Matthias Wolf
Zwar ist Sommerpause im Fußball,
doch die Ermittlungsgruppe Hooligan der Berliner
Polizei kommt nicht zur Ruhe. Neunzehn Mitarbeiter
umfasst diese Sondereinheit; da liegt es irgendwie
nahe, dass es in Zeiten, da überall
Stellen gestrichen werden, nicht wirklich ein
Fußball-Sommerloch geben darf. Oder
ist es anders zu erklären, dass die
Hüter der Stadionordnung
dafür gesorgt haben, ein
für Sonnabend geplantes
Freundschaftsspiel zwischen Wormatia Worms und dem
BFC Dynamo abzusagen? Die EG Hooligan hatte per Fax
gemeldet, dass angeblich 400 Berliner – darunter
200 gewaltbereite Fans der Kategorie B und C – die
weite Reise antreten wollten. Der Amateurverein und
die Stadtverwaltung Worms gerieten daraufhin in
Panik.
Rainer Lüdtke, der
Fanbeauftragte des BFC, hält die
Meldung für einen schlechten
Scherz. In der vergangenen Saison hat es keinen
Krawall beim BFC gegeben. "Wir sind mit den
Fans in Worms sogar befreundet und wollten
gemeinsam zum Weinfest", sagt
Lüdtke. In der
Landesinformationsstelle für
Sporteinsätze soll man ebenfalls
den Kopf geschüttelt haben. Aber
die Polizei aus Mainz und Berlin blieb bei
ihrem Horrorszenario: Der harmlos anmutende
Sommerkick sei in Wahrheit Treffpunkt
für Radaubrüder
aus der ganzen Region, angeblich auch aus
Frankfurt, Kaiserslautern und Mannheim.
Dieser Vorgang passt ins Bild der Hysterie
unter hiesigen Fan-Polizisten. Im Hinblick auf
die WM 2006 will man die Hooliganszene mit
aller Macht zermürben. So werden
auch in der Sommerzeit polizeiliche Ladungen an
Hooligans verschickt. Sie müssen
sich dann samstags auf ihrem
örtlichen Polizeirevier einfinden
– ungeachtet der Tatsache, dass gar keine
Spiele stattfinden, wo sie Unruhe stiften
könnten. Die Frage nach dem
Sinngehalt solcher Maßnahmen
stellen sich nicht nur Fanbeauftragte. Beim
DFB-Pokalfinale im Mai wurde ein
großes Transparent gehisst: "Freie
Bürger? Nein,
Fußballfans!", stand darauf. Als
hätten sie alle geahnt, dass es
diesmal gar keine Sommerpause gibt.
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