Rhein Zeitung: TuS Koblenz verspielt einen 3:0-Vorsprung
20.09.2013Koblenz. Von einem solchen Spielverlauf hatte Thomas Theisen schon die ganze Saison geträumt: "Mal ein frühes Tor machen, das Sicherheit gibt, und dann nachlegen", so malte sich der Vizepräsident von TuS Koblenz die Rückkehr des Regionalligisten in die Erfolgsspur aus. Und genau so schien es zu laufen: Im Heimspiel gegen Wormatia Worms führte das Team von Trainer Evangelos Nessos früh, dominierte die erste Halbzeit – und musste am Ende nach 3:0-Vorsprung doch mit einem 3:3 (3:1)-Unentschieden zufrieden sein. "Das ist eine ganz bittere Pille", sagte TuS-Trainer Evangelos Nessos.
Zunächst fiel der Ausfall von TuS-Spielmacher Anel Dzaka wegen muskulärer Probleme nicht ins Gewicht. Julius Duchscherer vertrat ihn auf der Zehnerposition, der Routinier saß nicht mal auf der Ersatzbank. Dort nahm indes einer Platz, den man so früh nicht zurückerwartet hatte: "Aus psychologischen Gründen", so Theisen, kehrte Michael Stahl ins TuS-Aufgebot zurück. Von ihm erhofften sich die Verantwortlichen etwas von der aktiven Leidenschaft, die die junge Mannschaft bislang zeitweise vermissen ließ.
Doch diesmal war vieles anders. Von der ersten Minute agierten die Schängel hoch konzentriert, attackierten die lethargisch wirkenden Wormser früh und nutzten die zahlreichen Balleroberungen zu zügigen und zielstrebigen Angriffsaktionen. Kaum sieben Minuten waren verstrichen, als der wie aufgedreht wirbelnde Kevin Lahn den Ball aus 15 Metern zum 1:0 ins Netz schlenzte.
Zwei gefährliche Freistoßflanken von Thomas Gentner – auch keine Selbstverständlichkeit – brachten die Wormatia-Abwehr in ungeahnte Schwierigkeiten (10. und 19.), ehe Lahn zu seinem zweiten Sololauf ansetzte. Wieder ließen ihn die Gäste gewähren, und im exakt richtigen Moment legte der begnadete Dribbler quer, sodass Dimitrios Ferfelis nur noch einzuschieben brauchte. 2:0 nach 24 Minuten – das gab's auf dem Oberwerth schon länger nicht mehr. Und es kam noch besser. Vier Minuten nach einem zu Recht aberkannten Abseitstor durfte Patrick Stumpf endlich sein erstes Pflichtspieltor für die TuS bejubeln. Geschickt setzte er sich im Strafraum durch und knallte den Ball dann platziert unter die Latte (39.).
Dass die Wormatia, die bis dahin keine einzige Torchance erarbeitet hatte, quasi im Gegenzug den Anschlusstreffer geschenkt bekam, war so ärgerlich wie überflüssig. Kapitän Gentner wollte allzu lässig den Ball per Brust zu seinem Torwart Dieter Paucken zurückschubsen, Gästestürmer Adam Jabiri bekam den Fuß dazwischen, und die Kugel kullerte über die Linie (40.). "Wir haben durch individuelle Fehler, und damit meine ich mich, den Gegner aufgebaut", bekannte Gentner schuldbewusst.
So machte sich zur Pause unter den TuS-Fans die böse Ahnung breit, dass an diesem Abend auch drei Tore nicht genug sein könnten zum Gewinnen. Prompt gelang den Wormsern nach einer knappen Stunde das nächste "Murmeltor", als der eingewechselte Markus Müller einen Freistoß von Tim Bauer aus kurzer Distanz ins Tor beförderte. Und als Dribbelkünstler Lahn, der meist gefoulte Spieler auf dem Feld, nach einer rüden Attacke von Jonathan Zinnram verletzt rausmusste, verlagerte sich das Geschehen immer mehr in die TuS-Hälfte.
Nessos schickte den Rekonvaleszenten Stahl ins Gefecht, doch die Wormatia blieb am Drücker. Tim Bauer schlenzte einen 20-Meter-Freistoß zum Ausgleich in den Winkel – nach einem "blöden und unnötigen Foul", wie TuS-Trainer Nessos verärgert anmerkte. Die Partie, die als Koblenzer Durchmarsch begonnen hatte, lief nun in komplett anderen Bahnen. Daran konnte auch Michael Stahl nicht viel ändern, auch wenn sein toller Flankenlauf beinahe doch noch zum Siegtor durch Kerim Arslans Flugkopfball geführt hätte (79.) Doch auch die Wormser hatten Chancen zum Siegtor. "Am Schluss müssen wir noch froh sein, dass wir nicht verloren haben", stellte ein konsternierter Evangelos Nessos fest. "Bei einem solchen Vorsprung muss man das cleverer zu Ende spielen. Aber wir haben in der zweiten Halbzeit alles vermissen lassen, was uns in der ersten Halbzeit ausgezeichnet hat."
Genau umgekehrt sah es Gästecoach Stefan Emmerling: "Eine solche erste Halbzeit können wir uns von der Mannschaft nicht bieten lassen; aufgrund der beiden verschiedenen Halbzeiten spreche ich trotzdem von einem gerechten Unentschieden."
Und Thomas Theisen? Der fühlte sich bestätigt, was die mangelnde Stabilität des TuS-Teams betrifft, und stellte fest: "Hinten raus fehlt uns ein bisschen Klasse – und natürlich das Glück."