Nibelungen Kurier: „Mit dem Ergebnis zufrieden, aber nicht mit dem Spiel“

23.10.2011

Nach einem 0:2-Pausenrückstand gelang dem VfR Wormatia gegen die U23 des Karlsruher SC wenigstens noch ein 2:2-Unentschieden / Katastrophale erste 45 Minuten


Lucas Oppermann kam und siegte fast! Fünf Minuten nach seinem ersten Einsatz nach monatelanger Verletzungspause verkürzte er gegen die U23 des Karlsruher SC auf 1:2. Mit einem Foulelfmeter scheiterte er aber am KSC-Keeper. Foto: Klaus Diehl

VON KLAUS DIEHL Was macht ein Trainer in der Halbzeitpause, wenn seine Mannschaft zuvor 45 Minuten absolut "schlechten"  Fußball abliefert und es nur mit viel Glück nicht höher als 0:2 aus Wormatiasicht steht? Wird er sehr oder nur laut, versucht er mehr die individuelle Psyche seiner Spieler anzusprechen, appelliert er vermehrt an die Ehre seiner Spieler, nicht noch einmal solche weiteren 45 Minuten in dieser Verfassung den gut 1.300 Zuschauern in der EWR Arena anzubieten. Bei Wormatia Cheftrainer Ronny Borchers dürfte von jedem etwas  dabei gewesen sein, wobei seine Spieler an der Ehre anzupacken wohl die entscheidende Mitgabe für den zweiten Durchgang war.  "Mir ist egal wie das Spiel ausgeht, aber bitte nicht mehr ein solche Vorstellung wie in den ersten 45 Minuten". Zuvor hatte er kurz nach dem Pausenpfiff mit eindringlichen Worten auf Lucas Oppermann eingeredet und ihm klar gemacht, dass er nach monatelanger Verletzungspause nach Wiederanpfiff erstmals wieder zum Einsatz kommt. Am Ende darf man feststellen, dass Ronny Borchers insgesamt gesehen wohl die richtigen Worte in der Pausenkabine fand und auch die richtigen Entscheidungen traf. Sein Fazit nach dem Ende des Spiels: "Mit dem Ergebnis bin ich letztlich zufrieden, mit dem Spiel aber insgesamt nicht.”

Sehr großzügig  gab sich bei der Pressekonferenz sein Karlsruher Kollege Markus Kauczinski, der das 2:2 am Ende als gerecht fand. Doch wusste auch er, Zuschauer und selbst hartgesottenste Wormatia-Fans, dass die Gäste zur Pause gut und gerne mit 4:0 hätten führen können, ja eigentlich müssen und hierbei aber die einfacheren Tore nicht machten. Gerade zu leichtfüßig trugen die Gäste mit viel Tempo ihre Angriffe über die Außenpositionen vor und die wohl ihren besonders christlichen Tag habenden  Gastgeber, sie allzu oft unbehelligt schalten und walten ließ. Die Wormaten kamen überhaupt nicht in die Zweikämpfe und liefen ihren Kontrahenten meist nur hinterher. Was ist denn hier los, werden sich die Badener mehr als einmal gefragt haben und sich auf der Heimfahrt trotz der gnädigen Worte ihres Trainers über die vielen ausgelassenen Chancen zu einem möglichen Sieg geärgert haben.

Bereits in der 8. Minute schlug es erstmals hinter Kevin Knödler im Wormatia-Tor ein. Der sehr auffällig agierende Patrick Dulleck ließ über die linke Seite gleich drei Wormaten wie "Schulbuben" aussteigen. Wormatia-Keeper Kevin Knödler rechnete aus spitzem Winkel  wohl mehr mit einer Flanke, wäre er stehen geblieben, so wäre die Wahrscheinlichkeit sicherlich größer gewesen, das 0:1 zu verhindern. Dafür schlug das runde Spielgerät halbhoch im langen Eck  ein. Technisch gesehen ein absolutes Super-Tor. Der gleiche KSC-Spieler stand in der 20. Minute erneut frei vor  dem heraus eilenden Knödler, doch dessen Heber  ging über das Tor. Der in der 19. Minute für den verletzten Jacob Ammann eingewechselte Marco Metzger vermasselte in der 35. Minute eine mögliche Abseitsfalle, was die Gäste per Doppelpass blitzschnell ausnutzten. Der damit auf die Reise geschickte  Simon Zoller ging auf und davon und seine gut getimte und flache Hereingabe fast von der Torauslinie, fälschte Wormatia Kapitän Sandro Rösner unhaltbar zum 0:2 in das eigene Netz ab. Eine von drei weiteren Riesenchancen der U23 des Zweitligisten, gab es in 39. Minute als nach einer Ecke von rechts, KSC-Abwehrchef  Stefan Müller, Leihgabe aus dem KSC-Zweitligakader, hoch stieg und zum Glück für die Wormaten nur die Latte traf. Zwei Minuten später rettete Knödler  gerade noch vor Mario Müller und in der Nachspielzeit (47.) hätte Patrick Dulleck eigentlich das 3:0 für die Gäste machen müssen. Doch zum Glück für die Wormaten ging der bittere  Kelch mit weiteren KSC-Toren an den Wormaten vorbei. Die Körpersprache der Spieler auf dem Weg zum Pausentee sprach Bände. Denn alle Wormaten machten mit hängenden Köpfen nicht den Anschein, dass es für die zweiten 45 Minuten besser kommen könnte. Man darf und kann nichts beschönigen, diese ersten 45 Minuten waren im bisherigen Saisonverlauf die absolut Schlechtesten in den bisherigen Heimspielen der laufenden Saison. Daran änderte  auch die zwei gefährlichen Schüsse auf das KSC-Tor nichts. So von Daniele Tuch aus 18 Metern (14.) und ein Freistoßhammer von Christina Henel (33.), die KSC-Torhüter Mathias Moritz super abwehren konnte.

