Nibelungen Kurier: Wormatia brauchte eine ganze Halbzeit, um in das Spiel zu finden

16.04.2012

1:1-Unentschieden bei der U23 des 1. FC Nürnberg / Damit auch im 13. Spiel in Folge ungeschlagen

VON KLAUS DIEHL Die Serie ungeschlagener Spiele hielt, obwohl es in den ersten 45 Minuten ganz danach aussah, als sollte das 13. Spiel in Folge einen Abbruch bringen. Denn in dieser Phase schien nur ein Wormate wach und der hieß Kevin Knödler, der gleich mehrfach bis zur Pause mit glänzenden Aktionen einen höheren Rückstand verhindern konnte. Machtlos war der Wormatia-Keeper aber in der 6. Minute, als der Nürnberger Nicolas Görtler die Wormatia-Abwehr einschließlich Torhüter überwinden konnte. Als Außenstehender hatte man fast bis zur Pause den Eindruck, dass die Busfahrt am frühen Sonntagnachmittag wohl die Wormaten allzu schläfrig gemacht haben musste und man dies auf dem Platz erst nach der Pause ablegen konnte. Da muss es wohl in der Halbzeitpause einige deutliche Worte von Trainer Ronny Borchers gegeben haben, denn zum Wiederanpfiff lief eine völlig andere Mannschaft auf den Platz. Doch es waren fast die gleichen Akteure, sieht man einmal von der Auswechslung des angeschlagenen Marco Metzger ab, für den Marco Stark nach langer Zeit des Zuschauens wieder einmal auf dem Platz stand.

Doch es wäre alles vergeblich gewesen, wenn Kevin Knödler nicht mehrfach das letzte und nicht mehr überwindbare Hindernis gewesen wäre. Dabei besaß er aber auch das Glück des Tüchtigen, dass ihm bei einem Schuss von Mützel der Pfosten hilfreich zur Seite stand und der Schiedsrichter zu Recht einem weiteren Tor des gleichen Club-Spielers die Anerkennung versagte. Dazu hatte der Torschütze zum 1:0 noch drei weitere gute Möglichkeiten, den Vorsprung seiner Mannschaft bis zur Pause zu erhöhen. "Glück gehabt und Kevin Knödler – warum nicht?", wird sich der Wormatia-Anhänger fragen. Wenn es schon einmal nicht richtig läuft, so ist es gut zu wissen, einen starken Torhüter als Rückhalt im Wormatiator zu haben.

Dagegen lief in Richtung Nürnberger Tor im ersten Durchgang kaum etwas Gefährliches. Es fehlte sichtlich der letzte Druck und Willen um die Club-Abwehr in Verlegenheit zu bringen, die mit dem 19 Jahre alten Patrick Rakovsky auch einen sehr guten Keeper zwischen den Pfosten hatte. Allerdings war er drei Minuten nach Wiederanpfiff machtlos, als Romas Dressler nach gelungener Vorarbeit von Daniele Toch zum 1:1 ausgleichen konnte. Nun lief das Wormatiaspiel und die Club-Abwehr und ihr junger Torhüter hatten weitaus mehr Arbeit als ihnen lieb war. Selbst als Lucas Oppermann (56.) verletzt aus dem Spiel genommen werden musste, für ihn kam Michael Schürg, tat dies der Wormatia-Offensive keinen Abbruch. Mehrfach lag der Wormatia-Führungtreffer in der Luft, doch letztlich fehlte die letzte Konsequenz, den Rest verhinderte der sehr gute Club-Torhüter. Von Nürnberg war bis auf gelegentliche Konter und der Herrlichkeit in den ersten 45 Minuten vor den Augen von Club-Cheftrainer Dieter Hecking nichts mehr zu sehen. Die Wormatia-Abwehr stand vor rund 250 Zuschauern in der großen Easy-Arena nun sicher, nach vorne wurde gut kombiniert, doch der Abschluss blieb das Manko.

Hatte vor der Pause der Club-Trainer und Ex-Profi Michael Wiesinger auf einen klaren Sieg gehofft, so war dies in den zweiten 45 Minuten Wormatia-Coach Ronny Borchers. Letztlich geht das Remis in Ordnung, wenn auch beiderseits weitaus mehr Tore hätten fallen können, ja eigentlich müssen. Aber es hätte für einen höheren Tore-Gleichstand für beide Mannschaften auch nur einen Punkt gegeben.

Fazit: Man sah in zwei völlig verschiedenen Halbzeiten, weshalb die Nürnberger U23 direkt hinter dem VfR Wormatia die erfolgreichste Mannschaftseit der Winterpause ist, wobei Wormatia aber mit vier Unentschieden locker acht Punkte vergab. Es ist im Nachhinein nicht mehr zu ändern und bei den Auftritten nach der Winterpause gibt es auch keinen Grund zu nörgeln, doch mit diesen Punkten würde man mit 61 Zählern direkt hinter dem Tabellenführer Kickers Stuttgart mit 63 Punkten an zweiter Stelle liegen.

Bei aller Wormatia-Herrlichkeit in den letzten 13 Spielen, ist man was das Toreschießen angeht eben noch nicht ganz meisterwürdig. Mit anderen Worten: Da ist Wormatia noch entwicklungsfähig.