Nibelungen Kurier: Nach unnötigen Platzverweisen ging die Puste aus

06.08.2007 Wormatia unterliegt Mainz im Pokal-Derby mit 1:6 / Gutzlers Ausgleich lässt Fans jubeln
Eine Halbzeit lang erlebten die 12.000 Zuschauer im Wormatia-Stadion einen echten Pokalknüller, der kaum Wünsche offen ließ. Phasenweise spielte der Oberligist den Favoriten aus der zweiten Liga an die Wand. Fußball brutal: die erste Möglichkeit nutzte die Klopp-Truppe zum Führungstreffer durch Milorad Pekovic in der 21. Minute – Lang fälschte unhaltbar ab. Zwei Platzverweise, Sven Bopp in der 23. und Christian Bolm, keine 10 Minuten später, brachten die Amateure auf die Verliererstraße. Obwohl Matthias Gutzler in der 39. Minute den Ausgleich markierte und die Fans im Stadion verzauberte, war der Aderlass in der zweiten Spielhälfte bei hochsommerlichen Temperaturen um 30 Grad nicht zu kompensieren. Beinahe hätten die Wormaten den Schatz der Nibelungen gehoben. Getreu dem Motto der Fans, die beim Einlaufen der Mannschaften eine sehenswerte Choreographie zum Besten gaben, war die Trares-Elf von Beginn an am Drücker. Ein Vielzahl an Eckbällen und ein Lattentreffer unterstrichen die Dominanz des Außenseiters. Mit großem Einsatz egalisierten die Hausherren den Zwei-Klassen-Unterschied und erspielten sich nicht nur bei ihren Fans große Sympathien für ihr forsches Auftreten in der von beiden Seiten kampfbetonten Partie. Zwei Disziplinlosigkeiten und das nicht vorhandene Fingerspitzengefühl von Bundesliga-Schiri Thorsten Kinhöfer, der sich den Vorwurf gefallen lassen muss, in vergleichbaren Situationen für die Profis Partei ergriffen zu haben, machten den Traum von der Pokal-Sensation zunichte. Das ungestüme Anrennen auf den Körper seines Gegenspielers Demirtas an der Außenlinie nahe der Mittellinie hatte für Sven Bopp die rote Karte zur Folge. Ein herber Rückschlag und ein Bärendienst für die Mannschaft. Christian Bolm, der bereits den gelben Karton gesehen hatte, taumelte anschließend schwalbenähnlich im Strafraum und flog prompt vom Platz. Dass Wormatia durch Gutzler kurz vor der Pause den Rückstand egalisierte und in der 05er-Abwehr Schwächen offenbaren konnte, spricht für die Moral der Mannschaft. Alexander Nazarov stellte Dimo Wache vor der Pause mit einem Distanzschuss zudem auf eine harte Probe. Mit Spannung fieberten die Zuschauer auf den Rängen dem Geschehen in der zweiten Halbzeit entgegen. Ein Distanzschuss von Markus Feulner in der 46. Minute brachte die Hauptstädter in Führung. Jetzt machten sich Mainzer die Überzahl zu nutze. Ein sehenswerter Fallrückzieher von Petr Ruman besiegelte Wormatias Pokal-Aus: 1:3! Kurz danach hallte der Ruf nach einem Elfmeter durch das Rund. Matthias Lang wurde unsanft weggeschubst, doch der Pfiff blieb aus. In der 74. Minute war erneut Rumann zum 1:4 zur Stelle. Die neun Mannen im VfR-Dress waren nun am Ende ihrer Kräfte. Der eingewechselte Francis Laurent schraubte das Ergebnis zwei Minuten vor Ende der Partie um einen Treffer höher. Mit dem Schlusspfiff kassierte Wormatia durch einen Gunkel-Elfer sogar ein halbes Dutzend Tore. Torhüter Thorsten Müller soll nach Meinung des Unparteiischen Petr Ruman unfair im Strafraum attackiert haben. Nur vom Ergebnis her betrachtet, eine klare Sache. Gegen elf Wormser Akteure hätten sich die Mainzer mehr ins Zeug legen legen müssen, um mit einem Pflichtsieg den Einzug in die zweite Pokalrunde zu besiegeln. „Wir haben auf ein Wunder gehofft”, ärgerte sich Wormatia-Coach Bernhard Trares über den Pokal K.O. seiner Schützlinge. In der zweiten Spielhälfte schien Trares das Herz zu bluten schien. Die Gegenwehr, die er sich versprochen hatte, konnte seine Elf mit neun Mann nicht mehr leisten. Die Wormaten blieben chancenlos und brachten sich um den Lohn für die harte Arbeit der vergangenen Wochen. Und auch 05-Trainer Jürgen Klopp attestierte den Wormsern eine tolle Leistung. „Lieber schlecht spielen und eine Runde weiter als umgekehrt. Wir haben in der ersten Hälfte nicht ins Spiel gefunden. Kompliment!”, so Klopps trockene Analyse des hitzigen Derbies, das außerhalb des Stadions keine besonderen Vorkommnisse aufwies. Rund 300 Polizisten sorgten für eine reibungslose An- und Abreise der Mainzer Anhänger. Impressionen vom Pokalspiel finden Sie in unserer Online-Galerie. VfR Wormatia Worms: Thorsten Müller, Thomas Süß, Dennis Probst, Matthias Lang (64. Mario Cuc), Benjamin Kessel, Alexander Nazarov (58. Oliver Schmitt), Steven Jones, Sven Bopp, Marcel Gebhardt, Christian Bolm, Matthias Gutzler (78. Johannes Pfeffer).


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