FuPa.net: Die Geduldsprobe
02.10.2014WORMS. Man darf ihn an dieser Stelle nicht falsch verstehen. Sascha Eller hätte sich tierisch über einen Auswärtssieg der Wormatia im Regionalliga-Topspiel bei der Spielvereinigung Elversberg gefreut. So sehr, dass der Trainer vermutlich zu Fuß und einem Bollerwagen voller kühler Getränke als einzige Begleitung die Heimreise aus dem Saarland angetreten wäre. Es wäre der nächste Höhepunkt des Wormser Höhenflugs gewesen und die Euphorie, die ja sowieso zu explodieren droht, würde irgendwo zwischen Mars und Jupiter pendeln. Und weil ein bisschen Bodenhaftung nicht so verkehrt ist, um sich daran zu erinnern, wer man ist und wo man herkommt, war die 0:3-Niederlage in Elversberg eine kalte Dusche, die sich eher lauwarm angefühlt hat. Oder, wie es Coach Sascha Eller ausdrückt, „ein Dämpfer, der uns nicht soooo weh tut“. Weil sich die Wormaten auch mit dem selbst ernannten Titelanwärter größtenteils auf Augenhöhe bewegten.
Merke: Niemand trauert irgendetwas nach, vielmehr versucht Sascha Eller, die Sinne für die vermeintlich schwierigere Aufgabe zu schärfen, das Heimspiel gegen das Tabellenschlusslicht KSV Baunatal (Freitag, 14 Uhr). „Wir wissen, was von uns erwartet wird. Und wir wissen auch, dass das alles, nur kein Spaziergang wird. Wir müssen wie immer unsere 100 Prozent abrufen“, sagt Eller, „damit wir keine böse Überraschung erleben.“ Der KSV kommt mit der bescheidenen Empfehlung von zwei Siegen aus elf Partien (neun Niederlagen) und einem noch bescheideneren Torverhältnis (9:27) nach Worms. Am Dienstagabend steckten die Nordhessen im Heimspiel gegen Neckarelz eine 1:5-Pleite ein, verloren zum vierten Mal in Folge und kassierten dabei immer mindestens drei Gegentore. Trotzdem erwartet Eller „einen anfangs defensiv kompakt stehenden Gegner, der uns alles abverlangen wird“. Vor allem: Geduld. „Wir wollen unser Spiel auf- und durchziehen, dürfen bei allem Anlaufen nicht die Nerven verlieren.“ So abgedroschen es klingt: In der Ruhe liegt die Kraft. Kein Wormate erwartet, dass die Baunataler so mir nichts dir nichts überrollt werden. „Bei allen Bemühungen soll der Spaß am Spiel im Vordergrund stehen.“
Dabei ist Eller in der glücklichen Lage, auf ein funktionierendes, mittlerweile eingespieltes Team setzen zu können. Die Viererkette um die M&M-Innenverteidigung (Maas, Maslanka) hat sich etabliert, auf der Doppelsechs harmonieren Benjamin Himmel und Sandro Loechelt (auch wenn dem Youngster die fünfte Gelbe Karte droht, was seine Leistung allerdings nicht beeinträchtigen sollte). Florian Treske freut sich auf der Zehn über jede Menge (Bewegungs-)Freiheit. Und Linksaußen Enis Saiti treibt seit Wochen auf einem konstant hohen Level den Offensivturbo an. Alles beim Alten, alle engagiert bei der Sache, die Niederlage in Elversberg wirft nichts über den Haufen. Wieso auch? „Es läuft klasse“, sagt Eller, „aber wir wissen auch, dass wir noch lange nicht da sind, wo wir mittelfristig hinwollen.“
Ein paar Spieler, die gerne häufiger im Regionalliga-Team zum Einsatz kommen wollen, spielten derweil am Dienstagabend mit einem Wormatia-Perspektivteam gegen die U18-Auswahl des Südwestens. Die U18-Talente (hauptsächlich aus den NLZ von Mainz 05 und 1. FC Kaiserslautern) siegten 3:0 gegen eine Wormser Auswahl, die beste Torchancen ausließ. Immerhin sammelten Innenverteidiger Alexander Hien (90 Minuten), Angreifer Zahit Findik (45) sowie Björn Weisenborn oder Ricardo Antonaci Spielpraxis. „Und deshalb“, so Eller, „war das eine richtig gute Maßnahme.“