Kölner Stadtanzeiger: "Dann will ich Fortuna Düsseldorf"
29.10.2012Im beschaulichen Worms dreht sich die Fußball-Welt jedoch noch etwas langsamer, und so elektrisiert das DFB-Pokalspiel der Wormatia gegen den FC das Städtchen im südöstlichen Rheinland-Pfalz. Um den Traum einer Sensation zu erfüllen, haben die Verantwortlichen einiges geplant. Vor dem Spiel (19 Uhr) wird das neue Flutlicht eingeweiht, zudem stellt die Band „The Döftels“ die überarbeitete Version des – überregional nicht unbedingt hitverdächtigen – Wormatia-Marsches vor.
Doch damit nicht genug. Oberbürgermeister Michael Kissel hat die rund 82?000 Einwohner persönlich in einer Videobotschaft auf die Partie eingestimmt. „Liebe Wormserinnen und Wormser, am 30. Oktober steigt hier ein Fußballfest. (…) Ich freue mich sehr auf dieses Spiel. Unsere Kölner Gäste werden es mir verzeihen, wenn ich der Wormatia die Daumen drücke.“
Holger Stanislawski betont zwar die akribische Vorbereitung des Trainerstabs auf den Erstrundenbezwinger von Hertha BSC Berlin (2:1), muss aber eingestehen: „Der bekannteste Mann ist der Trainer.“
Gemeint ist Ronald Borchers. Der frühere Profi von Eintracht Frankfurt hat sechs Länderspiele absolviert, 1980 den Uefa-Cup gewonnen und durfte ein Jahr später auch den DFB-Pokal in die Höhe stemmen. Eine Erfahrung, um die ihn Stanislawski beneidet: „Ich wollte immer lieber den Pokal gewinnen als die Deutsche Meisterschaft“, sagt der FC-Coach.
Trotz der Vorliebe für den „faszinierenden Wettbewerb“ löst das Spiel keine großen Emotionen bei Stanislawski aus. Wirklichen Charme hat der Wettbewerb für den FC angesichts der übermächtigen Erstliga-Konkurrenz nicht. Aus dem kürzesten Weg nach Europa ist der kürzeste Weg an die Geldtöpfe geworden. Die Qualifikation für das Achtelfinale würde knapp 500?000 Euro garantieren plus eventuelle TV-Zuschläge.
Um die Einnahmen zu sichern, rückt Stanislawski von seinen Prinzipien ab – schönen Fußball dürfen die 800 mitgereisten Fans nicht erwarten. „Es ist völlig egal, ob wir gut spielen. Wir müssen die Ärmel hochkrempeln und weiterkommen.“ In diesem Fall hätte Stanislawski einen besonderen Wunschzettel: „Dann will ich Fortuna Düsseldorf. Zu Hause. Im ausverkauften Stadion.“