Nibelungen Kurier: Der Schuss des SV Wehen ging nach hinten los
13.12.2011
Von Klaus Diehl
Regionalligist VfR Wormatia besiegte auch deren Profis mit 2:1 und überwintert auf einem Nichtabstiegsplatz
Es wurde schon im Vorfeld gemunkelt, dass wenn das Spiel des SV Wehen I
in der 3. Liga bei SV 03 Babelsberg ausfällt, dass die Wormaten bei
ihrem letzten Auftritt im alten Jahr bei der 2. Mannschaft des SV Wehen
Wiesbaden antreten muss, eigentlich deren erste Profi-Elf als Gegner
haben wird. Genauso war es der Fall, doch von Angst und gar den "Schwanz
einziehen" konnte auf Wormatia-Seite keine Rede sein. Vielmehr gab es
vor dem Spiel auf Wormatia-Seite eine absolut positive Verschwörung,
getreu dem Motto: "Jetzt erst recht und wir wissen mittlerweile was wir
fußballarisch alles können". Gerade dieses mittlerweile erreichte
Selbstbewusstsein, Fußball spielen können sie Alle, ist auch mit das
große Verdienst von Trainer Ronny Borchers. Der Wormatia-Coach, den vor
einem Spiel sowieso der Gegner nicht besonders interessiert, sondern
er nur auf seine Schützlinge setzt, sprach denn auch nach dem Spiel
von einer extrem läuferisch, kämpferisch und bis auf die letzten
Viertelstunde auch spielerisch sehr gute Leistung von Kapitän Sandro
Rösner und seinen Mitspielern.
Doch Ronny Borchers würde sich
seiner Linie nicht treu bleiben, wenn er dennoch noch etwas im positiven
und aufbauenden Sinn zu kritisieren hatte, was besonders die letzte
Viertelstunde des Spiels betraf. Denn ab diesem Zeitpunkt
vernachlässigten die Wormaten ihre spielerischen Fähigkeiten und nur
noch mit hohen Bällen nach vorne agierte. "Die Mannschaft hat das
Potenzial dazu und muss noch lernen über volle 90 Minuten, sich
auftuende Aktionen eines am Ende sich buchstäblich blamierten Gegners
und damit sich ergebende Probleme weiter spielerisch zu lösen, wie dies
in den 75 Minuten zuvor der Fall war. Mit anderen Worten, über die volle
Spielzeit Konzentration und nötige Spannung zu halten, um damit auch
nicht in unnötige Turbulenzen zu kommen. Dennoch, Ronny Borchers gilt
ein großes Kompliment, wobei seine gesamte Konzentration der Mannschaft
gilt, jedem Spieler wieder mehr Selbstbewusstsein zu vermitteln. Auch
darin ersichtlich, dass die Körpersprache der Spieler mittlerweile eine
ganz andere ist, als er bei seinem Amtsantritt vorfand und dies auch in
seiner ersten Expertise bei seiner Vorstellung auch als erstes zu lösen
galt. Die spielerische Effektivität ist seitdem von Spiel zu Spiel
gewachsen und hat noch etliche Reserven um weiter entwickelt zu werden.
Diese
Mannschaft hat mehr fußballerisches Potential, als die bisherigen
Vorgänger in den zwei Jahren in der Regionalliga Süd-West, wie dies auch
die NK-Sportredaktion schon zu Beginn der Saison voraus sagte.
