Kicker Sportmagazin: Wormatia ist Südwest-Meister

24.03.1936

In großer Form gegen Eintracht 4:1 gewonnen

Sonderbericht unseres nach Worms entsandten Mitarbeiters „Arbiter"

 

Gedanken während der Fahrt.

In strahlendem Vorfrühlingssonnenschein liegen die gesegneten Gefilde Rheinhessens: „Ein wunderbarer Tag, so wahr ich lebe! Von Gott zu besserem Ding gemacht als sich zu schlagen!", sagt der Dichter. Aber die Tatsachen richten sich selten nach der Poesie. Heute nachmittag schlagen sich Wormatia und Eintracht in einem zweifellos erbitterten Kampf um den Titel des Meisters von Südwest und, was wichtiger ist, um die Berechtigung zur weiteren Teilnahme an den Spielen um die Deutsche Meisterschaft. Also es steht schon etwas auf dem Spiel! Und da kann das Wetter noch so herrlich und die Natur noch so einladend zu lyrischen Ergüssen sein: es wird gekämpft werden bis aufs Messer, bis zum Umfallen, bis zum letzten Atemzug. Und wer wird gewinnen? Die besseren Nerven, das stärkere Kämpferherz. Daß Eintracht eine großartige Mannschaft ist, die schönen Fußball in Vollendung spielen kann, wer weiß, das nicht? Aber auch, daß die Wormser schon oft in entscheidenden Kämpfen mit dem Mute des Löwen Unmögliches möglich gemacht haben, wem ist das unbekannt? (Und, daß sie ebenfalls Fußball spielen können, die Fath, Eckert, Winkler, Kiefer!?)

Eintracht muß auf Möbs verzichten, ihren derzeit wohl besten und wertvollsten Stürmer. Nun sollte man glauben, daß ein solcher Klub, der doch über ein unerschöpfliches Reservoir von jungen Spielern verfügt, einen solchen Ausfall — wenn auch nicht gänzlich, so doch zufriedenstellend — wettmachen könnte. Gefehlt! Am letzten Sonntag mußte bekanntlich Gramlich halbrechts spielen. Wer heute diesen Posten versieht, weiß ich noch nicht. Egal, ob Gramlich oder ein anderer der sogenannten ersten Garnitur: auf alle Fälle wird er dann auf seinem Stammplatz fehlen und dort eine spürbare Lücke hinterlassen. Vielleicht wird der Umstand die heurige Meisterschaft von Südwest entscheiden, daß die eine der beiden im Final stehenden Mannschaften ….. keinen geeigneten Ersatzmann für einen ausfallenden Etatsmäßigen hatte. Hier tritt das Problem der Nachwuchsfrage einmal ungewöhnlich kraß in Erscheinung.

Man wird früh auf dem Platz sein müssen. Er nennt sich zwar Stadion, aber das ist ein — nicht „tragisch" zu nehmender — Anfall von Größenwahn. Die Adolf-Hitler=Kampfbahn ist ein schöner Fußballplatz, um dessen Besitz Wormatia gewiß von vielen Klubs gleichen Ranges beneidet wird. Aber … die Forelle ist ein guter, wertvoller Fisch, ohne deshalb ein Heilbutt zu sein.

Die Wormser werden heute spielen und kämpfen wie noch nie. Davon bin ich, der ich diese prachtvolle Kampfmannschaft seit fast 15 Jahren so genau kenne wie die Maschine, die vorliegende Zeilen schreibt, felsenfest überzeugt. In dieser Elf steckt ein himmelstürmender Elan, wenn es darauf ankommt, Entscheidungen zu erzwingen. Diese Eigenschaft hat sie wohl der Eintracht voraus. Sicher werden auch die Frankfurter das Letzte aus sich herausgeben, aber ob das so viel sein wird wie das „Letzte" der Gegenseite, das möchte ich bezweifeln. Sollte die Eintracht das heutige Spiel gewinnen, dann hat sie sich kämpferische Qualitäten angeeignet, die ihr früher fehlten, und dann wird sie auch weiter sehr zu beachten sein. Wie gesagt, früher war es nicht so. Ich sah einmal die Eintracht 12:2 gewinnen und schrieb, mit solchen schwachen Kampfleistungen käme sie nicht weiter (worauf ich für verrückt erklärt wurde). Am nächsten Sonntag ging der haushohe Favorit in Berlin gegen Fortuna Düsseldorf sang- und klanglos 0:4 ein. Das war damals die Eintracht! Wie wird sie sich heute zeigen ….

