Fußball: Am Ende doch die Wormser

24.03.1936

Worms hat es also doch geschafft. Am Ende einer von vielen Zufällen abhängigen Meisterrunde behielten Fath und Genossen mit dem besten Torverhältnis vor Pirmasens auch das bessere Ende für sich. Einen Punkt zurück, an dritter Stelle, marschiert die tapfere Eintracht, die diesmal arg vom Pech verfolgt war. Aber schließlich konnte ja nur einer von diesen drei Vereinen Meister werden.

Wormatia siegte überlegen 4:1. Bei Halbzeit und noch eine Viertelstunde später stand das Treffen 0:0, und es sah ganz danach aus, als ob sich nicht viel daran ändern würde. Mit einem Unentschieden aber wären die Frankfurter — — Sieger geblieben …. Da, in der 15. Minute nach Halbzeit, kam ein harmloser Ball vor das Eintrachttor, den Schmitt schon sicher zu haben schien, als der Pechvogel Konrad ohne jede Veranlassung dazwischenfuhr und mit einer ganz verunglückten Parade dem Gegner den Ball schußgerecht vorlegte. Aber, Ironie des Schicksals, der Wormser war ebenso kopflos wie Frankfurts rechter Back, er schoß nicht ins leere Tor, sondern an die Latte! Doch die Verwirrung war schon zu groß; den zurückspringenden Ball feuerte Eckert ins Netz. Konrads Nerven hatten zuerst versagt. Jetzt versagten auch die Nerven einiger seiner Mitspieler. Kaum drei Minuten später war Eckert am rechten Flügel wieder durch und schoß unhaltbar. Mit 2:0 für Worms schien die Meisterschaft entschieden.

Die Eintracht tat, was alle Vereine in diesem Falle tun: sie stellte um. Tiefel, der Retter des Vorsonntags, ging als Mittelstürmer vor, und Ebert, Wormatias ausgezeichneter Torwart, bekam nicht zu knapp zu schaffen. Fast 20 Minuten lang rannte die Eintracht wie wild gegen das Wormatiator an. Dann, in der 37. Minute, kam wieder eine Flanke vor das Eintrachttor, und der von allen guten Geistern verlassene Konrad vollbrachte „den schönsten Schuß des Tages", allerdings verkehrt herum …

Da nützte es auch nichts mehr, daß gleich darauf den Frankfurtern durch schönen Schuß das Ehrentor gelang. Eckert ging ja wieder durch und erhöhte auf 4:1. Das war die spiegelgetreue Revanche für das Vorspiel. Die Wormser aber feierten ihren Meister.

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Es war ein außergewöhnliches Spiel und ein außergewöhnliches Resultat. Der Einsatz in diesem Treffen und die Berechnungen, wie die Meisterschaft zu gewinnen war, beeinflußten den Verlauf ganz wesentlich. Einfach lag das Problem für die Wormser: sie mußten gewinnen, koste es, was es wolle. Die Eintracht dagegen hatte den Vorteil, sich mit einem Unentschieden begnügen zu können, machte aber auch den Fehler, zu sehr darauf zu spekulieren.

Von der ersten Minute ab griff Worms scharf an und drängte ohne Atempause. Mit Wind und Sonne im Rücken, angefeuert von einer Rekordzuschauerzahl, überrannte Worms die Eintracht, die alles in der Verteidigung einsetzte. Damit kam aber der Sturm zu kurz. Zur Verteidigung gehört es auch, daß die Stürmer den Ball zu halten vermögen …. Das geschah aber nicht!

Schon die Aufstellung der Eintracht war verkehrt, denn sie verlegte das Schwergewicht in die Verteidigung. Für den verletzten und unersetzlichen Möbs nahm man nämlich Leis in den Sturm, während Gramlich verteidigte. Natürlich dauerte es nicht lange, und Leis, der noch nie ein Stürmer war, spielte von Minute zu Minute mehr in der Defensive. Irgendein brauchbares Zuspiel kam von ihm nicht in den Sturm, und — man weiß es ja — ohne genaues Zuspiel ist der Eintrachtmittelstürmer Schmitt kaum noch die Hälfte wert.

