Die Rheinpfalz: Wundersamer Wandel der Wormatia

19.10.2002

Fußball: Der Wormser Höhenflug vom Absteiger zum Tabellenführer

WORMS (csc). Vom Absteiger zum Tabellenführer in 134 Tagen – der Wandel von Wormatia Worms hat Seltenheitswert. – In der Relegation im Elfmeterschießen in die Verbandsliga abgerutscht, retteten die Nibelungen die Oberliga doch noch dank der Abmeldung des VfR Mannheim und dem folgenden Regionalliga-Verbleib der FCK-Amateure.
 

Und: Das – personell durchaus Kontinuität ausstrahlende – Team nutzte mit seinem neuen (und jungen) Trainer Dirk Anders die bescheidene Erwartungshaltung, um mit frischem Teamgeist richtig zu überraschen. "Wieviel Rudi steckt in Dirk?", fragte die RHEINPFALZ schon vor der Runde ob dieser Parallelen. Doch statt des zweiten Platzes wurde es mittlerweile gar Platz eins… Auch wenn die Wormser aufgrund ihres spielfreien Tages wieder Boden verloren haben: Wird Goalgetter Ralf Schmitt wieder fit, verzichtet die Abwehr auf ihre Nickerchen und gewinnen die auswärtsstarken Wormaten gar noch hin und wieder mal ein Heimspiel – dann muss man an der Alzeyer Straße mit dem Argsten rechnen…

In dieser Oberliga-Saison ohne Übermannschaft ist Vieles drin: So schwächeln die Favoriten immer wieder, allen voran die Mainzer 05-Amateure. "Wir wollen möglichst lange dranbleiben an der Wormatia", untertrieb es FSV-Manager Christian Heidel diese Woche als Referent bei einem Sponsorenabend der Wormaten zwar gewaltig – sorgte damit aber naturgemäß für lächelnde Mienen im mondänen Turbinensaal von Sponsor EWR, in die der Wormser Vorstand seine Gönner zwecks Ausblicks geladen hatte.

"Vom Koma zur Aufbruchstimmung", skizzierte der neue (und junge) Wormatia-Chef Fritz Bergemann-Gorski die derzeitige Szenerie. Und stellte gleich klar, dass es ein zweites "1986" – als man keine Zweitliga-Lizenz beantragt hatte und so die Oberliga-Meisterschaft und eine "Karriere" à la Mainz 05 verschenkte – nicht geben werde. Zwar agiere man zweifellos im "oberen Bereich" der sportlichen, finanziellen und organisatorischen Leistungsfähigkeit – "doch manchmal im Leben bietet sich eben nur die eine und einzige Chance". Sollte diese sich nicht ergeben, werden die Wormaten ihren Blick aber weiter ganz ruhig auf 2008 richten, wenn man zum 100. Geburtstag in der geografisch für Worms so maßgeschneiderten Regionalliga angekommen sein möchte. Bis dahin wird geackert, der VIP-Raum renoviert, die feine Homepage "wormatia.de" vorangebracht, für die Jugend ein Rasenplatz gebaut – und ein Rentner spendete spontan 30.000 Euro. "Wir haben", war sich Coach Anders da nicht nur angesichts solch erwachter Sympathie sicher, "viel Entwicklungspotenzial!"

RON – RHEINPFALZ ONLINE, Samstag, 19. Okt , 03:45 Uhr