Wormser Zeitung: Nach Fußball-Randale bei Wormatia Worms: Ursachenforschung und Vorwürfe
23.11.2010
Von Roland Keth
Natürlich waren die Ausschreitungen am Samstagnachmittag im Wormatia-Stadion großes Thema bei der Lagebesprechung am Montag bei der Wormser Polizei. Polizeichefin Tina Horn machte anschließend gegenüber der WZ deutlich, dass sie Konsequenzen fordert, immerhin wurden sechs ihrer Beamten leicht verletzt. Sie wird jetzt darauf dringen, dass alle Beteiligten schnell zusammenkommen, also Polizei, Vereinsvorstand, Stadt, DFB und Sicherheitskräfte, um die unschönen Vorfälle eingehend zu analysieren. „Ziel muss sein, dass sich so etwas nicht wiederholt.“
Mehrere Punkte sind der Polizei unangenehm aufgefallen. Die Randale nahm ihren Ausgangspunkt zwar bei den gefrusteten Stuttgarter Kickers-Fans, die schon während des Spieles über den Zaun geklettert waren. Aber dass die einheimischen Ultra-Anhänger gerne und lautstark provozieren, das ist bekannt. Von daher hat sich Tina Horn schon gewundert, dass der Wormatia-Vorstand die eigenen Fans von der gut zu kontrollierenden Gegengeraden wieder hinüber auf die schwerer zu beaufsichtigende Vortribüne gelassen hat. „Dadurch haben wir einen neuen Brennpunkt bekommen, was uns nicht gerade glücklich macht“, urteilt die Polizeichefin.
Von der Vortribüne gelangten die Wormatia-Anhänger dann relativ einfach hinüber zum rückwärtigen Teil des abgesperrten Kickers-Fan-Blocks, was noch zusätzlich erleichtert wurde, dass ein Tor zum Kleinspielfeld offen stand. Dadurch standen sich die Fan-Lager Aug in Aug gegenüber, nur noch von einem Zaun getrennt. „Auch diese Sicherheitslücke werden wir ansprechen“, sagte Tina Horn der WZ.
Der Polizei selbst sei kein Fehler unterlaufen, versichert Tina Horn. „Wir hatten von unseren Stuttgarter Kollegen keinen Hinweis erhalten, dass mit Ausschreitungen zu rechnen war.“ Nur vorsichtshalber habe man überhaupt zehn uniformierte Polizisten und zwei Zivilbeamte ins Stadion geschickt. Was im Nachhinein betrachtet gut war und half, Schlimmeres zu verhüten. Andererseits wurde die Polizei erst dann Herr der Lage, als Verstärkung anrückte. Vom Wormatia-Vorstand war auch am Montag keine Stellungnahme zu erhalten. „Wir werden uns mit allen Beteiligten treffen, um die Vorfälle aufzurollen. Der Vorstand wird sich erst danach öffentlich äußern“, teilte Geschäftsstellenleiter Malte Kromm der WZ mit.
Stuttgarter Kickers: Bedauern Vorfall zutiefst
„Der SV Stuttgarter Kickers bedauert zutiefst die Vorkommnisse. Gewaltszenen und eine derartige Eskalation, wie nach dem Spielende geschehen, werden vom Verein auf das Schärfste verurteilt.“ Mit dieser Stellungnahme, die auf der Kickers-Homepage veröffentlicht wurde, reagiert der Vorstand auf die Ausschreitungen. In der „einseitigen Berichterstattung“ der Wormser Medien sei allerdings der Eindruck entstanden, dass einzig die Stuttgarter Fans für die Entgleisungen verantwortlich seien.
Das sieht man im Kickers-Lager offensichtlich anders. Zitat: „Der Verein ist bestürzt über das Verhalten des örtlichen Sicherheitsdienstes und der Polizei, das nicht zur Deeskalation beigetragen hat.“ Hierbei sei es „zu massiven Fehlern im Umgang mit der Situation“ gekommen. Der Kickers-Vorstand will sich nun bemühen, die Vorkommnisse aufzuarbeiten und hat Augenzeugen gebeten, dem Verein persönliche Eindrücke, Bild- oder Videomaterial zukommen zu lassen.