Nibelungen Kurier: Note „6“ und Klassenerhalt in weite Ferne gerückt?

03.03.2014

Von Klaus Diehl: Als Schiedsrichter Christof Günsch aus Marburg zur Halbzeitpause pfiff, fehlten den Wormatia-Anhängern unter den „nur noch 773 Zuschauern“ buchstäblich die Worte. Wurden ihre Augen doch Zeugen einer gravierenden Demontage der Wormaten. Ja es war geradezu eine Demütigung für die Mannen um Wormatia-Kapitän Raschid E Hammouchi, der ebenso wie seine Mitspieler keine Bindung zum Spiel fand, was sich da in den ersten 45 Minuten auf dem überraschend gut bespielbaren Rasenplatz in der EWR-Arena abspielte. Holger Busch, Wormatias ehrenamtlicher und mit viel Herzblut sich einbringender und aktiv  betätigender „Rasenmeister“, saß nach dem Spiel völlig enttäuscht im hintersten Eck im VIP-Bereich und stellte sich zu Recht die Frage: „Warum habe ich da heute Morgen noch drei Stunden regelrecht geackert, um  den Rasenplatz  in  einen bespielbaren Zustand zu versetzen“?. So bedankt man sich wahrlich mehr als schlecht, meine „Herren-Wormatia-Fußballer“, kann man da nur sagen. Diesmal war der Rasen nicht schuld, was aber dann? Eine Frage, die nach dem Spiel erst durch Trainer Hans-Jürgen Boysen eine erste Antwort bekam. Die Spieler sollten mit viel Laufbereitschaft die Räume eng machen, mehr gegen den Ball spielen, die Zweikämpfe mit vollem Einsatz suchen Doch sie zogen sich zurück und kamen überhaupt nicht in die Zweikämpfe. Da wurde taktisch alles falsch gemacht was man nur falsch machen konnte. Durch den Ausfall der erkrankten und verletzten zentralen Achse mit Eugen Gopko und Marcel Abele sollte  eine Verdichtung der Räume gegen die bekannt spielerisch, läuferisch und auch fußballerischen mit International- und Bundesligaerfahrenen Spieler besetzten Breisgauer erreichen. Doch das Gegenteil war der Fall und die U23 des Bundesligisten aus Freiburg  bekam Freiräume, wie sie dies wohl von keinem anderen Gegner mehr bekommen werden. Da wurde man an das Spiel „Hase und Igel“ erinnert, wie auch am Abend die ersten 45 Minuten im Fernsehen zwischen  dem FC Bayern München und Schalke 04, nicht nur wegen des 4:0-Pausenstandes, ähnliche Konturen aufzeigte. und auch im Rückwärtslaufen irrten die Wormaten mehr oder weniger allzu oft ohne die nötige Orientierung.  Wenn  man gut will, so kann man den Wormaten höchstens einen Ballbesitz von 20:80 Prozent bescheinigen, wobei Torhüter Carsten Nulle, der sich sein  Heimdebut sicherlich auch anders vorgestellt hatte und von der Unsicherheit seiner Vorderleute nicht gerade aufgebaut wurde, noch den meisten Ballontakt hatte, als er viermal das runde Spielgerät aus seinem Tor holen musste.

Hierbei die Schuld gar etwa alleine, wie so mancher Besserwisser und vom Fußball wenig Ahnung verbreitender Zeitgenosse meinte, alleine Marco Stark zuzuschreiben, der tut  hierbei absolut Unrecht. Es war ein absolut kollektives Versagen, denn  alle Wormaten müssen sich für Leistung der 45 Minuten an die eigene Nase fassen und  schenkten sich selbst durch allzu viele Fehler querbeet durch alle Reihen, in deprimierender Art und Weise vier Tore ein. Da muss  man nach diesen ersten 45 Minuten gegen die Breisgauer Junggarde schon auf Wunder hoffen, dass dies in den noch ausstehenden 13 Spielen Besserung erfahren dürfte.