Worms dagegen verhielt sich taktisch sehr klug. Als nämlich Eckert gegen Tiefel nicht durchkam, Winkler dagegen am Flügel zu langsam war, da ließ man Winkler in die Mitte gehen, wo er halb zurückgezogen aufbaute, während Eckert Schwung auf die rechte Seite brachte. Dabei geriet dann auch die Eintrachtdeckung in Verwirrung. Ihr vorher anscheinend genau festgelegter Plan paßte nicht mehr.

Die besten Chancen der Eintracht ergaben sich gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit. Da schoß Trumpler nur knapp daneben — es hätte auch ein Tor sein können — und Schmitt war kaum noch zu halten. Aber Schmitt wurde so hart dazwischengenommen, daß er in der 12. Minute sogar kurz vom Platz mußte, und dann gingen auch die Chancen der Eintracht dahin.

Das Spiel war lange nicht so schön wie das Treffen des Vorsonntags. Die Härte uberschritt nämlich diesmal oft die Grenzen des Zulässigen. Auch der ziemlich graslose Platz der Wormser läßt die Feinheiten des Kombinationsspiels nicht richtig aufkommen. Man konnte also — bildlich gesprochen — diesmal nicht so recht „warm werden". Wörtlich ist das nicht zu nehmen, denn die Sonne brannte bereits mörderisch, und wir hatten einen fast sommerlich anmutenden herrlichen Frühlingstag. Die Spieler waren nicht zu beneiden. Bei einem so schnellen Witterungsumschlag nimmt einen die Hitze doppelt mit. Und hergegeben haben alle, „was drin ist".

Damit wollen wir gleich zur Spielerkritik übergehen und zunächst einmal den unglücklichen Konrad damit zu trösten suchen, daß er in der ersten Halbzeit erstaunlich gut war und wirklich vieles gerettet hat. Daß er nachher zweimal derartig vom Mißgeschick verfolgt wurde, ist Pech, das auch einmal den besten Spieler verfolgen kann.

Torwart Schmitt war ohne Tadel. Aber Gramlich paßt nicht auf den linken Verteidigerposten, und als Leis später seinen alten Platz einnahm, da mußte man wieder beobachten, daß er hierfür zu langsam geworden ist.

Hervorragend hat wieder die Läuferreihe gespielt. Besonders Mantel war jeder Lage gewachsen. Vorne stand dafür ein Torso und kein Sturm. Weygand erwies sich wieder als körperlich zu schwach, Groß besitzt keine Durchschlagskraft, Schmitt braucht noch einen Nebenmann, der ihn führt, und Trumpler fehlt auch jener Zug aufs Tor, der heute den gefährlichen Flügelstürmer ausmacht.

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Bei Worms zeigte der Innensturm große Schwächen sowohl im Schußvermögen als auch im Aufbau. Noch immer haben es die Wormser nicht gelernt, ihren überragenden Mann, den Internationalen Fath, richtig ins Spiel zu bringen. Aber die guten Momente eines Winkler (er hatte auch deren viele, die schwach waren…) und der entschlossene Schuß eines Eckert können doch Spiele entscheiden.

Die Wormser Läuferreihe mit Kiefer als besten Mann hatte es nicht zu schwer. Besonders die Außenläufer konnten bequem arbeiten, da ihre eigentlichen Gegner, die Eintracht-Innenstürmer, mehr in der Abwehr als im Angriff zu finden waren.

Die beiden Verteidiger waren groß im Zerstören und verstanden es bald, durch scharfes Rangehen sich Respekt zu verschaffen. Die Eintrachtaußenstürmer waren bald kaltgestellt, und auch Schmitt mußte manchen bösen Rempler über sich ergehen lassen. Was dann noch durchkam — und es war trotzdem nicht wenig —, das meisterte Torwart Ebert ganz großartig. Ihm hat Worms viel zu verdanken, denn es war bestimmt wieder einmal ein Spiel, bei dem das erste Tor den Ausschlag gibt!

Den Wormsern wünschen wir zu den Gauspielen alles Gute! Sie werden zumeist eine Hauptwurzel ihrer Kraft, den eigenen Platz, vermissen müssen, stehen also vor sehr schweren Aufgaben.