Dass es dann aus Sicht der Wormser ein kleines Fußballfest wurde, dafür
sorgte die Mannschaft auf dem Platz, die den Stuttgarter Kickers vom
Anpfiff weg klar machte, dass ein Sieg auf dem schweren Boden nur über
Kampfgeist möglich sein würde. Während man in der 1. Halbzeit den
Schwaben hauptsächlich durch bedingungslosen Einsatz den Schneid
abkaufte und nebenbei ein Traumtor durch Goalgetter Rudi Hübner
erzielte, kamen in der 2. Halbzeit selten zuvor gesehene
Kabinettstückchen dazu, zeitweise spielte sich ein wie entfesselt
aufspielendes Wormser Team in einen kleinen Rausch und hätte durchaus
noch 2-3 Tore mehr drauf packen können. Die Stuttgarter Kickers, die
mit der Empfehlung von 11 Toren in den beiden Spielen zuvor angereist
waren, fanden dagegen überhaupt kein Mittel gegen kompakt stehende
Wormser, die bis zum Abpfiff um jeden Ball fighteten. Das war schon ein
ordentliches Feuerwerk auf dem Rasen und auf den Rängen, das da gegen
die Kickers abgebrannt wurde und mit einem beindruckenden 3:0-Erfolg
endete. ENDLICH DIE BELOHNUNG Damit belohnte die Mannschaft sich selbst dafür, dass in den Spielen
zuvor zwar bereits ein Aufwärtstrend zu erkennen war, aber oftmals noch
das Quentchen Glück fehlte, um die verdiente Ernte einzufahren. Im
Auswärtsspiel beim Fünften Darmstadt 98 eine Woche zuvor hatte man in
einem „typischen 0:0-Spiel“ zweier sich weitestgehend neutralisierender
Teams das Pech, dass der SV mit dem typischen Glück eines Spitzenteams
dank eines Sonntagsschusses das bessere Ende für sich hatte. Eine Woche
vorher fand man beim 1:1 im Heimspiel gegen die auswärtsstärkste
Mannschaft der Liga, die SG Sonnenhof-Großaspach, knapp 75 Minuten lang
kaum ein Mittel gegen die diszipliniert spielenden Gäste. Dass aber
die Moral der Truppe intakt ist, zeigte sich schon in diesem Spiel,
bei dem den nie aufgebenden Wormaten nach einem echten Sturmlauf in
der Schlussviertelstunde – mit vielen „erzwungenen Chancen“ – kurz
vor Schluss noch der sicherlich nicht unverdiente Ausgleich gelang. DER KNOTEN SCHEINT GEPLATZT Dass der überzeugende Erfolg gegen die Stuttgarter Kickers keine
Eintagsfliege war, zeigte sich schon eine Woche später beim verdienten
2:1-Auswärtssieg beim Tabellensechsten, der TSG 1899 Hoffenheim II. In
der Hinrunde hatte man noch mit 1:5 im eigenen Stadion gegen die
Zweitvertretung des Bundesligisten verloren und auch diesmal musste
man – zumindest in der ersten Viertelstunde – Schlimmstes befürchten.
Dass die Mannschaft von Ronny Borchers aber nach dem frühen
Führungstreffer für Hoffenheim (7. Herdling) über den Kampf wieder
zurück ins Spiel fand und die Heimmannschaft mit zunehmender Spieldauer
immer mehr dominierte, das erinnerte zweitweise an eine echte
Spitzenmannschaft. Beindruckend vor allem, wie die Wormser – wie schon
gegen die Kickers – in der zweiten Halbzeit noch einmal eine Schippe
draufgelegt und den Gegner fast nach Belieben dominiert haben. Nachdem
Martin Gollasch bereits in der 32. Minute der Ausgleich gelungen war,
blieb es ausgerechnet Neuzugang Gruijcic vorbehalten, sechs Minuten
vor dem Ende für den viel umjubelten Siegtreffer zu sorgen. Auch
hierbei bezeichnend, dass Gruijcic von Trainer Borchers nur wenige
Sekunden zuvor eingewechselt worden war. Nach 15 Punkten aus den
letzten 8 Spielen blickt man bei der Wormatia wieder wesentlich
optimistischer in die Zukunft als noch vor einigen Wochen. Bis zur
Winterpause hat man noch zwei Heimspiele (1. FC Nürnberg II und 1860
München II) und ein Auswärtsspiel bei einem Mitkonkurrenten im
Abstiegskampf (SV Wehen-Wiesbaden II). Wenn der derzeitige Lauf der Wormatia so weitergeht, dann kann
man in vier Wochen entspannt Weihnachten feiern. Wer hätte das noch vor
zwei Monaten gedacht?
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