Worms, aussteigen! Wenn wir hier den Zug wieder entern, geben wir die Antwort auf alle aufgeworfenen Fragen!

Drum und dran!

Von der Prominenz ist in den Lokalen, die ich durchstreife, wenig zu sehen, es ist ja auch noch früh. Ein Trupp Radfahrer, verschwitzt und sonnenbraun, steigt auf dem Bahnhofplatz von den Rädern. Sie kommen von Frankfurt, einer gar von Vilbel. Schnell bin ich mit ihnen im Gespräch. Sie hätten gerne gesehen, daß Monz auf halbrechts eingesetzt worden wäre. Nun, die Leitung der Eintrachtelf wird ihre Gründe gehabt haben, eine andere Lösung zu wählen. Natürlich fragen sie mich nach dem Woher, Warum und Wiegehtsaus. Bei der letzten Frage fügt einer gleich hinzu: „Tipen Sie ja nicht auf Wormatia, sonst werden Sie von mir zum Tee eingeladen!" Leider habe ich im Trubel der soeben ankommenden Sonderzügler vergessen, nach der tieferen Bedeutung dieser Einladung zu fragen. Ich werde nächstens mal nach Vilbel fahren müssen, die Sache läßt mir keine Ruhe. Zum Tee eingeladen …. merkwürdig!

Die Sonderzügler sind lustig, guter Dinge und vom Sieg der Eintracht felsenfest überzeugt. So sagen sie wenigstens, und damit muß ich mich zufrieden geben. Ich bin ja schließlich kein Seelentaucher.

Zunächst hatte ich vor, so gegen zwei Uhr auf dem Platz zu sein. Aber als ich die Menschenschlangen sah, die sich schon zwei Stunden vor Beginn in Bewegung gesetzt hatten, da dachte ich an das beschränkte Fassungsvermögen der Wormatia-Anlage, schwang mich mit anderen Eiligen in eine Taxe und brauste los. Unterwegs hatte ich Gelegenheit, eine wahre Musterkollektion von gut sortierten Flüchen des über einen stümperhaft fahrenden Vordermann mit Recht erbosten Chauffeurs zu hören. Der Mann leistete wirklich Gediegenes in seinem Nebenamt, und schließlich hatte er sich einwandfrei bis zum Ziel durchgeflucht.

Keine zehn Minuten zu früh war ich gekommen. Als ich mich auf dem Presseplatz heimisch gemacht hatte, war alles besetzt. Ein voraufgegangener Versuch, das Feld zu umkreisen und Studien zu machen, war bereits in den ersten Zügen gescheitert: es war unmöglich, durchzukommen. So mußte ich denn meine Jagdgründe auf die Tribüne beschränken.

Im Vorspiel schlugen sich die Reserven beider Vereine. Eintracht gewann glatt und unangefochten 3:0, Wormatia spielte — dabei ist sie Meister ihrer Gruppe! — eine mäßige Rolle. Ein Nachbar behauptete, der Sturm der Wormatia-Reserven sei gleichzeitig Vorstand des Torwächterschutzvereins.

Wormatia hat sich für den zu erwartenden Massenandrang gut gerichtet. Auf der Laufbahn waren 5000 Sitzplätze erstellt worden, in der einen Kurve präsentierte sich eine große Nottribüne. Die Stühle hatte in sportkameradschaftlichster Weise der Turnverein Heidesheim in der Pfalz nicht nur zur Verfügung gestellt, sondern auch nach Worms gebracht. Alles andere war vom Arbeitsdienst geleistet worden.

Obwohl die Enge fürchterlich war, herrschte beste Ordnung auf dem Platz. Die Organisation, das sei der Wormatia-Leitung hier bescheinigt, war ausgezeichnet. (Eine bescheidene Bemerkung an manche Kollegen von der Presse: an solchen Tagen hat man auf den Presseplätzen nur etwas zu suchen, wenn man tatsächlich arbeitet. Es ist höchst unkollegial, als reine Zuschauer den mit der Berichterstattung beauftragten Journalisten die Plätze wegzunehmen!).