Würden die Wormaten das Spiel noch herum reißen können oder sollte dieser sonnige Samstagnachmittag insgesamt zu einem Rückschritt längst verwischter Negativspuren werden? Nun, die Antwort gab die Mannschaft in positiver Art und Weise gleich nach Wiederanpfiff. Mit Lucas Oppermann als zweite Spitzen neben Michael Schürg war sichtlich mehr Qualität auf dem Platz und bereits fünf Minuten nach Wiederanpfiff verkürzte dieser auf 1:2. Martin Röser hatte mit einem Pass genau in die Schnittstelle der KSC-Abwehr, den im zweiten Durchgang sehr guten Nico Müller über rechts auf die Reise geschickt. Dieser flankte von der Grundlinie knallhart nach innen, die KSC-Abwehr bekam den Ball nicht weg und Lucas Oppermann stand da, wo ein torgefährlicher Angreifer mit dem entsprechenden Torriecher stehen muss und versenkte aus vier Metern Entfernung den Ball volley in das Karlsruher Tor. Kein großer Jubel danach sondern eiliges Zurückgehen, um  sofort zu versuchen dem sichtlich etwas überraschten Gegner weiter zuzusetzen. Besonders torgefährliche Szenen blieben zunächst aus und Karlsruhe fand nach einer guten Stunde Spielzeit wieder in das Spiel zurück. Zwischen der 65. und 68. Minute vergaben sie aber drei gute Möglichkeiten durch Patrick Dulleck, Tobias Keusch und Stefan Müller, um ihre Führung weiter ausbauen zu können. Die Wormaten konnten in der Folgezeit mehr zulegen, derweil Karlsruhe ob deren schnellem Kombinationsspiel doch etwas nachließ. Oder lag es an den Wormaten, bei denen danach der Ball wieder besser  zu laufen begann, Zweikämpfe erfolgreicher bestritten werden konnten. In der 77. Spielminute schien der Ausgleich fällig. Michael Schürg, der es auch in diesem Spiel ob der Attacken seiner Gegenspieler absolut nicht leicht hatte, wurde im Gästestrafraum von seinem meist sehr unerbittlichen Bewacher  Tobias Keusch umgestoßen und der nur weniger Meter daneben stehende und auch gut leitenden Schiedsrichter Christian Dietz (Kronach) zeigte sofort auf den Punkt.

Lucas Oppermann schnappte sich den Ball, doch KSC-Keeper Mathias Moritz ahnte die Lunte und wehrte den Strafstoß – besonders zur Freude des Verursachers – ab. Es ist immer leicht zu sagen, warum nahm der Schütze nicht das von ihm aus gesehene rechte Toreck? Doch die Wormaten gaben nicht auf und in der 82. Minute war es Daniele Toch, der aus gut zehn Metern Entfernung den Ball flach an den linken Innenposten setzte, von wo der Ball den letztlich endgültigen Weg in das KSC-Tor fand.

Fazit: Eine absolut schwache erste Halbzeit. Nach der Pause sich aber die Wormaten auf ihre Ehre besannen und am Ende wenigstens einen Punkt, der angesichts dem Plus mehr Torchancen auf KSC-Seite, sicherlich etwas glücklich war. Letztlich aber mit dem unbedingtem Willen sich nicht weiter vorführen zu lassen, wie im ersten Spielabschnitt, auch keine unverdiente Punkteteilung. Zumindest der Kampfgeist wurde damit etwas belohnt.