wormatia.de: Die Legende lebt

09.09.2014

Einen denkwürdigen Fußballabend erlebten die 1.300 Zuschauer heute in der EWR-Arena. Mit 5:1 wurde Aufstiegskandidat FC 08 Homburg überrollt.

Ganz in schwarz hüllten die Supporters Worms die Haupttribüne vor dem Anpfiff, ehrten mit dieser großen Choreo ihren Freund und allseits beliebten und geachteten, leider vor zwölf Tagen nach schwerer Krankheit viel viel zu jung verstorbenen Raphael Hügel. Es war ein würdiger Abschiedsgruß in Raphis zweitem Wohnzimmer. Die Mannschaft setzte alles daran, ihrerseits auf dem Rasen eine ebenso würdige Leistung abzuliefern.

Oh, und wie sie lieferte! War die erste Viertelstunde noch eine recht ausgeglichene, weil verteilte Sache, wurden die Saarländer danach binnen zehn Minuten geradezu überrollt. Kristian Maslanka fing einen Konter am eigenen Strafraum ab und leitete selbst sofort einen über Johnathan Zinram ein. Der dribbelte 60, 70 Meter quer über den Platz, war nicht vom Ball zu trennen, legte zurück auf Enis Saiti und dieser traf mit links unhaltbar zur Führung in den Winkel (19.). Nur zwei Minuten später flitzte Zinram erneut über die rechte Außenbahn, fand mit seiner Flanke Sascha Wolfert, der per Kopf zwar zunächst an Torwart Buchholz scheiterte, aber dank energischem Nachsetzen den Ball dennoch im Tor versenkte (21.). Saiti und Wolfert scheiterten mit abgeblockten Schüssen (23.), ehe der dritte Treffer fiel. Zinram profitierte von einem Ausrutscher in der Homburger Hintermannschaft, überfallartig rollte der Konter und Florian Treske verwertete Zinrams Zuspiel zum 3:0 (27.). In komprimierter Form war binnen diesen Minuten zu sehen, was diese Wormatia-Mannschaft 2014/15 ausmacht. Unbändiger Siegeswille, bedingungslose Laufbereitschaft und hoher Einsatz für die Mannschaft, gerade bei Ballverlust. Mehr als einmal stürzten sich die Wormaten wie die Jagdhunde auf den ballführenden Gegner, wenn das Spielgerät verloren ging. Welten liegen zwischen dieser und der Mannschaft, die vor einem Jahr auf dem Platz stand. Der Vergleich drängte sich richtig auf, denn die Homburger Spieler erinnerten doch frappierend an die ähnlich individuell stark und erfahren besetzte Wormatia-Elf der vergangenen Vorrunde, die doch nie eine Mannschaft war. Erst, als der VfR angesichts der nahenden Halbzeitpause die Zügel etwas schleifen ließ, kamen die Gäste zu ihren ersten Torchancen. Vaccaro köpfte einen halben Meter über die Latte (40.) und ein mit schlechtem Pass abgeschlossener Konter in Überzahl endete bei Tim Paterok (43.).

Die zweite Halbzeit begann mit aktiveren Homburgern, Sandro Loechelts Treffer zum 4:0 (55.) nahm diesen jedoch alle Hoffnungen. Zum vierten Mal war Zinram der Vorlagengeber, diesmal mit einem geschlenzten Zuspiel aus dem Fußgelenk. Locker leicht ging plötzlich alles, fast beiläufig ließ Alan Stulin seinen Gegenspieler Gallego aussteigen. Der hatte die Nase voll und trat Stulin gezielt von hinten mit all seinem Frust in die Wade. Die Rote Karte hatte er sich redlich verdient (62.). Gästetrainer Kiefer entschied sich für Schadensbegrenzung und wechselte seine Offensivkräfte aus. Saiti (73.) und Maslanka (75.) hatten weitere Tore auf dem Fuß bzw. Kopf, stattdessen erzielte Kilian den Ehrentreffer für die Gäste, weil Paterok etwas zu weit vor dem Tor stand (76.). Ali Özgüns zweitem Saisontor stand nur der Pfosten im Weg (87.), Benjamin Maas setzte mit seinem Freistoßtreffer aus 25 Metern dann letztlich den 5:1-Schlusspunkt eines nahezu perfekten Fußballabends (88.).

Die prächtige Stimmung auf den Rängen und der entsprechende Einsatz auf dem Spielfeld erinnerten an schönste vergangene Wormatia-Zeiten. Minutenlanges Feiern nach dem Abpfiff, euphorische Schalala-Gesänge und Gehüpfe gemeinsam mit der Mannschaft, ein seit Jahren nicht mehr gehörtes „You never walk alone“, gegenseitiges ehrliches Schulterklopfen. Veränderung war schon in den letzten Wochen zu sehen und spüren, dieses Spiel heute Abend war noch einmal die ausdrückliche Bestätigung: Es wächst wieder zusammen, was zusammen gehört.

Raphi wäre stolz gewesen.


Tore:
 1:0 Saiti (19.), 2:0 Wolfert (21.), 3:0 Treske (27.), 4:0 Loechelt (55.), 4:1 Kilian (76.), 5:1 Maas (88./Freistoß) 
Gelb: Gopko (61.), B. Weisenborn (69.) / Schmidt (33.), Kröner (43.), Kilian (78.), Schäfer (90.) 
Rot: Gallego (62./Homburg), grobes Foul 
Zuschauer: 1.302    Schiedsrichter: Matthias Jöllenbeck (Freiburg)

Wormatia Worms 
Paterok – Gopko (69. Antonaci), Maas, Maslanka, Stulin (67. B. Weisenborn) – Himmel, Loechelt – Zinram, Treske, Saiti – Wolfert (71. Özgün).

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