Das ganze offizielle Worms ist vertreten: Oberbürgermeister Bartholomäus, Kreisleiter Schwebel, Beigeordneter Körbel, der Landeshandwerksmeister, der Kommandeur des in Worms garnisonierenden I.=R. 36 und viele andere. Vor den Kabinen taucht der Schiedsrichter des Tages, Best-Höchst, auf, begleitet vom Sportausschußvorsitzenden der Wormatia, Böhner. Daß deren Vereinsführer Ritzheimer und sein Mitarbeiter Stein nicht fehlen, ist selbstverständlich. Vor uns in der Loge sitzt Amtmann Schindel, und neben ihm … diese markante Erscheinung erkennt man auch im Profil sofort: Professor Glaser aus Freiburg. Gaurechtswart Schenk eilt vorbei, und wie voll die Tribüne ist, geht daraus hervor, daß der eben ankommende Gauführer Dr. Raßbach mit Mühe noch ein Plätzchen findet.

Bis zum Bersten gefüllt liegt im strahlenden Märzensonnenschein die Adolf-Hitler-Kampfbahn in Worms. Die Spannung der beiderseitigen Anhängerscharen überträgt sich autosuggestiv auch auf den neutralen Beobachter. Die Mannschaften erscheinen, Wormatia begleitet von ihrem Betreuer Ludwig Müller, der sie in vergangenen Tagen durch aktive Mitwirkung – Himmel, konnte dieser Mann Kopftore machen!! — so oft zum Siege geführt hat. Der Eintrachttrainer Oswald scheint sich von dem bekanntlich in Worms ansässigen Nibelungenvereinsführer Siegfried dessen Tarnkappe gepumpt und sich und alle Eintracht-Offiziellen mit ihr verdeckt zu haben: niemand vom Generalstab der mainischen Streitmacht ist zu erblicken.

Wormatias Spielführer Winkler gewinnt mit der Wahl für seine Elf Sonne und Wind in den Rücken. Eintracht stößt an. Die letzten 90 Minuten einer bis zum letzten Augenblick mit Spannung geladenen Spielzeit sind angebrochen.

Spiel, Spieler, das Ergebnis und das Warum.

Die Mannschaften stehen:

Eintracht: Schmidt L.; Konrad, Gramlich; Fürbeth, Tiefel, Mantel; Trumpler, Leis, Schmidt A., Groß, Weigand.

Wormatia: Ebert; Fröhlich, Closet; Zimmermann, Kiefer, Fries; Winkler, Eckert, Leist, Busam, Fath.

Die Eintracht spielt nicht ausgesprochen defensiv, sie bemüht sich offensichtlich um Tore. Die Elf kämpft, wie ich sie noch nicht kämpfen sah, vorbildlich, mannhaft. Die im Eingang des Berichts zum Ausdruck gebrachten Befürchtungen scheinen sich heute nicht zu bewahrheiten. Eintracht will Meister werden und strengt sich dementsprechend an. Mantel, der beste Techniker auf dem Felde, verzichtet auf jede Schnörkeleien und ist somit der nützlichste Spieler seiner Farben. Ganz großartig ist die Arbeit des Verteidigers Konrad, der sich mit seinem klugen Stellungsspiel, dem schnellen Start und den klaren und links wie rechts sicher herauskommenden Anschlägen als in Hochform befindlich erweist. Gramlich stellt Winkler kalt, Tiefel läßt dem Innentrio der Wormatia kaum Chancen, Fürbeth, ein hochtalentierter Mann, paßt sich glänzend ein: die Aussichten, daß Eintracht zumindest mit einem Unentschieden Gaumeister wird, sind so klar, daß sie auch die Wormser Anhänger nicht verkennen. Aber es ist auch deutlich zu sehen, daß der Frankfurter Sturm in dieser Zusammensetzung nicht viel erreichen wird. Leis ist kein Stürmer — weshalb ihm auch kein Vorwurf zu machen ist, sondern ihm, wie jedem Spieler, der sich im Interesse seines Vereins auf einen ihm fremden Posten stellt, nur Lob auszusprechen ist (im Falle Leis allerdings mit einer weiter unten zu behandelnden Einschränkung!). Schmidt, der Vielgepriesene, hat einen Bombenschuß. Er hat noch mehr, noch viel mehr meiner Ansicht nach. Aber derzeit ist er noch nicht in der Lage, sein Licht unter dem Scheffel herauszuholen und es zu zeigen. Die riesigen Vorschußlorbeeren, die ihm eine sicher wohlmeinende Frankfurter Presse widmete, sind ihm nicht bekommen. Derzeit ist er nicht der gegebene Führer eines geschwächten, ohne Möbs antretenden Eintrachtsturms. Aber man wird von diesem Adam Schmidt noch hören, wenn seine Zeit gekommen ist. Trumpler, Groß und Weigand spielten ganz nett, aber nicht so, daß es genügt hätte, die — gewiß verwundbare, siehe unten! — Wormatia-Deckung in Verlegenheit zu bringen.

