Nibelungen Kurier | Für ein „Galaspiel” tat der Tabellenführer viel zu wenig

29.10.2002

Oberliga-Spitzenreiter SC Idar-Oberstein erkämpfte sich ein sehr schmeichelhaftes 0:0 im Wormatiastadion


Pech für Marcus Köhler, sein Kopfball in der 49. Minute ging knapp vorbei.
Wer am letzten Samstag – viele Besucher bestätigten dies – nach langer Abstinenz wieder einmal im Wormatiastadion war, der dürfte dennoch sein Kommen nicht bereut haben. Konnte er doch hierbei gleich mehrere positive und teils auch beeindruckende Beobachtungen mit nach Hause nehmen. Werbebandenreiter im Innenraum, eine neue Beschallungsanlage, Interview und Statements mit Trainer Dirk Anders sowie weiteren Persönlichkeiten vor dem Spiel. Nicht zu vergessen die Wormatiafans, die zum einen quer über die ganze Sitztribünenfläche ein Transparent „Wormatia du Alte im Glorienschein†gespannt hatten und auch unmittelbar vor dem Anpfiff des gut leitenden Schiedsrichters Gerbig aus Gronig, die Spieler mit einem rot-weißen Farbenspiel auf den grünen Rasen schickten. Leider wurden all diese positiven Vorgänge aus sportlicher Sicht nicht belohnt, wobei man ganz klar feststellen muss, dass der Oberliga-Spitzenreiter aus Idar-Oberstein herzlich wenig tat, ihrerseits zu einem guten Offensiv-Fußballspiel beizutragen. Dies kam an diesem Tage alleine von der jungen Wormatia-Mann-schaft, die aber am Ende all ihre Bemühungen leider nicht belohnt sah. Denn besonders nach der Pause spielte man fast nur in Richtung Gästetor, wobei in der 46. und 49. Spielminute alleine Marcus Köhler zwei Riesenchancen nach gekonnten Flanken von der rechten Seite durch Volker Berg und Duro Bozanovic auf dem Kopf hatte.

Beim ersten Male störte ihn ein Gegenspieler derart, dass er den Ball knapp verfehlte und beim zweiten Male machte er alles richtig, köpfte gegen die Laufrichtung von Gästekeeper Sascha Nicolay, doch der Ball ging haarscharf vorbei. Doch die Wormaten ließen sich dadurch nicht in ihrem Bemühen abhalten, vehement weiter auf Torejagd zu gehen. „Die lassen uns einfach nicht mehr herausâ€, so die Antwort des Gästespielers Murat Yasar beim Warmlaufen hinter dem eigenen Tor, auf die vom Chronisten gemachte Bemerkung, dass seine Mannschaft überhaupt nicht mehr aus der eigenen Hälfte kommt. Wie überhaupt die Einwechslung dieses torgefährlichen Angreifers erst in der 86. Minute unterstrich, was Gästetrainer Werner Mörsdorf wohl als taktische Maßnahme mit auf das Spielfeld mitgegeben hatte. Nämlich auf einen Punkt zu zielen und am Ende gar mit einem Konterangriff vielleicht doch noch für den Siegtreffer zu sorgen.
Dies wäre ihm auch beinahe gelungen, doch zunächst ging es mit dem Wormatia-Sturmlauf weiter, wobei die Schützlinge von Dirk Anders nicht etwa blind oder gar nur mit Gewalt in Richtung Gästetor agierten, sondern richtig guten Fußball spielten. Besonders wenn man über die Außenbahnen agierte. Hierbei gab es noch weitere gute Tormöglichkeiten, wobei in dem einen oder anderen Fall den Fans der Torschrei auf den Lippen lag. So beim kurz zuvor eingewechselten Ralf Schmitt, der einen 22m-Freistoß ganz knapp vorbeizirkelte. Oder als der gut zu gefallen wissende und erstmals über 90 Minuten eingesetzte Arijan Berisha mit einem Seitfallschuss ebenso knapp scheiterte, wie Goran Ognjanovic mit einem Kopfball, den der Gästekeeper gerade noch aus der Ecke fischen konnte. Dazu versuchten es Björn Miehe und Mitspieler auf dem schweren Boden mit Distanzschüssen, die aber von der vielbeinigen Gästeabwehr oder von Keeper Nicolay ausgebremst wurden. Die Gästeabwehr, dirigiert vom 39 Jahre alten „Betonanmacher†und Spielführer Krzysztof Maslanka, wussten sich oftmals nur mit blindem Ballwegschlagen in das Seitenaus zu helfen, was einem Tabellenführer wohl nicht gerade immer würdig war.

Schrecksekunde auf Wormatiaseite sodann der 84. Minute, als Idar-Oberstein den ersten gefährlichen Konterangriff gegen eine etwas zu weit aufgerückte Wormatiaabwehr starten konnte und der völlig frei vor dem Wormatiator auftauchende Carsten Schneider am langen Eck vorbeizielte. Das hätte den Spielverlauf aber auch auf den Kopf gestellt, zumal kurz vor dem Abpfiff Steffen Kohl mit einem Hinterhaltschuss aus gut 20 Metern ebenso knapp vorbeizielte.
Gästetrainer Werner Wörsdorf hatte bei der Pressekonferenz sichtlich Mühe, bis er sich zu dem Urteil durchringen konnte, dass dieser eine Punkt für seine Mannschaft doch recht glücklich war. Die Leistung seiner Mannschaft zuvorderst aber vermehrt nur mit dem sicherlich schweren Boden zuerst entschuldigen wollte, was der Leistung der jungen Wormatiaelf nicht gerecht wird. Zumal diese auch vor der Pause durch Marcus Köhler und Duro Bozanovic vier gute Torchancen hatte, derweil Wormatiakeeper Holger Strack erst in der 41. Minute etwas härter geprüft wurde. Wie auch die ersten 45 Minuten deutlich machten, wie Idar-Oberstein darauf aus war, die Wormaten zuvorderst nicht in das Spiel kommen zu lassen und selbst herzlich wenig zu einem guten Offensiv-Fußballspiel bereit war beizutragen. Auf der Gegenseite die Gastgeber immer wieder den erfolgversprechenden Weg zum Torerfolg suchten, wobei das konsequentere Flügelspiel im zweiten Spielabschnitt schon das richtige Konzept war, wenn es auch vielleicht zu wenig gelang, das runde Leder mehr in den Rücken der Gästeabwehr zu spielen, was aber der großen Versammlung sich ständig im eigenen Strafraum aufhaltender Gästespieler recht schwer fiel.
Dennoch kann man die Aussage von Wormatia-Coach Dirk Anders nur unterstützen, dass seine Mannschaft fast über das gesamte Spiel mit viel Einsatz und Engagement versucht hat, auf Tore aus zu sein, was leider nicht belohnt wurde. Dennoch dürften die Zuschauer, soweit sie ihre Sympathie den Wormaten schenkten, zufrieden nach Hause gegangen sein. Denn Kapitän Volker Berg und seine Mitspieler versuchten und zeigten es vor allen Dingen nach der Pause, guten Fußball zu spielen, wobei Glücksgöttin Fortuna leider zu viel die Hand über die Gästeelf hielt.
Wormatias spielte mit Holger Strack im Tor, Steffen Kohl, Sascha Hutzelmann, Goran Ognjanovic, Niels Magin, Björn Miehe, Oliver Schader (75. Benjamin Sigmund), Duro Bozanovic, Marijan Berisha, Volker Berg, Marcus Köhler (66. Ralf Schmitt).