wormatia.de: Kurz vor Schluss die Kurve gekriegt
04.10.2014Die schwächste Saisonleistung wird am Ende doch noch mit drei Punkten belohnt. Özgün und Maas sorgen für einen 3:2-Sieg nach Halbzeitrückstand gegen den KSV Baunatal.
Spiele gegen den Tabellenletzten sind immer so eine Sache. Man kann noch so oft vor dem Gegner warnen, am Ende fehlt doch ein wenig die Fokussierung. Insbesondere, wenn der Gegner zuletzt 1:5 verloren und auswärts noch nicht gepunktet hat. Ja, die Wormaten hatten den KSV Baunatal ein wenig unterschätzt. Und sich auch verschätzt, wie Trainer Sascha Eller in der Pressekonferenz offen zugab, verbunden mit einem anerkennenden Lob für seinen Kollegen Tobias Nebe.
Man hatte einen sehr tief stehenden Gegner erwartet und sich auch im Training darauf eingestellt. Entsprechend weit aufgerückt stand die Wormatia-Defensive, um das vermutete Defensivbollwerk unter Druck zu setzen. Zur allgemeinen Überraschungen dachten die Gäste aber überhaupt nicht daran, sich hinten einzuigeln. Vielmehr wurde bereits in der gegnerischen Hälfte mit aggressivem Pressing begonnen, gleich zu dritt versuchte man, den Spielaufbau zu stören. Und weil wie erwähnt Wormatias Defensive sehr weit aufrückte, kam es immer wieder zu Situationen zum Luft anhalten. Gerade die Innenverteidigung brachte das ziemlich aus dem Konzept, sodass Benjamin Maas und Kristian Maslanka im Laufe des Spiels ungewohnt viele Fehler unterliefen. Wahrscheinlich wäre die Partie ganz anders verlaufen, wenn der Baunataler Mut durch ein frühes Gegentor verflogen wäre. Die Möglichkeit dazu war da, Zahit Findik stand nach vier gespielten Minuten bereits zwei Mal gefährlich vor dem Tor. In der ersten Szene konnte er Johnathan Zinrams Pass nicht kontrollieren und in der zweiten hatte er den Ball schon am herausstürzenden Hartmann vorbeigelegt, dem dann aber einer seiner Vorderleute zu Hilfe kam. Stattdessen gingen die Gäste in Führung. Bier trieb einen Angriff über die linke Seite, seine Flanke fand den Kopf von Pforr und von dort der Ball den Weg ins Tor. Wormatias Schlussmann Tim Paterok sah in dieser Szene recht unglücklich aus (9.). Dem KSV gab der Treffer natürlich Auftrieb, der VfR war sichtlich irritiert. Vielleicht war es diese fehlende Sicherheit, wegen der Zinram frei vor dem Tor gegen Hartmann die 100%ige Ausgleichschance vergab (17.). Also musste der Kapitän vorneweg gehen: Eine Flanke von Alan Stulin verwertete Florian Treske per Kopf zum 1:1 (25.). Es war eine der wenigen Szenen, in denen die Wormaten einen schnellen Angriff eingeleitet hatten. Ansonsten war vom mittlerweile gewohnten schnellen und erfrischenden Offensivfußball nämlich nichts zu sehen. Stattdessen war viel zu wenig Bewegung in Wormatias Spiel. Und eine solch langsame Partie kam den Baunatalern sehr entgegen. Noch mehr entgegen kamen ihnen die individuellen Fehler in der Wormser Hintermannschaft. Kristian Maslanka verursachte eine überflüssige Ecke, die Hanske per Kopf zur erneuten Führung nutzte (39.). Zum ersten Mal in dieser Saison ging es mit einem Rückstand in die Kabine. Verdientermaßen, es war die erste wirklich schlechte Halbzeit des VfR. Gerade deshalb verwunderten die vereinzelten harschen Unmutsbekundungen auf den Rängen – viel mehr Kredit kann eine Mannschaft eigentlich ja kaum noch anhäufen.
