Nibelungen Kurier | Eine tolle Atmosphäre aber leider kein Happy-End

18.03.2003


Dezimierte Wormaten unterlagen in der Schlussphase gegen den Tabellenführer aus Mainz mit 0:2 / Zuschauer verabschiedeten die Mannschaft trotzdem mit Applaus


Trainer Colin Bell, der im Vorfeld dieses Spiels mächtig Stimmung – die nicht immer sportlicher Natur waren – in seiner Heimatgazette Mainzer Rheinzeitung gemacht hatte, hatte nach dem Schlusspfiff leicht reden, als er mit einem Loblied auf das verbesserte Umfeld anhob und auch das gesamte Drumherum um dieses Schlagerspiel in höchsten Worten würdigte. Dabei war er wieder Erwarten auch nicht mit Bier überschüttet worden, wie er dies auch im Vorfeld öffentlich befürchtet hatte. Doch mit Ruhm hat sich seine in Bestbesetzung angetretene Elf wahrlich nicht bekleckert, was er zwar nicht direkt zugab, jedoch sein gewalltiges Donnerwetter zur Pause an seine Schützlinge. Denn gegen eine Wormatia, wo nicht weniger als sechs Defensivleute in der Abwehr und im Mittelfeld fehlten, ja Trainer Dirk Anders gar als Libero agierte, stellten sich die Mainzer nicht gerade meisterlich an. Es ist zwar im Nachhinein nicht zu beweisen, aber wohl doch sehr naheliegend, dass die Partie wohl torlos ausgegangen wäre, hätte nicht Wormatias Kapitän Volker Berg durch ein übermotiviertes und ebenso unnötiges Foul noch weit in des Gegners Hälfte in der 77. Minute nicht die gelb-rote Karte gesehen.

Eine sicherlich korrekte Entscheidung von Schiedsrichter Christ aus Zeiskam, der aber besonders nach der Pause alles andere als wormatiafreundlich sich zeigte. Er war sicherlich nicht an den Toren gegen die nun dezimierte Wormatiaelf in der 82. und 88.Minute durch Maas und Bediako schuld, doch benachteiligte er die Wormaten mehrfach, in dem er bei harten Zweikämpfen und Fouls allzu oft die Gunst den Mainzer Spielern zusprach.
Nicht ganz astrein auch eine Szene vor der Pause, die unser Bild zeigt, als der Mainzer Dennis Probst (am Boden sitzend) den auf Torhüter Wetklo zueilenden Marcus Köhler von hinten zu Fall brachte. Das roch eigentlich bedenklich nach Strafstoß. Doch alles Nachkarten hilft sowieso nichts mehr, Volker Berg war der unglücklichste Mensch nach dem Schlusspfiff im Wormatiastadion. „Ich bin schuld, dass wir verloren haben.“ Es dürfte mühevoll gewesen sein, den Kapitän bis zum Nachholspiel am gestrigen Abend um 19.30 Uhr im Ingelheimer Blumengarten wieder aufgerichtet zu haben, zumal auch Trainer Dirk Anders ob der Schlussphase des Mainzer Spiels mit dem Schicksal haderte.

Denn seine Mannen, von denen Ogur Celik angeschlagen und auch in der 79. Minute nicht mehr laufen könnend, sowie Giuliano und Marcus Köhler, sowie Ralf Schmitt noch grippegeschwächt aufliefen, Letzterer sogar erst im Verlauf der zweiten Halbzeit, verkauften sich bestens. Wenn man dazu bedenkt, dass ein Arijan Berisha und Ogur Celik verteidigen mussten, das keine Alternativen sonst da waren und auch wichtige Leute mit Benjamin Heydel, Niels Magin, Steven Jones und Matthias Dehoust im Mittelfeld fehlten, dazu die gesperrten Benjamin Sigmund und Duro Bozanovic, der schnelle Flitzer fehlte natürlich bei Konterangriffen, so hat sich die Mannschaft mit Bravour geschlagen. Die Zuschauer honorierten dies auch mit dem entsprechenden Schlussapplaus, wofür sich Trainer Dirk Anders von dieser Stelle aus auch noch einmal herzlich im Namen der Mannschaft bedanken möchte. Doch ist er auch selbstkritisch genug zuzugeben, dass die Winterpause wohl für den einen oder anderen Spieler mental zu lange war und hierbei wohl zu viel Schulterklopfen sich einfingen.
Wohl auch glaubten, dass es so im neuen Jahr weiter geht wie das alte Jahr aufgehört hatte und es in dem einen oder Fall unterschwellig zu einem Abfall – besonders in mentaler Sicht und Einstellung – kam. Es ist eine junge Mannschaft, die mit dieser bitteren Erfahrung – nur einen Zähler aus den ersten vier Spielen nach der Winterpause – lernen wird. Hoffentlich schon am gestrigen Abend in Ingelheim.

Doch nicht vergessen sollte man aber auch, dass diese junge und neu gemischte Mannschaft die Saison 2002/2003 mit der eindeutigen Vorgabe: „Klassenerhalt“ antrat und dennoch, trotz aler Tristesse nach der Winterpause, bisher Großartiges geleistet hat. Man sollte und muss der Mannschaft weiter vertrauen, die ihe Zukunft noch vor sich hat.