Im Nachhinein  drängt sich aber auch die Frage auf, haben die Spieler eigentlich richtig zugehört, was ihnen  Cheftrainer Hans-Jürgen Boysen als Taktik mit auf den Weg gab. Zuvorderst wohl, dass ein Gegner nur so stark aufspielen kann, wie  man ihn  lässt. Nicht nur zurück oder im luftleeren Raum laufend, sondern vermehrt gegen den Ball und Gegner zu spielen, vor allen Dingen auch zu kämpfen und den Gegner im Zweikampf mehr zu binden. Ganze zwei Gelbe Karten  gab es für die Wormaten, für Torhüter Carsten Nulle, der den Elfmeter (27.)  zum 0:3 verursachte, als ihn seine Mitspieler einmal mehr im Stich gelassen hatten. Amir Falahen verwandelte sicher, der zwei Minuten zuvor bereits zum 2:0 und in der 89. Minute zum 7:2-Endstand traf. Die 2. Gelbe Karte gab es für Björn Weisenborn  in der 89. Minute, ansonsten  gab es auch keine Anlässe dazu, sich mehr den Gelben Karton einzuhandeln. Für Freiburg hatte der für den verletzten Vaclav Pilar (14.) eingewechselte

Florian Kath (18.) das 1:0-besorgt, als er Raschid El Hammouchi enteilend,  in das von  ihm aus gesehenen rechte untere Torhüter-Dreieck traf. Das 0:4  (34.) entsprang einer zu kurzen Rückgabe von Patrick Wolf zu seinem Torhüter, die Maximilien Philipp mit einem Heber über den herauseilenden Wormatia-Keeper verlängerte. Doch es gab auch zwei Lebenszeichen der Wormaten. So in der 32. Minute als Adam Jabiri in halblinker Postion am 5m-Raum knapp vorbei zielte und Lucas Oppermann eine Minute vor der Pause mit einem Hinterhalt-Kracher aus gut 16 Metern, den Gästetorhüter Daniel Batz vor seine erste ernsthafte Probe stellte. Ein Zeichen dafür, dass Freiburg nicht unverwundbar war wenn man konsequent und Einsatz zur Sache geht.

Doch was kann ein Trainer in der Halbzeitpause nach solchen 45 unterirdischen Minuten noch sagen? Nun, er kann zuvorderst an den Charakter und Moral der Mannschaft appellieren sich nicht weiter so abfertigen zu lassen, den Kampf suchen und vermehrt gegen den Ball agieren. Siehe da, sie konnten es noch die Wormaten. Wenn man auch gemeinhin zu sagen pflegt, dass eine Mannschaft bei einer 4:0-Führung auf fremden Platz gar etwas die Zügel schleifen lässt, in diesem Fall die U23 aus Freiburg. Dies wäre nur die halbe Wahrheit, denn die Wormaten jetzt  mit Kevin Wölk mehr in der  der Zentrale und Lucas Oppermann und Benjamin Himmel als Antreiber,  wussten nun weitaus besser wie man an den Ball kommt  und wo auch das gegnerische Tor steht. So war auch Benjamin Himmel der Vorbereiter zum 1:4, als er sich bravourös den Ball erkämpfte und quer zu Adam Jabiri legte, der aus 16 Metern in der 56. Minute auf 1:4 verkürzen konnte. Sicherlich stand am Ende eine deutliche 2:7-Schlappe, doch es war  bis zum 2:4 durch den eingewechselten  Kevin Feucht nach einer gelungenen Vorlage, des nach der Pause eingewechselte Johnathan Zinram, sogar noch mehr möglich für die Wormaten. Doch Oppermann, Jabiri, Himmel und der einfach zu unentschlossene Marcel Kunstmann vergaben hoffnungsvolle Möglichkeiten. Als jedoch Schieds- und Linienrichter drei Minuten später eine klare Abseitsstellung des zuvor eingewechselten Freiburger Torschützen Daniele Gabriele zum 2:5 übersahen, war es mit dem Wormatia-Aufschwung und Moral dahin und es schlug noch zweimal bei Torhüter Carsten Nulle ein. Ein letztlich sehr effizient auftretender Tabellenzweiter, dessen jetziger Chef-Trainer und frühere Co-Trainer Iraklis Metaxas  naturgemäß in zwei kurzen Sätzen nur des Lobes voll für seine Mannschaft war. Ein  deprimierender Fastnachtssamstag, der mehr einer tristen Aschermittwochsstimmung bei Regen- und Graupelwetter glich für die Wormatia-Spieler, Trainer  und ihrer enttäuschten, sichtlich sprachlosen Fans, denn es ertönte nicht  ein einziger Pfiff.   Warum  auch? Die Schmach dieser 2:7-Klatsche war so schon groß genug. Schlimmer konnte es nicht kommen in dieser Saison und das Ziel Klassenerhalt ist durch 11 Punkte weniger auf die Plätze 14 und 13 realistisch gesehen, schon ein weiteres Stück unrealistischer geworden.

Doch solange die Orgel noch spielt, ist die Kirche noch nicht aus. Doch müssen die Wormaten da schon ein Stück ganz anders auftreten und ab  sofort in jedem Spiel buchstäblich auch „Gras fressen“.