Augsburger Allgemeine: Willige Kerle
16.04.2013Ulm Erst das peinliche Pokalaus im Elfmeterschießen gegen Landesligist Neckarsulm, dann die 0:6-Klatsche in Kaiserslautern. „Wir machen gerade ganz schwere Zeiten durch“, sagt Paul Sauter. Die Frage nach Zuckerbrot oder Peitsche stellt sich für den Trainer der Ulmer Fußballer vor der nächsten Punktspiel-Aufgabe bei Wormatia Worms (heute 19 Uhr) aber nicht wirklich. „Die Spieler sind doch alles willige Kerle“, berichtet Sauter. „Die schauen mich an und erwarten von mir eine Lösung.“
Es sind also die psychologischen Qualitäten des Trainers gefragt, der eine der Ursachen für die Krise kennt. Die Ulmer sind immer dann gut, wenn sie ihre läuferischen Qualitäten und ihre Fitness in die Waagschale werfen können. Aber bei zehn Spielen in fünf Wochen stößt in dieser Hinsicht jede Mannschaft an ihre Grenzen. Den Königsweg aus dem Schlamassel hat aber auch Sauter noch nicht gefunden. Auf dem Zahnfleisch kommen fast alle Spieler daher, aber auf alle kann der Trainer mangels Alternativen eben nicht verzichten, und ein Sebastian Griesbeck beispielsweise ist trotz Dauerbelastung so gut wie gar nicht zu ersetzen. Ein Maximilian Gebert, ein Nikola Trkulja oder ein Domenico Botta sind natürlich in Worms Kandidaten für die erste Elf, aber dann wird es schon schwierig, zumal der Einsatz von Max Bachl-Staudinger wegen einer mit drei Stichen genähten Platzwunde fraglich ist.
Seelenmassage wird der Trainer heute noch einmal bei einem gemeinsamen Mittagessen betreiben, anschließend macht sich der Ulmer Tross auf die 250 Kilometer weite Reise nach Worms zu einem Gegner, der am Samstag mit einem sicheren 2:0-Sieg gegen den FSV Frankfurt II ordentliche Form bewiesen hat und den Ulmern in der Tabelle zunächst mal bis auf einen Punkt auf die Pelle gerückt ist. Nach oben allerdings geht für die ursprünglich durchaus ambitionierte Wormatia ebenso wie für die Spatzen schon lange nichts mehr. Paul Sauter widerspricht trotzdem heftig der These, wonach der Pokalwettbewerb die letzte Chance seiner Mannschaft war, in dieser Saison noch ein Glanzlicht zu setzen, und der Punktspiel-Rest jetzt zu einem bedeutungslosen Pflichtprogramm verkommt. Der Trainer erinnert daran, dass je nach der Entwicklung in der dritten Liga bis zu sechs Mannschaften absteigen. Nach dieser Rechnung trennen die Ulmer nur sechs Punkte von den gefährlichen Tabellenregionen. Höchste Zeit also, den Schalter umzulegen. Am besten schon heute beim Spiel in Worms.