Nibelungen Kurier | Sie brauchten nicht als Verlierer auf das Wormser Backfischfest zu gehen

30.08.2010

 

Von Klaus Diehl

Der Regionalligist VfR Wormatia gewann gegen SV Wehen-Wiesbaden II hoch verdient mit 2:0 / Provokationen der Gästespieler führten zu unschönen Szenen, die man aber nicht überbewerten sollte

In der  deutschen Rechtsprechung handelt man nach Ursache und Wirkung. Hierbei steht die Ursache aller Verfehlungen (Schuld) an erster Stelle und erst bei weiterer Beweisführung könnte es auch sein, dass bei den Auswirkungen sich weitere unrechtmäßige Dinge ergeben, die auch behandelt und bestraft werden müssen. Aber gleich die Bestrafung von Auswirkungen anzuprangern, ohne die eigentliche Schuld zu berücksichtigen, der handelt wenig objektiv, vorsichtig ausgedrückt.  So sollte und muss es auch im Sport sein und im speziellen Fall auch beim VfR Wormatia Deren Verantwortlichen dürfte es wohl kaum gut aufgestoßen sein, was sie am Morgen nach dem Spiel zu lesen bekamen. Dabei hatte Wormatia Chef-Coach Jürgen Klotz eigentlich das Richtige bei der Pressekonferenz gesagt: Es ist ja nichts passiert und man sollte deswegen auch die ganze Angelegenheit nicht dramatisieren. Auch Gästetrainer Bernhard Raab muss man ein Lob aussprechen, obwohl er emotional sicherlich auch angeknackst war. Sicherlich aber mehr hinsichtlich des Verhaltens einiger seiner Spieler, und dass muss man unterstreichen,  auch eines total überforderten Schiedsrichter  Thorben Siewer aus Drolshagen.
Viele seiner  Entscheidungen während des Spiel waren schlichtweg falsch und man hatte den Eindruck, dass der junge Schiedsrichter sein erstes Spiel leitete und überaus nervös schien.

Was aber nicht zu bezweifeln war, deshalb jetzt auch von Beginn  an, dass die Wormaten hoch verdient zu ihrem ersten Saisonsieg kamen. Dies durfte nicht nur Jürgen Klotz mit voller Überzeugung feststellen,  sondern auch sein Trainer-Kollege des SV Wehen-Wiesbaden II.
Positiv und offensichtlich die Gastgeber sehr motivierend, dass mit Sandro Rösner und Matthias Lang, die bewährte Innenverteidigung  wieder zum Einsatz kommen konnte und nur Marco Stark immer noch pausieren muss.  Da außerdem Trainersohn Tobias Klotz wegen einer Klausur in Frankfurt fehlte,  schickte Jürgen Klotz eine Mannschaft mit dem 4:4-2-Systenm auf den Platz. Erstmals  von Beginn mit dabei,  der zuletzt verpflichtete Angreifer Isaac Ojigwe,  was sich am Ende mehr als bezahlt machte. Mit zwei Kopfballtoren, vorausgegangen waren Freistöße, durften die 1215 Wormatiafans nach sehr langer Zeit wieder einmal den erfolgreichen  Genuss von Lufthoheit der Wormaten im gegnerischen Strafraum genießen.


Dies fing bereits in der 13. Minute an als ein Freistoß von Kevin Wittke in den Gästestrafraum flog und Isaac Ojigwe hoch stieg und den Ball in das gegnerische Netz beförderte. Wenn man in der Folgezeit bis zur Pause etwas zu bemängeln  hatte, so die Tatsache, dass die Wormaten bis zur Pause gut und gerne eine Handvoll bester Chancen nicht nutzen konnten, wobei auch Pech dabei war. Entweder scheiterte Frank Schroer, einziger und gewohnt sicherer Sechser vor der Wormatia-Abwehr, nach einem Eckball per Kopf am guten Gästekeeper Stefan Marinovic, Matthias Lang  zielte  direkt darauf über das Tor,. Lediglich in der 31. Minute musste der gewohnt ruhig und konzentriert wirkende  Kevin Knödler im Wormatia-Tor eingreifen, als er einen Kopfball von Sebastian Szimayer mit gekonntem Flug aus der oberen Etage fischte. Danach aber waren die Wormaten dem nächsten Tor wieder mehrfach näher. Einen weiteren gut getretenen Freistoß von Kevin Wittke, fast an der Strafraumgrenze, konnte der Gästekeeper nicht fest halten und Martin Gollasch kam im Nachsetzen um die berühmte Zehntelsekunde zu spät. Die größte Chance besaß nur wenig später  der agile Rudi Hübner, der nach Vorarbeit von Martin Röser über Isaac  Ojigwe aus guter Schussposition ganz knapp am langen Eck vorbei zielte. Nach einer Wittke-Ecke zog der eminent lauffreudige Marin Gollasch aus dem Hinterhalt ab, doch das runde Spielgerät wollte einfach nicht mehr in das Wehener Tor.
Obwohl die Gäste nach der Pause mit Quentin Paul Albrecht einen zusätzlichen Angreifer brachten, waren die Wormaten weiter spielbestimmend und dem 2:0 näher als die Gäste dem Ausgleich. Ojigwe, Hübner, Gollasch hätten bereits nach einer Stunde den Sack eigentlich zumachen können. Doch immer wieder fand sich ein Gästespieler, der gerade noch den Fuß an den Ball brachte, es sollte einfach nicht sein.