Erfolgreicher Fußball braucht eine intakte Mannschaft, Spaß im
Zusammenspiel, einen guten Charakter und auch die nötige Identifikation
mit dem Verein. Aber auch gewisse Freiheiten auf dem Platz, um
vorhandene individuelle Qualitäten, Spielwitz und spielerisches
Potenzial letztlich im Sinne der Mannschaft auch erfolgversprechend
ausschöpfen zu können. Sonderlob verdient Trainer Ronny Borchers und
sein Trainerteam für das Heranbringen verletzter, verunsicherter oder
formschwacher Spieler. Besonders deutlich im Fall von Matthias Lang, mit
dem Ronny Borchers sogar an Sonntagvormittagen zusätzliche
Trainingseinheiten absolvierte. "Der Matthias Lang ist ein sehr guter
Spieler, den wir noch dringend brauchen werden", so Ronny Borchers
damals. Mittlerweile ist Matthias Lang wieder der Alte, wenn auch auf
der rechten Außenposition in der Vierer-Abwehrkette und dies in
Wiesbaden mit einem Kopfballtor fünf Minuten nach dem Seitenwechsel zur
1:0-Führung auch deutlich unterstrich.
In Wiesbaden
präsentierte sich ein großes mannschaftliches Kollektiv, das vor keinem
Gegner mehr Angst hat, wenn auch das Toreschießen noch
verbesserungswürdig ist. Die Mannschaft präsentierte sich wahrlich
nicht als Tabellenletzter, sondern wusste auch fußballerisch zu
überzeugen und die Wehener Profitruppe war am Ende böse blamirt. Nicht
weniger als zehn Profi-Spieler hatte der Wehener Chef-Coach Gino
Lettieri aufgeboten, Darunter der Ex-Neuhauser Marcel Ziemer, der in der
36. Minute eigentlich das 1:0 hätte machen müssen. Aber nur hätte, denn
Wormatias Nummer Eins im Kasten Kevin Knödler war genauso hoch
motiviert und konzentriert, so dass er in der 40. und 48. Minute zwei
ähnliche Situationen gegen Marco Sailer und Alf Mintzel ebenso bravourös
meisterte. Ansonsten ließ die Wormatia-Abwehr nicht viel zu. Zusätzlich
zu bewundern ist und was am Ende auch belohnt wurde, war die taktische
Maßnahme von Ronny Borschers auch gegen die Wehener Profitruppe mit zwei
Angreifern in der vordersten Front zu agieren, obwohl Rudi Hübner wegen
Gelbsperre fehlte. Dies waren vornehmlich Lucas Oppermann und Martin
Gollasch. dahinter Kevin Wittke sowie in der Dreierreihe vor der Abwehr
Christian Grujicic, der bei seinem ersten Einsatz von Beginn an, der in
der 29. Minute bereits leider verletzt gegen Mario Cuc ausgewechselt
werden musste sowie die beiden "Sechser" Christoph Böcher und Frank
Schroer. Die Innenverteidigung mit Sandro Rösner und Marco Stark gehört
sowieso mittlerweile zum Besten was die Regionalliga Süd zu bieten hat.
Auch Artur Krettek ließ über links nichts anbrennen.
Mit anderen
Worten, diese Wormatia-Elf hatte in der Brita-Arena von Wiesbaden,
keinen schwachen Punkt vorzuweisen. Erster Lohn fünf Minuten nach der
Pause, als Matthias Lang eine Ecke von Lucas Oppermann per Kopf und
unhaltbar für den Wehener Keeper Domaschke in die Maschen setzte.
Wormatia war weiter die spielbestimmende Mannschaft und führte in der
59. Minute sogar mit 2:0. Torschütze war Kevin Wittke, der nach
gelungener Vorarbeit von Mario Cuc und Lucas Oppermann, per
Direktaufnahme traf, Das Anschlusstor der Gastageber durch Milad Salem
(88.) sorgte noch einmal für einen etwas heftigen Wind im
Wormatia-Strafraum, doch am Ende feierten die Wormaten und ihr Anhang
ei8nen großartigen Sieg. Platz 15 und damit gute Hoffnungen zum
sportlichen Klassenerhalt im Jahr 2011. Letztes Training ist am
heutigen Mittwoch, das von der Mannschaft frei gestaltet wird. Danach
ist Weihnachtsfeier und Pause angesagt, ehe Trainer Ronny Borschers am
9. Januar 2011 zur siebenwöchigen Vorbereitungsphase wieder zum Training
bittet.