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09.07.2003

WORMS: Neuer Rasenplatz für Wormatia

Von unserer Mitarbeiterin

Christina Eichhorn

„Jugendliche engagieren sich für Jugendliche." Konkret heißt das, die Auszubildenden im Garten- und Landschaftsbau des Arbeitsförderbetriebs Worms legen für die Wormatia-Fußballjugend einen Rasenplatz an. Vergangene Woche begannen sie ihre Arbeit im Stadion. Kostenlos erbringen sie ihre Leistung, der Verein stellt das Material, Sponsoren die Maschinen.

Zum auserwählten (Arbeits-)Platz geht es vom Haupteingang an Tribüne und Vereinsheim vorbei. Wer diesen Weg geht, der spürt deutlich, dass der Wormser Traditionsverein zu knapsen hat: Geldmangel. Zudem kommt eine Lieblosigkeit hinzu. Hinter den Hartplätzen dann zwei große Sportplätze: Aus der kleineren, etwa 6000 Quadratmeter großen Fläche, soll der Rasenplatz werden.

Am Donnerstagvormittag vermaßen die neun Azubis aus Worms zusammen mit Verstärkung aus einer ähnlichen Heidelberger Initiative den Platz. Mit den Daten wird ein Rasterplan erstellt. Mit diesem wird der Platz nivelliert, das heißt millimetergenau planiert, sagt Ausbilderin Gabriele Nierlein. Die erste Arbeit wird aber sein, das Feld mit Randsteinen einzugrenzen. Dann muss die oberste Schicht abgetragen werden. Ein Teil davon wird mit Sand versetzt, auf die Fläche verteilt und eingesät. „Rasen braucht mageren Boden wie Sand", sagt die Fachfrau. Auch eine Drainage sei vorgesehen, vielleicht können noch Leitungen für die Bewässerung gelegt werden. Doch das hängt vom Geld ab. Vier bis sechs Wochen nach der Aussaat könnte der Rasen bespielbar sein. „Ende des Jahres, schlimmstenfalls im Frühjahr könnte das sein", schätzt Nierlein. Das ist aber wieder eine Frage des Geldes. Denn: Jeder Bauabschnitt braucht Material und das kostet Geld.

Derzeit bietet die Wormatia „virtuelle Anteile" am Spielfeld, der Quadratmeter zu 10 Euro, im Internet an. Etwa die Hälfte der Anteile, etwa 3000 Quadratmeter, sei vergeben. Das Engagement des Arbeitsförderbetriebs ist für den Verein ein Glücksfall. Umgekehrt auch für die Jugendlichen. Der Sportplatzbau ist ein Teilbereich im Garten- und Landschaftsbau. Was üblicherweise stiefmütterlich und theoretisch behandelt wird, erarbeiten sich die Auszubildenden nun in der Praxis. Ihnen hilft dabei ein Spezialist: Udo Orfgen, selbstständiger Ingenieur für Sportplatzbau. Der Wahl-Frankenthaler – hier unterrichtet seine Frau am Pfalzinstitut und von hier aus hat er gute Anbindungen zu potenziellen Auftraggebern – hat sich viel Zeit genommen, mit den jungen Leuten die theoretischen Grundlagen zu erarbeiten und die Etappenziele festzulegen. Außerdem ist er vor Ort mit dabei und geht geduldig das Wie des richtigen Vermessens und Ãœbertragens mit ihnen durch. „Der Sportstättenbau ist eine Nische", sagt Orfgen, „nur zwei Fachhochschulen gibt es derzeit, an denen dieses Fach angeboten wird." Da wo früher eine Rasenfläche den Ansprüchen genügte, da sind heute strenge Richtlinien an einen Sportplatz zu erfüllen, nicht nur was die Beschaffung der Fläche betrifft, auch das Gefälle ist beispielsweise vorgeschrieben. Zudem kann dank Orfgens der Bauherr Zeit und Geld sparen und kennt die Folgekosten zur Erhaltung und Pflege der Sportstätte.

Der Arbeitsförderbetrieb wurde von der Stadt Worms ins Leben gerufen und soll benachteiligten jungen Menschen den Weg ins Berufsleben eröffnen. Acht Jungen und ein Mädchen nehmen derzeit an der dreijährigen modularen Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau teil. Theorie und Praxis lernen und erfahren sie hier wie in einem richtigen Betrieb. Nur „lassen wir uns auch einmal länger Zeit", sagt Gabriele Nierlein. Wer es braucht, erhält zusätzlichen Stützunterricht. Die Ausbildung unterteilt sich in sechs Module, jedes endet mit einer Teilprüfung vor der Landwirtschaftskammer. Am Ende winkt der Gesellenbrief. So, wie ihn jeder Geselle im Garten- und Landschaftsbau vorweisen kann.