Nibelungen Kurier: Haben Sie schon einmal die neue Wormatia in Worms gesehen?
27.11.2002
Als im Sommer diesen Jahres Steffen Kohl, Duro Bozanovic und
Oliver Schader vom Oberliga-Hessenabsteiger VfR Bürstadt
über die andere Rheinseite zum Südwest-Oberligisten
VfR Wormatia Worms wechselten, prophezeiten nicht wenige
Fußballkenner dem Ex-Bürstädter Trio zu
einem weiteren Abstiegskandidaten zu wechseln. Denn die Wormser
waren eigentlich schon abgestiegen, ehe das Zurückziehen
des VfR Mannheim in der Regionalliga Süd einen Platz
für den besten Absteiger 1. FC Kaiserslautern Amateure
doch noch frei machte und in diesem Sog die Wormser
– gemeinsam mit Eintracht Kreuznach
– doch noch in der Oberliga Südwest
blieben. Ein glücklicher Umstand für die drei
Ex-Bürstädter, die mit dem Wormatiakapitän
Volker Berg einen weiteren Landsmann in Worms vorfanden. Wenn
auch der Abstieg in die Verbandsliga Südwest damit
verhindert worden war, so stand dennoch über der Zukunft
des Wormser Traditionsvereins immer noch ein
großes Fragezeichen.
Denn der Mannschaftskader war noch recht dünn, ein Trainer
auch so schnell nicht in Sicht und was die Vereinsfinanzen
anging, war auch hier
„Schmalhans†der
Küchenmeister.
„Doch warum in die Ferne schweifen, wenn das
Gute liegt so nah†sagten sich die
Wormitiaverantwortlichen und verpflichteten kurzer Hand mit
Dirk Anders einen Trainer, der in der letzten Saison noch als
Spieler beim VfR Wormatia gewirkt hatte. Doch was in der
Folgezeit alles geschah, grenzt schon mehr als an ein kleines
Wunder. Nicht nur der Klassenerhalt in der Oberliga
Südwest, sondern auch mit dem neuen Hauptsponsor EWR Worms
sowie einem neuen und erheblich verjüngten Vorstand kamen
beim Wormser Traditionsverein neue Hoffnungen auf. Auch
sportlich schwang sich die Mannschaft zu neuen Taten auf, das
Resultat ist wahrlich mit einem Wunder zu vergleichen. Denn
zwei Spieltage vor der Winterpause liegen die Wormaten mit
einer erheblich verjüngten Mannschaft, in der fast nur
noch Spieler aus der hiesigen Region stehen, mit 36 Punkten auf
Platz eins der Tabelle. Die Mannschaft spielt hierbei einen
herzerfrischenden Angriffssfußball, ist aber bei
weitem noch nicht am Ende ihrer sportlichen Entwicklung
angelangt. Wenn man bedenkt, dass man auf eigenem Platz gegen
den TuS Mayen und die Spvgg. Ingelheim jeweils unglücklich
verlor, außerdem bei den beiden Kellerkindern SV
Röchling Völklingen und SC Halberg-Brebach fünf
weitere unnötige Punkte abgab, so könnte der
Vorsprung als Tabellenerster schon riesig sein, ohne das Wort
Regionalliga überhaupt in den Mund nehmen zu wollen.
Dies zeigt aber auch deutlich, dass diese junge Mannschaft noch
nicht gefestigt genug ist. Ja deren Temperament manchmal noch
zu viele unnötige Wellen schlägt und schon mehr als
ein halbes Dutzend roter und gelb-roter Karten nach sich zog.
Nicht etwa, weil die Mannschaft gar bewusst unfair spielt,
sondern vielmehr mit ihrem jugendlichen Überschwang
manchmal einfach zu viel des Guten (Bösen) tut. Doch es
macht ungeheuren Spass, diese junge Mannschaft spielen zu
sehen, die auch eine sehr gute Kameradschaft, aber auch gesunde
Kritikfähigkeit auszeichnet. Wie wäre es, wenn die
Fußballanhänger aus dem Raume Bürstadt,
Lampertheim und dem restlichen Ried sich am kommenden Samstag
bei einem Besuch um 15.30 Uhr im Wormser Wormatiastadion einmal
selbst davon überzeugen würden? Egal, wie das Spiel
gegen den VfL Hamm ausgehen wird, man wird die Mannschaft und
ihre treuen Fans mit Wunderkerzen und einem Nico-Feuerwerk in
die Winterpause vor heimischem Publikum verabschieden.