Nibelungen Kurier: Auf das Rheinhessen-Derby im heimischen Stadion mussten die Wormatia-Fans fast drei Jahre warten
14.09.2012
U23 des FSV Mainz 05 ist um 14 Uhr zu Gast in der EWR-Arena / Heimbilanz der Wormaten ist seit dem Jahr 2005 eine Erfolgsstory, aber kein Freifahrtschein für einen Sieg
von Klaus Diehl
Es war der 29. April 2010 als es letztmals zu diesem stets brisanten
Rheinhessen-Derby kam und die Wormaten in Mainz mit 1:4 den Kürzeren
zogen. Danach trennten sich für zwei Jahre die Regionalliga-Wege. Wie
überhaupt ein letzter Wormatia-Sieg in Mainz schon länger zurück liegt.
Dafür ist die Wormatia-Heimbilanz in den letzten sieben Jahren umso
positiver. Denn bis auf das 0:0 am 7. November 2009, wurden alle Spiele
mit einem Torverhältnis von 10:0, darunter auch ein 2:0-Pokalsieg am 18.
April 2007, gewonnen. Mit anderen Worten, die kleinen 05er haben seit
dem 12. August 2005 kein einziges Tor in Worms erzielen können und
lediglich einen Punkt mitgenommen. Dies ist eine Bilanz, die das
Selbstvertrauen der Borschers-Schützlinge heute Nachmittag stärken
sollte und motiviert, alles dafür zu tun, dass diese positive Zahlenwerk
auch nach dem Schlusspfiff noch gegeben ist.
Man darf es deuten
wie man will, dieses Rheinhessen-Derby wird auch heute etwas Besonderes
sein. Alleine schon aus familiären Gründen. Treffen doch mit dem 21
Jahre alten Wormaten Martin Röser und dem 18 Jahre alten Lucas Röser auf
Mainzer Seite zwei Brüder aufeinander. Da ist auch großes
Familientreffen auf der Tribüne angesagt. Ob da gar Mama-Röser ihren
beiden Söhnen mit auf den Weg gegeben hat, sich gegenseitig nicht weh zu
tun wie einst bei den boxenden Klitschko-Brüdern? Nun, ganz so schlimm
wird es mit Sicherheit nicht kommen. Doch egal wie das Spiel heute
ausgeht, dem Verlierer wird sicherlich Trost aus dem Familien-Clan
zukommen. Mit einem Unentschieden wäre auf jeden Fall der
Familienfrieden gerettet.
Lucas Röser, gerade aus dem Mainzer
Nachwuchsbereich direkt in die U23 gewechselt und bei den
Bundesliga-Profis weiter im Training mit dabei, gilt als ein großes
Stürmer-Talent. Am letzten Dienstag war der jüngste Röser-Sohn, der eine
Profi-Karriere anpeilt, auch Torschütze zum 2:0 der Mainzer U23 beim
2:0-Sieg im heimischen Stadion gegen den Tabellenletzten FSV Frankfurt
II. Wormatia-Coach Ronny Borchers hat sich die zweite Halbzeit
angeschaut und wird hierbei auch festgestellt haben, dass die kleinen
05er ihren wenig gelungenen Saisonstart mit vier Niederlagen und zwei
Unentschieden wohl überwunden haben. Zuletzt gewann man in Trier mit 1:0
und eben gegen den FSV Frankfurt mit 2:0. Den Mainzern kommt zusätzlich
entgegen, dass ihr Trainer Martin Schmidt derzeit was das Personal
betrifft, buchstäblich aus dem Vollen schöpfen kann. Besonders mit
Nejmeddin Daghfous, der einst den Sprung in den Mainzer Bundesligakader
nicht geschafft hatte und danach beim SC Paderborn in der 2. Bundesliga
und zuletzt beim Drittligisten Preußen Münster spielte, jüngst wieder
nach Mainz zurückgekehrt ist. Der 25-jährige ist natürlich für die
Regionalliga ein herausragender Spieler und aufgrund seiner Erfahrung
geradezu prädestiniert die junge 05er Garde zu führen und zu lenken.
Dazu kommt noch, dass neben den vielen Jungspunden im Kader der Mainzer
U23 mit Benedikt Saller, Steffen Bell und Sam Parker, alles
Jugendnationalspieler, fast ständig als Verstärkung aus dem
Bundesliga-Kader der Mainzer eingesetzt werden können.
Diese
Situation sieht beim Heimspiel gegen die Mainzer U23 auf Wormatia-Seite
nicht gerade rosig aus, besonders was die vorderste Offensivreihe
betrifft. So hat der zuletzt in Bestform sich zeigende Lucas Oppermann
in Freiburg einen Muskelfaserriss drei Minuten vor Schluss zugezogen,
Romas Dressler ist erneut erkrankt und Younes Bahssou plagen nach wie
vor Rückenprobleme. Bliebe noch Adam Jabiri, der nach einer Schienbein-
Entzündung erst wieder ganz kurz im Training ist und mehr als ein
Kurzeinsatz wohl nicht möglich sein wird. Außerdem ist Perspektivspieler
Enrico Bienroth ebenfalls verletzt. Da ist es gut gewesen Scibon
Bektasi erst kürzlich verpflichtet zu haben, der als Außenstürmer mehr
als eine Alternative ist. Letztlich darf man gespannt sein, wie es dem
Wormatia-Coach Ronny Borchers gelingen wird, dieses Offensivproblem auch
in taktischer Hinsicht am Ende erfolgreich zu lösen. Denn die drei
Punkte sollen nach Möglichkeit in Worms bleiben. Wichtig ist dabei auch
die Unterstützung durch möglichst viele Wormser Fans. Alla Wormatia,
packen wir es an.