Der Angriff der Wormser hatte in Eckert seinen besten Mann. Dieser fast schmächtige, blonde Spieler hat's im Gefühl, wie man den Ball behandelt, er hat den richtigen Riecher für gute Gelegenheiten vor des Gegners Kasten, er ist schnell, er kann schießen, er denkt. Der schwarzgelockte Mittelstürmer Leist tat mehr, als es „Sachverständige" hinter mir wahr haben wollten, er spielte einfach, aber fleißig und gescheit. Fath wurde schlecht eingesetzt — gell, Seppelche, das sind Sächelchen, wenn ein Szepan neben einem spielt! —, aber mit jedem Ball brachte er etwas Nützliches fertig: ein famoser Linksaußen. Busam fiel weder auf noch ab, wie jeder Wormate schaffte er bis zum Umfallen, desgleichen tat die gesamte Läuferreihe. Die Verteidiger Closet und Fröhlich spielten nicht schlecht, müssen aber klangkräftigere Nadeln einsetzen, wenn sie im demnächst beginnenden Konzert der Meister gehört werden wollen. Beide sind nicht sehr schnell und versuchen dieses Manko dann mitunter durch übertriebene Härte auszugleichen. Wenn ihre im übrigen solide Arbeit heute ausreichte, um die Aktionen des gegnerischen Angriffs kalt zu stellen, so spricht das zum kleineren Teil für sie, zum größerem aber gegen die Durchschlagskraft der Frankfurter Stürmer.

In der 1. Halbzeit war das Spiel offen. Der Notizblock verzeichnet folgende Höhepunkte: Leist stört Kollegen Eckert beim Schuß. Mantel scheidet verletzt aus, kommt aber in alter Frische zurück. L. Schmidt rettet herauslaufend knapp vor Leist. 1. Ecke für Worms. Ebert rettet durch Fußabwehr vor A. Schmidt. 2. Ecke für Wormatia. Feiner Eintrachtangriff von Trumpler über Schmidt zu Weigandt: Ebert hält. Schmidt, frei durch und nicht angriffen, verschießt jämmerlich. Eckert wird verwarnt, Bein herunter beim Angriff, Junge! Bombe Schmidts von Ebert famos gehalten, Schmidt heftig foul an Ebert. Busam, allein vor dem Tor, knallt L. Schmidt auf den Bauch. 3. Ecke für Worms. Und Halbzeit 0:0.

Und was nun kam, das war so angefüllt mit Handlung, daß man es als Drama bezeichnen darf, weil Drama nicht Mord und Totschlag, sondern schlicht und einfach Handlung ist. Noch gellen mir die Ohren von den ungeheuren Ausbrüchen der Wormser Anhänger bei den beiden ersten Treffern. 12.000 Höllenhunde schienen auf Kommando loszubrüllen, Hüte flogen in die Luft, wildfremde Menschen umarmten sich, tanzten, stammelten, steckten brennende Zigaretten in die Westentasche und Streichholzschachteln in den Mund, es ist kaum zju beschreiben! Und beim Schlußpfiff strömte die Masse ins Feld. Die kurze Siegerehrung ging unter in dem Toben. Winkler, mit einem großen Kranz um den Hals, Fath und andere erscheinen auf den Schultern der Anhänger, reiten den Kabinen zu, irgendwo tritt unbeachtet die Eintracht ab, nachdem ihre Spieler vorher dem Sieger gratuliert hatten. Der dritte Meister des Gaues Südwest heißt Wormatia Worms, und der Kicker wie der Unterzeichnete beglückwünschen sie zu diesem großen Erfolg auf das herzlichste.

