HNA (Hessische/Niedersächsische Allgemeine Zeitung): Note 7 für harmlose Löwen beim 2:2 in Worms

14.03.2011

Von Gerd Brehm

Worms. Das Urteil war kurz, präzise und vernichtend. „Das war Schulnote 7“, sagte Mirko Dickhaut, als er an die erste Halbzeit dachte, die seine Löwen beim 2:2 (0:1) in Worms abgeliefert hatten.

Der Trainer des KSV Hessen hatte aber auch gesehen, dass die Notenskala ausgereicht hätte, um die zweite Halbzeit zu bewerten. Da bewegten sich Dickhauts Spieler zwischen 3 und 4 und holten schließlich doch noch verdient wenigstens einen Punkt.

Der war allerdings ein Geschenk des Bundesliga-Schiedsrichters Knut Kircher, der ein Handspiel sah, als Mario Pokar den Ball dem Wormser Sandro Rösner an den Arm geschossen hatte. Andreas Mayer verwandelte den Elfmeter kurz vor Schluss zum 2:2-Endstand.

Aber was muss eine Fußball-Mannschaft alles falsch machen, um von ihrem Trainer die Note 7 zu bekommen?

1. Man spiele jeden – aber auch wirklich jeden – Ball hoch in die gegnerische Hälfte und kümmere sich nicht darum, ob dort ein Mitspieler steht oder nicht.

2. Man bewege sich langsam bis lethargisch.

3. Man verzichte auf das Herausspielen von Torchancen.

Und warum läuft es derzeit nicht beim KSV Hessen?

„Uns fehlt die Ballsicherheit für die kurzen Pässe, deshalb spielen wir immer lang und hoch“, sagt Kapitän Enrico Gaede. Da war der Pass, den Tobias Damm in der 72. Minute Minute zu Thomas Brechler spielte, ehe der den 1:1-Ausgleich erzielte, die Ausnahme.

Dickhaut war unterdessen auch sauer, weil sich seine Mannschaft beim Wormser 2:1 in der 83. Minute auskontern ließ. Als Weigelt von rechts eine Ecke schoss und deshalb zwangsläufig seinen Platz auf der linken Seite verlassen musste, hatte kein Mitspieler die Position des Eckenschützen eingenommen, und so lief vor Hübners Treffer der Konter über die Wormser rechte Seite.

Allerdings hatte der KSV bei seinem missratenen Auftritt auch zweimal Pech. Beim ersten Gegentor durch Stark in der 19. Minute hatte Torwart Morten Jensen zweimal glänzend pariert, ehe er den zweiten Nachschuss aus nächster Nähe passieren lassen musste. Und schließlich verweigerte Kircher dem KSV in der 68. Minute einen Elfmeter, als Mayer im Strafraum gefoult worden war. Dennoch ist eine Kurskorrektur angebracht.

„Wenn wir es weiterhin nur mit hohen Bällen versuchen, werden wir die Saison nicht erfolgreich beenden“, warnt Gaede. Der KSV profitiert zwar davon, dass auch die Konkurrenz schwächelt, läuft aber dennoch Gefahr, einen einst komfortablen Vorsprung doch noch zu verspielen.