Nibelungen Kurier: Mit nur acht Feldspielern konnten die Wormaten bis zur 83. Minute ein 1:1 verteidigen
18.08.2014Von Klaus Diehl Wer immer noch daran zweifeln möge, dass die Wormatia-Elf der Saison 2014/2015 eine ganz andere, positive und geschlossene Einheit ist, der konnte sich in Kassel oder auch beim HR-Fernsehen überzeugen. Denn wer mehr als eine Halbzeit in Unterzahl spielend einen Rückstand vermeiden kann – leider nur bis zur 83. Minute -, der stellt wahrlich eine Einheit dar. Eine Einheit, der in Kassel aber auch das nötige Quäntchen Glück fehlte. Denn um ein Haar wäre Enis Sati in der 88. Minuten noch der Ausgleich gelungen, als er in eine Zinram-Flanke hinein rutschte, doch am Kasseler Torhüter Kevin Rauhut scheiterte. Bei einer weiteren Chance kurz darauf ging der Schuss übers Tor.
Zwei sehr umstrittene Entscheidungen des Schiedsrichters beinflussten das Spielgeschehen
Doch es gab noch zwei ganz entscheidende Ereignisse, gegen deren Ausgang die Wormaten letztlich machtlos waren. Hauptdarsteller neben Benjamin Maas und Eugen Gopko war der junge Schiedsrichter Asmir Osmanagic aus Stuttgart. Benjamin Maas war bei in einem Zweikampf gegen den Kasselaner Sergej Evljuskin (39.) sicherlich unfair zu Werke gegangen, sein Gegenspieler ging zu Boden um sogleich wieder aufzustehen und dem Wormaten einen gewaltigen Schubser mitzugeben. Daraufhin standen sich beide Akteure nahezu Kopf an Kopf gegenüber und der KSV-Spieler ließ sich erneut theatralisch zu Boden fallen. Selbst im Fernsehen war nicht zu entscheiden, ob hierbei ein angeblicher Kopfstoß des Wormaten die Ursache war. Die Folge war eine Rudelbildung. Der junge Pfeifenmann sortierte beide Spieler aus und zeigte Gelb gegen Evljuskin und zur Überraschung Benjamin Maas den „Roten Karton“. Wenn schon die „Rote Karte“, dann hätte sie für beide Spieler gelten müssen. Ein zweierlei Maß für Ursache und Wirkung zu Ungunsten des Wormaten, was man nur als klare Fehlentscheidung interpretieren kann. Ein erfahrenerer Schiedsrichter hätte sich in acht von zehn Fällen sicherlich beide Akteure vorgenommen, beiden die Gelbe Karte gezeigt und ermahnt. Doch es sollte noch eine Steigerung von Fehlinterpretationen des jungen Schiedsrichters geben. Denn nur zwei Minuten später sah Eugen Gopko ebenfalls den „Roten Karton“, als er auf seiner rechten Abwehrseite seinen Gegenspieler mit einem taktischen Foul stoppte. Klare Sache: „Gelb“, aber nicht bei diesem jungen 23. Mann auf dem Platz, sondern „Rot“ für einen zweiten Wormaten.
Dabei war im Fernsehen in einer weiteren Szene deutlich zu sehen, dass der Schiedsrichter bei seinen Entscheidungen zweierlei Maß anwendete. Denn als der Kasselaner Sebastian Schmeer (15.) einen Wormaten von hinten weggrätschte – ohne irgendeine Chance zu haben an den Ball zu kommen – verteilte er nur den „Gelben“ Karton. Eine Aktion, die in ihrer Heftigkeit – besonders bei Eugen Gopko – unweit schwerer wiegte.
Trotz allem großes Lob für die Mannschaft von Trainer Sascha Eller
Trainer Sascha Eller, der 24 Stunden später die Entscheidungen des Schiedsrichters immer noch nicht verstehen konnte, wechselte danach mit Björn Weisenborn einen weiteren Defensivspieler für Sascha Wolfert ein und es begann nach der Pause eine wahre Abwehrschlacht. Mit zwei Viererketten machten die Wormaten ihren Strafraum dicht und dahinter ließ Torhüter Tim Paterok bis zur 83. Minute nichts anbrennen. Wie überhaupt viel Produktives die Gastgeber mit ihrer Überzahl nicht vorzuweisen hatte. Lediglich in der 83. Minute war der Wormatia-Keeper machtlos, als eine gut getimte Flanke genau in die Lücke zwischen zwei Wormatia-Blöcken fiel und der eingewechselte Dennis Lemke per Kopf unhaltbar in das lange Eck traf. Bitter für die aufopferungsvoll kämpfenden Wormaten und Trainer Sascha Eller, der in der 85. Minute mit der Einwechslung von Jonathan Zinram und Zahit Findik alles probierte und sich trotz der schmerzlichen Niederlage einmal mehr bestätigt sehen konnte, dass seine Schützlinge auch in doppelter Unterzahl als eine echte Mannschaft auftraten, bravourös kämpften und bei etwas Glück in der Endphase beinahe noch den Ausgleich erzielt hätten. Da wurde auch noch KSV-Trainer Mathias Mink vom 23. Mann auf die Tribüne geschickt. Warum? Sascha Eller: „Vielleicht wollte der Schiedsrichter zeigen, dass er nicht nur uns bestrafen wollte“.
Anfangs kamen die Wormaten nicht ins Spiel
Nicht verhehlt werden soll, dass die Wormaten zu Beginn des Spiels nicht so richtig in die Gänge kamen. Da schien die ohne den gesperrten Benjamin Himmel als Sechser vor der Abwehr angetretenen Wormaten noch nicht im Bilde, als nach einem unglücklichen Klärungsversuch von Benjamin Maas – für ihn war es wohl mehr ein gebrauchter Tag – der Ball beim KSV-Spieler Sebastian Schmeer und dessen Flanke von seinem Mitspieler Tobias Becker zur 1:0-Führung der Gastgeber und unhaltbar für Tim Paterok im Wormatia-Gehäuse landete. In der Folgezeit bestimmte Kassel das Spiel und war mehrfach dem 2:0 näher, als die Wormaten dem Ausgleich. In der 17. Minute war es der diesmal für Jonathan Zinram von Beginn an auflaufende Ali Özgün, der den KSV-Keeper Rauhut erstmals auf die Probe stellte. Allmählich ließ der Angriffsschwung der Gastgeber nach und als Max Mehring nach einer halben Stunde Spielzeit einen Freistoß aus fast 25 Metern sehenswert in das von ihm aus gesehene linke obere Dreieck zum 1:1 einschoss, schienen die Wormaten im Spiel zu sein. Leider nur – wie vorstehend geschildert – bis der 23. Mann auf dem Platz mit seinen absoluten Fehlscheidungen das Spiel zum letztlich unglücklichen Ende für die Wormaten beeinflusste.