überlegen, was man will: Entweder spielen – auch Klassen tiefer – oder auf der Bank zu sitzen.

Mit Christoph Krämer und Kenneth Kronholm haben Sie zwei sehr junge Konkurrenten. Verspüren sie Druck oder stehen Sie recht locker zwischen den Pfosten?

JENNER: Einfach kann ich es nicht nehmen, auch wenn Krämer in der Vorbereitung zwei Wochen im Urlaub war. Da hätte jeder Trainer gesagt, dass es dies erst einmal war. Dennoch weiß ich, dass ich Leistung bringen muss. Lege ich mir zwei, drei Eier ins Netz, bin ich raus.

Denken Sie, dass es so schnell geht?

JENNER: Da muss ein Trainer reagieren. Als Torwart ist es eben so, dass Fehler besonders gravierend sind, weil sie meist ein Gegentor bringen. Das macht das Ganze aber auch interessant.

Ist Ihre Ernennung zum Kapitän für Volker Berg gleich bedeutend mit einem Abschied auf Raten?

JENNER: Das denke ich nicht. Die ganze Zeit hat sich immer alles auf Volker gestürzt. Jetzt ist dieser Druck weg und ich denke, ihm tut das ganz gut. Außerdem muss man nicht die Binde haben, um Führungsspieler zu sein. Hertzberger zum Beispiel trägt auch Verantwortung und Jones sitzt im Mannschaftsrat, ist aber kein Stammspieler.

Der Saisonauftakt mit der 1:2-Niederlage gegen Hasborn lief nicht so, geplant. Sie waren aber an beiden Toren unschuldig. Wie erklären Sie es sich, dass ausgerechnet die Abwehr gepatzt hat, die bisher immer so sicher stand?

JENNER: Beim zweiten Treffer war das so. Beim ersten hat die ganze Rückwärtsbewegung nicht gestimmt. Viele in der mannschaft waren zu nervös, obwohl sie schon höherklassig gespielt haben und der Druck jetzt bei uns nicht größer ist.

Mit dem 4:0-Erfolg bei der SG Betzdorf hat sich die Mannschaft dann den Frust von der Seele geschossen, oder?

JENNER: Ich wusste schon vor der Partie, dass wir eine gute Qualität haben und in Betzdorf gewinnen.