WO!-Das Stadtmagazin | Ein (fast) perfekter Tag

30.11.2010

Von Frank Fischer, Foto: Andreas Stumpf

















Nach dem sensationellen 3:0-Erfolg gegen die Stuttgarter Kickers blickt man bei der Wormatia wieder etwas optimistischer in die Zukunft. Die Mannschaft, die von vielen ohnehin stärker eingeschätzt wurde, als dies zu Beginn der Saison auf dem Platz zu erkennen war, zeigt endlich ihr wahres  Gesicht. Auch wenn es bis zum Klassenerhalt noch ein weiter Weg ist und dabei vereinzelte Rückschläge nicht auszuschließen sind, so kann man doch festzuhalten, dass es Ronny Borchers geschafft hat, den  Hebel bei einer zuvor pomadig wirkenden Mannschaft wieder umzulegen. Die Wormatia ist wieder da!  Und wie….. 


Manchmal gibt es solche Tage im Leben  eines Fußballers, da läuft einfach alles wie am Schnürchen. Und der 20. ­November wäre tatsächlich ein perfekter Tag für Wormatia Worms geworden, hätten sich die ­vermeintlichen Fans der ­Stuttgarter ­Kickers nicht als denkbar schlechte  Verlierer erwiesen. ­Bereits die  Rahmen­bedingungen hätten kaum besser sein können. Milde ­Temperaturen, kein Regen, Rekord­besuch der bisherigen Saison (2100 zahlende Besucher), dank einer Freikartenaktion für Wormser Schüler auch ein optisch gut  gefülltes Stadion und von der ersten Minute an ­lautstarke Unterstützung durch beide Fanlager.


Dass es dann aus Sicht der Wormser ein kleines Fußballfest wurde, dafür sorgte die Mannschaft auf dem Platz, die den Stuttgarter Kickers vom Anpfiff weg klar machte, dass ein Sieg auf dem schweren Boden nur über Kampfgeist möglich sein würde. Während man in der 1. Halbzeit den Schwaben hauptsächlich durch bedingungs­losen Einsatz den Schneid abkaufte und nebenbei ein Traumtor durch Goalgetter Rudi Hübner erzielte,  kamen in der 2. Halbzeit selten zuvor  gesehene Kabinettstückchen dazu, zeitweise spielte sich ein wie entfesselt aufspielendes Wormser Team in einen kleinen Rausch und hätte durchaus noch 2-3 Tore mehr drauf packen können. Die ­Stuttgarter Kickers, die mit der Empfehlung von  11 Toren in den beiden Spielen zuvor ange­reist waren, fanden dagegen überhaupt kein Mittel gegen kompakt stehende Wormser, die bis zum Abpfiff um jeden Ball fighteten. Das war schon ein ordentliches Feuerwerk auf dem Rasen und auf den Rängen, das da gegen die  Kickers abgebrannt wurde und mit einem beindruckenden 3:0-Erfolg endete.

ENDLICH DIE BELOHNUNG
Damit belohnte die Mannschaft sich selbst dafür, dass in den Spielen zuvor zwar bereits ein Aufwärtstrend zu erkennen war, aber oftmals noch das Quentchen Glück fehlte, um die verdiente Ernte  einzufahren. Im Auswärtsspiel beim Fünften Darmstadt 98 eine Woche zuvor hatte man in einem  „typischen 0:0-Spiel“ zweier sich weitestgehend neutralisierender Teams das Pech, dass der SV mit dem typischen Glück  eines Spitzenteams dank eines Sonntagsschusses das bessere Ende für sich hatte. Eine Woche vorher fand man beim 1:1 im  Heimspiel gegen die auswärtsstärkste Mannschaft der Liga, die SG Sonnenhof-­Großaspach, knapp 75 Minuten lang kaum  ein Mittel gegen die diszipliniert spielenden Gäste. Dass aber die Moral der Truppe  intakt ist, zeigte sich schon in diesem Spiel,  bei  dem den nie aufgebenden Wormaten nach einem echten Sturmlauf in ­der Schluss­viertelstunde – mit vielen „erzwungenen Chancen“ –  kurz vor Schluss noch der sicherlich nicht unverdiente Ausgleich gelang.

DER KNOTEN SCHEINT GEPLATZT
Dass der überzeugende Erfolg gegen die Stuttgarter Kickers keine Eintagsfliege war, zeigte sich schon eine Woche später beim verdienten 2:1-Auswärtssieg beim Tabellensechsten, der TSG 1899 Hoffenheim II. In  der Hinrunde hatte man noch mit 1:5 im eigenen Stadion gegen die Zweitver­tretung  des Bundesligisten verloren und auch diesmal musste man – zumindest in der ersten Viertelstunde – Schlimmstes befürchten. Dass die Mannschaft von Ronny
Borchers aber nach dem frühen Führungstreffer für Hoffenheim (7. Herdling) über den Kampf wieder zurück ins Spiel fand und die Heimmannschaft mit zunehmender Spieldauer immer mehr ­dominierte, das erinnerte zweitweise an eine echte  Spitzenmannschaft. Beindruckend vor allem, wie die Wormser – wie schon gegen die Kickers – in der zweiten Halbzeit noch einmal eine Schippe draufgelegt und den Gegner fast nach Belieben dominiert haben. Nachdem Martin Gollasch bereits in der  32. Minute der Ausgleich gelungen war, blieb es ausgerechnet Neuzugang ­Gruijcic vorbehalten, sechs Minuten vor dem Ende für den viel umjubelten Siegtreffer zu sorgen. Auch hierbei bezeichnend, dass Gruijcic von Trainer Borchers nur wenige Sekunden zuvor eingewechselt worden war. Nach 15 Punkten aus den letzten 8 Spielen blickt man bei der Wormatia wieder wesentlich optimistischer in die Zukunft als noch vor einigen Wochen. Bis zur Winterpause hat man noch zwei Heimspiele (1. FC Nürnberg II und 1860 München II) und ein Auswärtsspiel bei einem Mitkonkurrenten im Abstiegskampf (SV Wehen-Wiesbaden II).

Wenn der derzeitige Lauf der Wormatia so weitergeht, dann kann man in vier Wochen entspannt Weihnachten feiern. Wer hätte das noch vor zwei Monaten gedacht?