Trierscher Volksfreund: Nächste Jugendwelle bei Eintracht Trier

26.11.2014

Ob bei Eintracht Trier schon während der nächsten Jahreshauptversammlung ein Nachfolger des zurückgetretenen Vorstandssprechers Ernst Wilhelmi gewählt wird, ist offen. Derweil muss der Verein ein Etatloch stopfen. Auch deshalb soll es im Winter nun doch keine externen Neuzugänge geben. Eine Fan-Initiative will heute eine außerordentliche Mitgliederversammlung beantragen. 

Fußball-Regionalligist Eintracht Trier wird mehr denn je auf der Jugendwelle reiten. Diesen Eindruck haben die Vorstandsmitglieder Roman Gottschalk und Harry Thiele, die Aufsichtsratsmitglieder Frank Natus und Simone Schuler sowie Geschäftsführer Jens Schug gestern bei einer Pressekonferenz zur Zukunft des SVE vermittelt. Das Ziel: ein durchkomponiertes Jugendkonzept, um mehr Eigengewächse für die erste Mannschaft auszubilden und an den Verein zu binden.

Das führt auch kurzfristig zu einer veränderten Strategie. Hatte Eintracht-Trainer Peter Rubeck kürzlich noch seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, die mit dem zurückgetretenen Vorstandsmitglied Ernst Wilhelmi besprochene Blutauffrischung mit externen Spielern in der Winterpause werde umgesetzt, sagte Thiele nun: "Vorstand und Aufsichtsrat sind zusammen mit dem Trainer der Ansicht, dass wir uns in der Winterpause nicht von außen verstärken." Mögliche Abgänge sollen durch Spieler aus dem eigenen Reihen kompensiert werden.

Die SVE-Spitze ist aus sportlicher Sicht von diesem Weg überzeugt. Finanzielle Gründe spielen aber auch eine Rolle. Thiele teilte mit, dass zur Deckung des Etats für diese Saison (Volumen: rund 600 000 Euro) noch eine "untere sechsstellige Summe" fehlt. TV-Informationen zufolge müssen insgesamt rund 150 000 Euro generiert werden. "Das wird nicht einfach. Aber wir können das in den nächsten zwei bis drei Monaten schaffen", sagte Thiele, der betonte, das Loch habe seinen Ursprung in der Vorsaison und nicht im aktuellen Scheitern im Rheinlandpokal. Thieles Hoffnung speist sich aus Erfolgen, die der neue Geschäftsführer Jens Schug vorzuweisen hat. Unter seiner Ägide sind zuletzt mehrere neue Sponsoren hinzugekommen.

Thiele geißelte, dass eine "kleine Gruppe von 30 militanten, sogenannten Fans, die im Verein und im Stadion eigentlich nichts zu suchen haben", Wilhelmis Rücktritt provoziert habe. Ob bei der nächsten ordentlichen Jahreshauptversammlung, die die SVE-Spitze im März 2015 plant, ein Nachfolger für Wilhelmi gewählt wird, ist offen. Möglicherweise könnte laut Thiele auch erst mal ein Vorstandsmitglied kommissarisch berufen werden. Die Satzung gibt das her.

Ungeachtet dessen will die Fan-Initiative "Eintracht Trier – Das sind wir!" am Donnerstag die Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung per Einschreiben beantragen. Ihre Forderungen: Mehr Mitspracherecht, die feste Verankerung eines Fanbeirats in der Vereinssatzung, Transparenz der finanziellen Strukturen bei der Jahreshauptversammlung, mehr sportliche Kompetenz in den Vereinsgremien sowie Neuwahlen des Vorstands.

Bei einem Treffen mit rund 70 Teilnehmern im Ex-Haus wurden diese Themen besprochen. Laut Initiative, einem Zusammenschluss von aktiven SVE-Fanclubs und einzelnen Vereinsmitgliedern, sind 102 Unterschriften zur Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung zusammengekommen. Es soll sich bei fast allen um stimmberechtigte Mitglieder handeln. Fünf Unterzeichner haben indes erst einen Mitgliedsantrag gestellt. Laut Satzung müssen mindestens zehn Prozent der stimmberechtigten Mitglieder eine außerordentliche Versammlung fordern. Laut Saisonpressemappe hat der SVE derzeit 890 Mitglieder.

Die Kernforderungen der Initiative betrachtet die Führungsriege des Vereins mit gemischten Gefühlen: Einen Fanbeirat habe der Vorstand schon bei der Jahreshauptversammlung 2013 begrüßt, eine Verankerung in der Satzung werde er jedoch nicht unterstützen. Und mehr finanzielle Transparenz als jetzt sei laut Natus nicht möglich.