In der 62. Minute wäre beinahe die Strafe gefolgt, doch Wormatia-Torhüter Kevin Knödler lenkte eine gefährliche Flanke über sein Gehäuse. Das Wissen um die Kontergefährlichkeit des Gegners,  ließ eine gewisse Unruhe in den Wormatia-Reigen aufkommen. Aus diesem Gesichtswinkel ist wohl auch das etwas zu harte Einsteigen von Sandro Rösner zu deuten, dass ab der 69. Minute nur noch provozierendes Handeln auf Wehener Seite zu sehen und zu beobachten war. Marco Jordan legte sich mit Niels Magin  an, was durchaus für beide die rote Karte hätte nach sich ziehen können. Doch der Linienrichter, der oftmals  Fehler seines Kollegen auf dem Platz ausbügeln musste,  ließ Schiedsrichter  Siewer zum Glück für den Wormaten, wieder die Hand von der hinteren Hosentasche nehmen. Dafür gab es Gelb für Magin  und Kai Gehring auf Wehener Seite.
Es sollte nicht die letzte Rudelbildung auf und neben dem Platz sein, doch bevor es noch einmal gefährlich werden konnte, war es erneut Isaac Ojigwe,  der nach einem weiteren Freistoß – fast von der Mittellinie aus- mit dem Kopf den Rest zum Weg zum 2:0 für die Wormaten gab. Die Wehener Spieler, zuletzt zweimal siegreich, waren  mit diesem 0:2-Rückstand eigentlich sehr gut bedient, zeigten nun aber immer mehr ihre hässlichen Seiten. Waren fast nur noch am Lamentieren und provozieren, wobei sich besonders Sebastian Szimayer wohl selbst an die Nase greifen muss, dass er in der 81.Minute einfach nicht mehr konzentriert genug war um den Ball einen Meter vor Kevin Knödler über die Linie zu bringen.

Absolut negativer Höhepunkt, sodann die bereits 92. Spielminute. Noch in Wormatias Hälfte war es der wenig vorbildliche Wehener Kapitän Thimo Langner,  als er dem in Richtung Wehener Tor davon eilenden Martin Gollasch so rüde von den Beinen holte, das selbst Schiedsrichter  Thorben Siewer nicht anders konnte, als ihm den Roten Karton zu zeigen. Doch damit nicht genug, provozierte er bei seinem Abgang mit Stinkefinger und an den Kopf greifen, Konfrontationen auf dem Gang zur Kabine. Darauf eilten mindestens vier Wehener Spieler hinzu und die auf dem Platz blieben, provozierten die Gegengeraden mit einladenden Bewegungen auf den Platz zu kommen. Dies schien bei einigen Wormatia-Fans wohl etwas zu viel gewesen zu sein und wollten auf das Spielfeld stürmen, konnten aber  auf der Aschenbahn sofort wieder zurückgedrängt werden. Darauf pfiff der Schiedsrichter, der zu keiner Zeit bedroht war und auch auf dem Platz sich nichts Negatives mehr abspielte, ab und banges Warten  ob er nun die Partie abgebrochen oder  beendet hatte. Letzteres war glücklicherweise der Fall, wofür sich Wormatias 1. Vorsitzender  Jürgen von  Massow im Kabinengang noch von einem Koblenzer Spieler mit Wasser bespritzen lassen musste.
Dabei ist er schon lange getauft.  Ursachen und Wirkung gingen eindeutig vom SV Wehen-Wiesbaden II aus.