Nibelungen Kurier: „Ein Pfiff, mit dem man leben muss”
12.03.20112:2 gegen Hessen Kassel / Handelfmeter: Wormatia kassiert in den Schlussminuten Ausgleich / Hochklassige erste Halbzeit
VON STEFFEN HEUMANN
Dass die Jungs von Ronald Borchers derzeit gut drauf sind, erlebten die
rund 3.000 Zuschauer am Samstagmittag beim Heimspiel gegen Klassenprimus
Hessen Kassel. Eine Halbzeit lang dominierten die Hausherren den
Tabellenführer und zelebrierten phasenweise Spaßfußball. Folglich
erarbeiteten sich die Wormaten durch einen Treffer von Marco Stark in
der 19. Minute die verdiente Pausenführung und hatten durchaus Chancen,
um nachzulegen. Die Borchers-Truppe musste in der zweiten Hälfte dem
hohen Niveau und dem kräftemäßigen Aderlass Tribut zollen. Zudem muss
die Kabinenpredigt von Gästecoach Mirco Dickhaut gefruchtet haben, denn
Kassel bestimmte in der zweiten Spielhälfte das Tempo und drängte
Wormatia zunehmend in die Defensive.
Es dauerte aber bis zur 75.
Minute, ehe das pausenlose Anrennen des KSV mit dem Treffer zum
Ausgleich durch Thomas Brechler belohnt wurde. Wormatia verlegte sich
aufs Kontern, Hessen Kassel versuchte den nächsten tödlichen Pass zu
inszenieren. Bange Minuten für den VfR, der aber in der 84. Minute wie
Phönix aus der Asche aufstieg und die Gäste mit einem schnellen Angriff
völlig überraschte. Lucas Oppermann setzte nach einem Spurt über die
Außen zur einer Maßflanke an und fand einen kongenialen Anspielpartner.
Rudi Hübner besorgte mit dem Kopf die überraschende Führung für
Wormatia. Kassel war einen Moment völlig geschockt. Doch der
Freudentaumel hielt nur ein paar Minuten an. Dramatik hielt im
Stadionrund Einzug. Zum Entsetzen der Spieler und Fans auf den Rängen
deutete der ansonsten souverän leitende FIFA-Schiedsrichter Knut Kircher
auf den Punkt. Ein vieldiskutierter Handelfmeter für den KSV. Andreas
Mayer behielt die Nerven und schoss kurz vor Ende der Partie zum
Ausgleich ein.
"Ein Pfiff, mit dem man leben muss”, erklärte
Wormatia-Trainer Ronny Borchers in der Pressekonferenz. "Ein
sensationelles Spiel, die Fans haben uns toll angefeuert”, so Borchers,
der aufgrund des hohen Tempos in der ersten Hälfte zunächst Bedenken
hatte, dass seine Mannschaft das über 90 Minuten durchsteht. "Wir haben
uns auf Kontern verlassen”, zeigte sich Ronny Borchers trotz des
unglücklichen Treffers zum Ausgleich zufrieden, dass die Taktik beinahe
aufgegangen war. "Note 7”, kommentierte Gästetrainer Dickhaut die
Vorstellung seiner Elf in den ersten 45 Minuten. "Ich war maßlos
enttäuscht, dann kamen wir verbessert aus der Kabine”, ärgerte sich
Mirco Dickhaut, dass sein Team ausgerechnet in der Drangphase ein Konter
der Wormaten zum Verhängnis wurde. "Ein Punkt, Ziel erreicht”, zog
Dickhaut abschließend Bilanz.