Nibelungen Kurier | Ruhe bewahren und den Ball schön flach halten

26.08.2009

Mit dem 0:0 gegen den Aufsteiger Bonner SC bleibt der Regionalligist VfR Wormatia auch nach dem dritten Spiel ungeschlagen, ist aber noch ohne Sieg

Von Klaus Diehl. Sicherlich war es nicht gerade das beste Spiel und auch nicht der erhoffte erste Sieg, das die Wormaten gegen eine spielerisch sehr gute und eingespielte Bonner Mannschaft zeigte. Den Gegner aber als schwach und harmlos zu bezeichnen, trifft aber auch nicht des Pudels Kern. Sicherlich taten sich die Wormaten schwer in das Spiel zu finden, wie auch Trainer Sascha Koch es nicht abstritt, dass in der ersten halben Stunde seine Wormatia-Spieler sich einfach aus der Umklammerung der Gäste nicht befreien konnten. Die Elf aus der ehemaligen „Bundeshauptstadt“ zeigte sich taktisch als sehr versiert, schnell in ihren Aktionen und machten sofort das Loch wieder zu, wenn ein Wormate Zweikampfsieger war. Da ging der Ball meist wieder verloren, da ein nächster Bonner Spieler sofort störend wieder parat stand. Da agierten die Wormaten auch meist mit vlel zu viel „Klein-Klein“, statt mit etwas längeren Bällen, nicht etwa nur den finalen Pass suchend, sondern einfach schneller und mehr über die Außen nach vorne zu spielen. Da haperte es oftmals sichtlich am Spiel ohne Ball, dem Freilaufen, dem sich Anbieten, den schnellen Positionswechseln. Es lag hierbei nicht am guten Willen und auch am nötigen Einsatz der Wormatiaspieler, sondern eben auch am Gegner, mit dessen Spielweise die Gastgeber lange Zeit ihre Probleme hatten. Ja man durfte in der ersten halben Stunde und auch später bei sodann gut angesetzten Konterangriffen, immer wieder vom dunkelhäutigen Jake Rennie mit der Nummer 14 initiert, froh sein, dass Bonn auf seinen verletzten Torjäger Ercan Aydogmus verzichten musste.

Fakt ist aber auch, zumindest in den folgenden Heimspielen, dass von der Lockerheit, der Spielfreude und den hoffnungsvollen Anfängen im DFB-Pokalspiel gegen die Spvgg. Greuther Fürth, im Spiel gegen den Bonner SC nur teilweise zur Geltung kam. „Die Spieler haben in der Pause die Köpfe hängen lassen, nach den ersten Pfiffen bereits vor der Pause. Dabei hatten sie in der letzten Viertelstunde sich doch mehr und mehr befreien können und auch ihre Chancen“, so Sascha Koch sichtlich angeknackst bei der Pressekonferenz, die durch Pfiffe bei der Auswechslung des glücklosen Christian Bolm, zusätzlich negativ wirkten. Für den Gästetrainer Wolfgang Jerat waren die Pfiffe und Kritik nicht ganz nachvollziehbar. Er sah ein 0:0 der besseren Sorte, haderte aber auf der anderen Seite mit dem nicht gegebenen Tor von Marco Quotschalla in der 9. Spielminute: Ob Abseits oder Foulspiel, eine klare Antwort war nicht möglich. Dass die Wormaten eine gute Mannschaft sind, wie der Gästetrainer ausdrücklich betonte, zeigte sich nach einer etwa halben Stunde. Besonders als der stellvertretende Kapitän Matteo Monetta seine Mitspieler auf dem Platz energisch dazu aufforderte, sich aggressiver zu zeigen und ihn auch richtig in Brusthöhe anzuspielen, kam auch das Bonner Tor in erste Bedrängnis. Leider war das Vorhaben von Monetta (26.) nach einem kapitalen Abspielfehler des Bonner Leon Binder, mit einem Heber aus etwa 30Metern in das verwaiste Bonner Tor zu treffen, nicht gerade die beste Lösung. Wäre er erfolgreich gewesen, die Wormatiafans hätten ihn wohl mit einer Sänfte vom Platz getragen. Ein Querpass auf Christian Bolm schien da aussichtsreicher. Aber dennoch ein Weckruf für eine nun weitaus bessere und lebhaftere Schlussviertelstunde vor der Pause. Leider fanden Christian Bolm und Dalibor Gataric, nach einem sehenswerten Diagionalp0ass ihren Meister im sehr guten Bonner Torhüter Gil Shohat, der bei einer weiteren Kopfballchance von Bolm glänzend reagierte. Ebenso zwei Minuten nach Wiederanpfiff bei einem Kopfball von Matthias Lang, der aber mitten in das Tor gezielt war und ein guter Regionalliga-Torhüter auch halten muss. Ebenso Thorsten Müller bereits vor der Pause gegen den frei auf ihn zulaufenden Quotschalla. Leider verließ die Wormaten nach dem Lang-Kopfball wieder etwas der Mut und Bonn war dem 1:0 näher als die Wormaten, doch Thorsten Müller im Wormatia-Gehäuse zeigte eine fehlerfreie Leistung. Als Sascha Koch Manuel Rasp für Christian Bolm und später Ibrahim Aslan für den gut zu gefallen wissenden Frank Schroer im defensiven Mittelfeld, kam neuer Schwung in das Wormatiaspiel und in der 77. Minute hatten alle Wormatiafans den Torschrei bereits auf den Lippen , als nach einer auf den langen Posten gezirkelten Flanke von Manual Rasp, Matteo Monetta per Kopf nur den Pfosten traf und der Gästekeeper hierbei auch noch seine Hand im Spiel hatte. In der 83. Minute schien aber das 1:0 für die Wormaten fällig, als mit schnellem Umschalten von Abwehr auf Angriff, der 19 Jahre alte Ibrahim Aslan freie Bahn hatte, aber offensichtlich nicht die Nerven besaß noch einige Schritte zu gehen und den Ball im Tor zu versenken und mit einem Heber am Bonner Torhüter scheiterte. In der Schlussphase verfehlten Sandro Rösner und Manuel Rasp mit ihren Kopfbällen leider nicht in das Bonner Tor