Hat Eintracht zu recht verloren? Ja. Sie hat gekämpft, die Leute haben sich ausgegeben, alles getan. Aber nur bis zu einem bestimmten Augenblick. Bis zum Moment, als Winkler nach einem Doppelfehler der Frankfurter Deckung zum erfolgreichen Torschuß kam. Bis dahin war noch nichts entschieden, gar nichts. Der Kampf stand auf des Messers Schneide, in Fetzen flatterte Fürbeths Hose um seine Hüften, Winklers Trikot wies ein großes Loch auf. Es stand 0:0, und wenn es so blieb, war Eintracht Meister.

Da schoß der Gegner ein Tor. Es war die 16. Minute nach der Pause. Noch eine halbe Stunde war zu spielen. Was ist in 30 Minuten von Fußballern alles schon vollbracht worden, von Spielern, die viel weniger konnten, als diese Eintrachtmannen. Torvorsprünge von 3 und mehr Treffern sind aufgeholt worden, neun Mann haben noch dem kompletten Gegner den Sieg entwunden. Das alles scheint die Eintracht von heute nacht gewußt zu haben. Als Worms 1:0 führte, da hatte Eintracht 1:4 verloren!!

Sofort gab sich Frankfurt geschlagen. Was wäre wohl geschehen, wenn um die gleiche Zeit Eintracht in Führung gegangen wäre? Ha, da hätte ich diese Wormaten sehen mögen! Die Eintracht? 0:1? Na schön, Schluß mit Jubel, alles aussteigen, denn nich liebe Tante, heiraten wir den Onkel, das ist auch ein ganz schönes Mädchen!

Wer sich selbst aufgibt, dem ist nicht zu helfen. Deshalb hat Wormatia dieses Spiel und mit ihm den Titel des Gaumeisters zu Recht gewonnen. Die eingangs des Berichts hinsichtlich der Eintracht ausgesprochenen Befürchtungen haben sich von der 16. Minute der 2. Halbzeit ab bewahrheitet.

Die Eintracht hat die Flinte ins Korn gegeworfen, ehe es nötig war. Da stand z.B., um das typische Beispiel herauszugreifen, der bis dahin so tüchtige Leis plötzlich mit verschränkten Armen im Feld, als ob ihn die ganze Choce einen Schmutz anginge. Da bekam dieser Leis frei und unangegriffen einen Ball, gut 40 Meter vor seinem eigenen Tor, und schlug ihn so aus Spaß und Tollerei zur Ecke. So wendet man das Schicksal nicht!

Als es einmal 1:0 stand, war das andere nur noch der Stempel unter die Meisterschaftsurkunde. Eckert markierte 5 Minuten später zum zweiten Mal. Er hatte das richtige Gefühl dafür, daß man dieser deprimierten Gegnerschaft auch mal mit einer Sololeistung zu Leibe könnte: unangefochten lief er durch und schoß, wie es ihm paßte. Dann passiert ausgerechnet dem glänzenden Konrad ein fettes Selbsttor, als er eine Vorlage Eckerts zu Fath in den eigenen Kasten schmetterte. Wie sinnlos vorzeitiges Aufgeben ist, wird der Eintracht vielleicht zum Bewußtsein gekommen sein, als Tiefel mit einem feinen Flachschuß den einzigen Gegentreffer erzielte. Aber noch einmal ging Eckert allein los und schlug den herauslaufenden Schmidt mit überlegtem Einschieben des Balles.

Der große Kampf ist vorbei. Er war hart, manchmal sehr hart. Aber der Schiedsrichter Best hatte die Zügel so fest in der Hand, daß nichts Schlimmes aufkommen konnte. Best ist heute einer der tüchtigsten deutschen Pfeifenmänner. Wormatia hat glänzend gespielt, Eintracht war spielerisch nicht schlechter. Gründe für die hohe Niederlage: die Unmöglichkeit einer befriedigenden Ersetzung von Möbs, und die Aufgabe des Kampfes, als noch alles drin war.

Den Weg vom Platz zur Stadt machte ich in Begleitung dreier Frankfurter Schlachtenbummler. Der eine war nicht zu sprechen, er wird wohl erst Mitte nächster Woche wieder zu sich kommen, so hat er sich geärgert. Der Zweite hat alles vorhergewußt und sich gewundert, daß die Niederlage nicht noch höher ausgefallen ist. Der Dritte war mein Mann. Dieser Weise sprach: „Die Meisterschaft kann nur einer machen. Wormatia war besser. Und jetzt freue ich mich auf ein frisches Glas Bier!" Dem schließt sich vollinhaltlich an      Arbiter