Nibelungen Kurier: Viel Pech, aber auch Unvermögen zum Wormatia-Heimspielauftakt gegen den SV RW Hasborn
11.08.2006
Schmerzliche 0:1-Heimniederage, aber noch schmerzlicher der
Kreuzbandriss von Neuzugang Holm Hentschke
So etwas nennt man eine Bruchlandung, was die Oberligakicker
des VfR Wormatia Worms in den ersten zwei Spielen der
Oberligasaison 2006/07 hinlegten. Ja man könnte gar das alte
Weihnachtslied „Alle Jahre wieder“ anstimmen, ohne
damit am letzten Mittwoch im Wormatia-stadion jahreszeitlich falsch
zu liegen. Denn erneut vergeigte man gegen den gleichen Gegner den
Heimspielauftakt, gegen den man im letzten Jahr fast zur gleichen
Zeit mit 1:2 das Nachsehen hatte. Dabei war der SV Hasborn
gegenüber dem letzten Jahr spielerisch zweifellos
schwächer, was auch aus den Aussagen ihres Spielertrainers
Bernd Rohrbacher heraus zu hören war. Denn aufgrund schwacher
Vorbereitungsspiele und weniger guten Ergebnissen wussten er und
seine Schützlinge nicht, wo sie leistungsmäßig
stehen. Nun, Hasborn hatte spielerisch sehr wenig zu bieten, legte
aber einen enormen Kampfgeist an den Tag. Sie waren nicht daran
interessiert gar das Spiel machen zu wollen, sondern versuchten mit
frühem Pressing das Wormatiaspiel erst gar nicht in Gang
kommen zu lassen. Nun, das gelang ihnen zwar nicht immer, denn die
Wormaten hatten viele Chancen um zu Toren kommen zu können.
Auf der anderen Seite aber auch großes Verletzungspech der
Wor-maten, die bereits bis zur 27. Minute drei Spieler vorzeitig
auswechseln mussten. Letztlich profitierten die Gäste aus dem
Saarland aber auch vom stellenweisen Unvermögen der Gastgeber,
das runde Spielgerät beim guten SV-Keeper Jörg Henkes
unterzubringen. Die Wormaten brauchten mehr als eine halbe Stunde,
um sich aus der Umklammerung der Saarländer freimachen zu
können. Doch die in dieser ersten halben Stunde auftretenden
Vorkommnisse hat es beim VfR Wormatia und besonders in einem
Heimspiel wohl noch nicht gegeben. Das war einfach pures Pech. Denn
bereits in der elften Minute musste Christian Müller mit einer
Oberschenkelzerrung vom Platz. Neun Minuten später Matthias
Lang mit einer aufgeplatzten Augenbraue und in der 27. Minute gar
Neuzugang Holm Hentschke, der nach einem Zweikampf
schmerzverkrümmt zu Boden ging und mit der Tage vom Platz
getragen werden musste. Das sah nach einer schwereren
Knieverletzung aus, was auch leider mit dem Riss des vorderen
Kreuzbandes und des Meniskus im rechten Knie am nächsten
Morgen ärztlicherseits bestätigt wurde. Ein schwerer
Schlag für den Spieler bei seinem ersten Pflichtspieleinsatz
von Beginn an beim VfR Wormatia. Aber auch für seine
Mitspieler und das Trainer-Duo. Denn was Holm Hentschke bis zu
seiner Verletzung in Ansätzen zeigte, sah durchaus
vielversprechend aus. Doch nach dieser wahrhaftigen
Pechsträhne kamen die Wormaten nun besser zurande. Die erste
ganz große Chance besaß Marcel Gebhardt (33.), als er
nach einem weiten Einwurf am Gästekeeper im Verband mit einem
seiner Verteidiger aus kurzer Distanz scheiterte. Ob hierbei eine
Hand mit im Spiel war? Schiedsrichter Markus Wingenbach sah
jedenfalls keine Veranlassung zu pfeifen und das ist nun einmal
Realität. Realität war auch, dass Matthias Gutzler ebenso
freistehend bis zur Pause scheiterte. Auch dem für den
verletzten Holm Hentschke eingewechselten Sebastian Glasner die
Nerven in nicht minder aussichtsreicher Position einen Streich
spielten, wie auch ein Hinterhaltschuss von Sven Bopp knapp am
Hasborner Tor vorbeizischte. Dieser weitere Neuzugang auf
Wormatiaseite wirkte zu dieser Zeit auch angeschlagen
(Magenprobleme) und kam als allerletzter Spieler aus der Kabine zur
zweiten Halbzeit zurück, wo er behandelt werden musste. Diese
Beobachtung bestätigte Wormatiacoach Alois Schwartz im
Gespräch nach dem Spiel, doch war sein Auswechselkontingent
leider sehr früh schon erschöpft und der Akteur zwar die
zweite Halbzeit letztlich durchstand, ohne jedoch sich noch voll
