Rhein Zeitung: SC Idar zeigt Abstiegskampf aus dem Fußball-Lehrbuch

29.04.2013

Idar-Oberstein – Fußball-Regionalligist SC Idar-Oberstein kam trotz starker Leistung nicht über ein 2:2 (1:0) gegen Wormatia Worms hinaus. Am Ende kosteten zehn schwache Minuten nach der Pause den verdienten Lohn.

Dabei begann die Mannschaft von Trainer Sascha Hildmann famos. Nach der Partie gegen Pfullendorf wünschte sich der Coach ein Tor mit der ersten Chance. Holger Knartz ließ diese Träumerei in der elften Minute Realität werden. Eric Wischang spielte einen Freistoß diagonal in den Strafraum. Simon Maurer leitete per Kopf weiter auf Knartz, der Gästekeeper Kevin Knödler keine Chance ließ – 1:0. In der Folge bewegten sich die Schmuckstädter in der Arbeit gegen den Ball nahe an der Perfektion. Die Hildmann-Truppe verteidigte hoch und attackierte früh, sodass die Gäste kein konstruktives Offensivspiel auf den Rasen bringen konnten. Patrick Stumpf und Heraldo Jorrin agierten in vorderster Front als erste Verteidiger und störten den Spielaufbau der Wormaten äußerst effektiv. Gerade die Nominierung von Jorrin überraschte etwas. "Das hat er sich verdient. Ich wollte ihn eigentlich schon früher von Anfang an bringen", erklärte sein Trainer. Stark formverbessert zeigten sich darüber hinaus die beiden Sechser Christoph Lanwnik und Michael Lehmann, wenngleich Hildmann betonte, dass "wir unser Spiel generell nach vorne verlagert haben". Aufgrund dieser taktischen Disziplin und einem hervorragenden Zweikampfverhalten ließen die Hausherren im ersten Durchgang nicht mehr als einen harmlosen Kopfball von Romas Dressler zu (40.).

Der einzige Wermutstropfen vor der Pause war, dass auch die Idarer nur wenig Gefahr vor dem gegnerischen Gehäuse ausstrahlten. Das Offensivspiel war über weite Strecken fehlerhaft und überhastet vorgetragen worden. Die beste Gelegenheit hatte Knartz mit einem Schuss aus der Distanz, der über den Kasten strich (26.).

Nach der Pause machten individuelle Fehler die Führung schnell zunichte. Simon Maurer verlor den Ball leichtfertig an Alper Akcam. "Das war ein dummer Fehler von mir", analysierte Maurer selbstkritisch. Über Daniele Toch kam die Kugel zu Dressler, der aus spitzem Winkel die kurze Ecke anvisierte. Seinen harmlosen Versuch ließ Nico Adami im SC-Tor passieren – 1:1 (51.). "Danach sind wir unsicher geworden", meinte Hildmann. In der Tat waren die Gastgeber kurzzeitig von der Rolle. Einen langer Ball von Knödler verlängerte Dressler auf Akcam. Dieser setzte Scipon Bektasi ein, der zunächst an Adami scheiterte. Der Abpraller landete bei Dressler, der nur noch einschieben musste 1:2 – (60.). Die Partie drohte zu kippen und Idar einzubrechen, doch das Gegenteil war der Fall. "Ich bewundere, wie die Mannschaft zurückgekommen ist", freute sich der Coach.

Die Schmuckstädter zeigten nach dem Rückstand Abstiegskampf aus dem Lehrbuch. Die Mannschaft kämpfte und rackerte, von konditionellen Problemen keine Spur. Torchancen waren die logische Konsequenz dieses Engagements: Ein abgefälschter Schuss von Wischang landete in den Armen von Knödler (67.). Eine Minute später donnerte Karsten Schug das Leder nur knapp über den Kasten. Kurz darauf machten sich die Idarer Fans, die gestern Mittag lautstark hinter ihrem Team standen, schon zum Jubeln bereit. Stumpf lupfte den Ball über Knödler. Kapitän Sandro Roesner rettete jedoch ganz knapp vor der Linie (79.). Dann durfte Maurer seinen Fehler wieder ausbügeln. Ein Freistoß von Wischang blieb in der Mauer hängen, jedoch an einem Wormser Arm. Schiedsrichter Steffen Rabe zeigte völlig regelkonform auf den Elfmeterpunkt. "Den pfeift nicht jeder", gestand Hildmann. Maurer war das egal. Er schnappte sich das Spielgerät und verwandelte eiskalt – 2:2 (82.). "Es geht darum, dass wir die Punkte holen. Ich bin froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte", blieb Maurer nach seinem Treffer, der sicher auch Balsam für seine Seele war, diplomatisch.

Kurz vor Schluss wäre sogar noch der Sieg möglich gewesen. Der eingewechselte Ferhat Gündüz verlängerte per Kopf auf Lawnik. "Lawi" machte allerdings deutlich, dass er kein Torjäger ist und bereitete Knödler mit seinem zentralen Schuss keine großen Probleme (87.). So stand am Ende ein Punktgewinn zu Buche, der tabellarisch gesehen sicher zu wenig ist, aber dennoch Mut machen sollte. "Der Glaube ist da", betonte Maurer. Und auch sein Übungsleiter zeigte sich nach der Partie zuversichtlich. "Wir geben nicht auf. Die Einstellung ist da", sagte Hildmann. "Wir kämpfen bis zur letzten Patrone."