 

Fazit: Ein Spiel das sowohl gewonnen wie auch hätte verlieren gehen können. Die Fans zu beruhigen geht nun halt am besten mit Toren. Das wissen die Spieler wie auch Trainer Sascha Koch selbst am besten. Dennoch ist der Mannschaft und dem Trainerstab zu wünschen, dass die Fans nicht schon am dritten Spiel mit Pfiffen und unqualifizierten Rufen reagieren. Sascha Koch hat von Anfang an keinen Zweifel daran gelassen und auch nichts versprochen, sondern immer wieder darauf hingewiesen, dass die Mannschaft Zeit braucht um sich zu finden. Ja, das vorrangigste Ziel nur lauten kann, so schnell wie möglich die nötigen Punkte zum Klassenerhalt zu holen. „Ja sind wir denn auf einmal Meisterschaftsfavorit“, so seine Frage nach dem Spiel in der Pressekonferenz. Da ist Geduld von allen Seiten angesagt. Normalerweise gibt man jedem Neueinsteiger in verantwortungsvoller Position im Beruf, in der Politik und auch Sport, mindestens 100 Tage Zeit zur Bewährung. Weshalb ein erster richtiger Wertmesser wohl auch erst nach dem 10. Spieltag angesagt ist. Wormatia kann nur erfolgreich sein, wenn alle zusammen halten und das schöne am Fußball ist ja auch, dass die Fans - eben noch kritisch - beim nächsten Erfolg alles wieder vergessen haben. So ist de r Fußball, gerade auch in Worms. Sprechen wir uns nach dem 10. Spieltag wieder, verbunden mit der Hoffnung, dass die Mannschaft unnötigen Druck ablegen kann und die richtige Antwort in den weiteren Spielen gibt. Die siegbringenden Tore müssen sie schon selbst schießen. Deshalb Ruhe bewahren und den Ball schön flach halten und nicht von Erfolgen zu träumen, die nun einmal schwerer zu erfüllen sind..

Es spielten: Thorsten Müller, Jean-Claude Mpassy-Nzoumba, Artur Krettek, Matthias lang, Frank Schroer (78. Ibrahim Aslan), Danjiel Gataric, Christian Bolm (64. Manuel Rasp), Imad Kassem-Saad (84. Marcel Gebhardt), Sandro Rösner, Matteo Monetta, Dalibor Gataric.