einsetzen zu können. Dennoch hätte es zur Pause
mindes-tens 2:1 für die Wormaten stehen müssen, nachdem
die Gäste in der 12. und 15. Minute durch ihren
Mittelstürmer Marco Schmidt auch zwei gute Torchancen
besaßen, wobei allerdings Abstimmungs-probleme der
Wormatia-Defensive voraus gingen. Nach der Halbzeitpause
verstärkten die Wormaten den Druck, doch Matthias Gutzler
köpfte (51.) knapp drüber, derweil nur 120 Sekunden
später bei einem Schuss von Marcel Gebhardt der Hasborner
Keeper nur abklatschen konnte, jedoch kein Wormate zur Stelle war,
diese Gelegenheit zur Führung zu nutzen. Der wohl beste
Spielzug brachte in der 61. Minute den neuen Wormatiakapitän
am 5-m-Raum frei zum Schuss, doch allzu überhastet setzte er
den Ball neben das Tor. Das war eine wahrlich hundertprozentige
Torchance. Nur zwei Minuten später glaubte der eingewechselte
Steve Kaiser nicht ganz zu Unrecht einen Foulelfmeter zugesprochen
bekommen zu müssen. Bei einem Zweikampf war der
ballführende Steve Kaiser und sein Hasborner Gegenspieler
seitlich der 5-m-Zone im Strafraum zu Boden gegangen. Der Wormate
schien schneller aufstehen zu können, doch mit einem Griff an
den Arm wusste dies sein Kontrahent, nicht regelgerecht, zu
verhindern. Doch alle Wenn und Aber wären in der 65.
Spielminute nicht mehr diskussionswürdig gewesen, hätte
Matthias Gutzler sein zweites Auftreten allein vor dem Hasborner
Torhüter nutzen können. Doch es sollte und wollte an
diesem Abend einfach nicht sein. Es sollte noch schlimmer kommen,
denn Hasborn zeigte wie man schnell, gekonnt und passgenau eine
Abwehr ausspielen kann. Denn Jörg Feid passte haargenau in den
Lauf des enteilenden Stefan Trampert und der Rest war aus 14 Metern
Entfernung nur noch Formsache. Mit Mann und Maus, wobei die
Lufthoheit der Hasborner Defensive im größten Teil der
Partie schon frappierend war, verteidigten die Gäste ihre
Führung und bei allem Bemühen konnten die Wormaten das
Spiel nicht mehr herumreißen. Man kann den Wormaten den
unbedingten Willen und Einsatz keineswegs absprechen. Doch
verstanden sie es einfach zu wenig, einen wahrlich nicht mit
spielerischen Mitteln gesegneten Gegner, den keine Schuld an den
Verletzungen traf, so richtig ausspielen zu können. Wenn es
einmal doch geschah, was eigentlich zu einem halben Dutzend Toren
hätte reichen müssen, dann behielt man nicht einen
ruhigen Kopf und Übersicht und alle Bemühungen waren
letztlich umsonst. Da hatte es letztlich auch wieder den Eindruck,
dass eine Mannschaft, die größtenteils mehr zum
Fußball verhindern als zum Fußball spielen nach Worms
kommt, den Wormaten das Gewinnen wohl weiterhin schwer macht. Da
war gegenüber der letzten Saison noch keine Besserung zu
sehen, wenn auch ein Urteil ob des Verletzungspechs nicht so
einfach ist. Doch zu sehen war, dass besonders das Spiel ohne Ball,
mit schnellem und variantenreichem Kurzpassspiel und dem letztlich
auch gelungenen Pass in den freien Raum viel zu wenig geboten
wurde. Man stattdessen sich mehrfach im Wege stand, oder auch zu
lange mit dem Schießen gezögert wurde. Da muss man
einfach mit mehr Mut und Selbstvertrauen in des Gegners Strafraum
agieren. Mit anderen Worten: Es muss zukünftig nicht nur alles
schneller, sicherer und variantenreicher geschehen, sondern auch
mit mehr Köpfchen und Cleverness. Es wäre falsch nach
zwei Spieltagen den Stab über der Mannschaft brechen zu
wollen. Dafür war besonders das Verletzungspech an diesem
Abend ein nicht zu bezwingbarer Gegner. Es kann also nur besser
werden, das wird das nächste Heimspiel am 19. August gegen
Borussia Neunkirchen beweisen müssen. Denn bis dahin sind die
Wormaten spielfrei, können ihre Wunden heilen und sich zu
besseren Taten wieder aufraffen. Es spielten: Thorsten Müller,
Mario Cuc, Matthias Lang (20. Seydoy Sy), Niels Magin, Thomas
Süß, Sebastian Hartung, Marcel Gebhardt, Sven Bopp,
Chris-tian Müller (11. Steve Kaiser), Matthias Gutzler, Holm
Hentschke (27. Sebastian Glasner). Fotos/Text: Klaus Diehl