Es wurde im zweiten Durchgang allerdings nicht besser. Das lag vor allem daran, dass die Gäste sich nun wirklich mit Mann und Maus hinten rein stellten. Immer noch war zu wenig Bewegung in der Offensive, nun war allerdings auch kaum Platz dafür. Mehr als einmal hob Maas daher hilflos die Arme bei der Suche nach einer Anspielstation und entschied sich dann für den Quer- oder Rückpass. Gefährlicher waren die Gäste mit ihren meist durch Fehler begünstigten Kontern. So musste Paterok gegen Pforr parieren (55.) und bei der folgenden Ecke landete Hanskes Kopfball (freistehend) am Außennetz. Es musste ein Impuls von außen her. Zinram, heute ungefährlich, und Sandro Loechelt, der aus Angst vor seiner fünften Gelben Karte nicht so energisch in die Zweikämpfe ging wie gewohnt, mussten nach einer Stunde raus, dafür kamen Ali Özgün und Björn Weisenborn. Özgün brachte wieder etwas Leben in die Bude, weil er wie gewohnt aus allen Lagen den sofortigen Abschluss suchte. Auch wenn ein Pass in die Mitte erfolgversprechender gewesen wäre (69.). Baunatal verteidigte den knappen Vorsprung weiterhin mit viel Einsatz, so langsam ging den Gästen, denen noch das Spiel vom Dienstag in den Knochen steckte, aber die Puste aus. Mit einem kleinen Endspurt suchte der KSV daher die Entscheidung. Bier scheiterte an Paterok, eine Szene, die letzte Saison mit ziemlicher Sicherheit zum 1:3 geführt hätte (76.). Weil dieses Jahr aber alles anders läuft, erinnerten sich die Wormaten wieder an ihre Stärken und gaben die letzten zehn Minuten (endlich) Gas. Das zeigte umgehend Wirkung, die Baunataler Defensive wackelte. Findiks Kopfball wurde auf der Linie noch geklärt (81.), dann stach wie schon beim letzten Heimspiel der Joker. Die Gäste konnten sich nicht befreien und Gopkos Hereingabe spitzelte Özgün zum umjubelten Ausgleich ins Tor (82.). Der KSV hoffte nun wenigstens auf einen Punkt, der VfR wollte den Sieg. Maslankas Kopfball entschärfte Hartmann mit einer Glanzparade (85.), eine Minute später war es soweit: Freistoß Enis Saiti in den Strafraum, den Abpraller zimmerte Maas zum Siegtreffer in die Maschen (86.). Dass Findik die endgültige Entscheidung liegen ließ (90.), rächte sich nicht.
Um Ehrenpräsident Karl-Heinz Hesch zu zitieren: „Wenn die Mannschaft auch solche Spiele gewinnt, muss man wirklich keine Angst haben.“ Oder anders ausgedrückt, wer solche Spiele gewinnt, steigt am Ende nicht ab. Holt man dann auch den Pokal? Dazu muss erst mal am nächsten Dienstag der SVN Zweibrücken bezwungen werden. Und das wird sicher nicht leichter als die heutige Aufgabe.
Tore: 0:1 Pforr (8.), 1:1 Treske (25.), 1:2 Hanske (39.), 2:2 Özgün (82.), 3:2 Maas (86.)
Gelb: Maslanka (12.), Himmel (21.), Saiti (60.), Findik (84.), Maas (90.) / Pforr (44.), ? (86.), Hartmann (87.)
Zuschauer: 1.258 Schiedsrichter: Tobias Fritsch (Bruchsal)
Wormatia Worms
Paterok – Gopko, Maas, Maslanka, Stulin – Loechelt (60. Özgün), Himmel – Zinram (60. B. Weisenborn), Treske, Saiti – Findik.