Nibelungen Kurier: Das Wormatia-Schiff ist etwas ins Schlingern geraten
01.04.2015VON KLAUS DIEHL Die Zuschauerzahl verschweigt man am besten, die am letzten Dienstagabend mit absolutem Minusrekord nach einem stürmischen Tag mit Orkanböen den Weg in die EWR-Arena gefunden hatten. Der Orkan hatte glücklicherweise rechtzeitig nachgelassen, so dass die Bedingungen für ein normales Fußballspiel unter Flutlicht gegeben waren. Leider hatte nicht nur der Wind nachgelassen, sondern die Leistung der Wormaten wäre mit einem lauen Lüftchen fast noch als zu positiv zu beurteilen.
Dabei fing es eigentlich ganz hoffnungsvoll an, als in der 7. Minute Florian Treske eine gute Flanke von der rechten Seite nur ganz knapp vor dem Freiburger Tor verpasste. Drei Minuten später traf Kristian Maslanka nach einem abgewehrten Freistoß nur den Pfosten. Was wäre gewesen wenn die Wormaten in diesen beiden Szenen mehr Glück gehabt hätten? Diese Frage stand leider bis zum Schlusspfiff im leeren Raum, denn eine positive Antwort gaben die Wormaten in den restlichen 80 Spielminuten nicht mehr. Denn urplötzlich präsentierte sich eine Wormatia-Elf, die mit der Elf, die bisher 39 Punkte holte, nur noch dem Namen zu erkennen war.
Eine Mannschaft, die alle Leichtigkeit verloren zu haben scheint, geradezu immer mehr ängstlicher agierte, sich dadurch auch Fehler einschlichen, die von den Gästen gnadenlos aus genutzt wurden. Sicherlich war die Gästeführung in der 28. Minute durch Daniele Gabriele, in der Entstehung über die linke Seite abseitsverdächtig, das 2:0 (32.) durch den gleichen Spieler wurde eingeleitet durch ein Luftloch von Benjamin Maas, dahinter fehlte die richtige Zuordnung und hätte nur weitere zwei Minuten später nicht Tim Paterok im Wormatia-Tor im direkten Duell mit dem Freiburger Torschützen nicht die Oberhand behalten, dann hätte es gar schon 3:0 für die Breisgauer gestanden.
Wie konnte dies passieren?
Trainer Sascha Eller hatte erstmals Jonathan Koshko im defensiven Mittelfeld aufgeboten, dafür Sandro Löchelt mehr hinter die Spitzen Florian Treske und Zahit Findik. Doch insgesamt gab dies dem Wormatia-Spiel auch keine Sicherheit, wobei die Probleme aller Spieler an diesem Dienstagabend mehr eine Kopfsache zu sein schienen. Da scheint die Mannschaft nach den vorhergegangenen Niederlagen mit 1:2 gegen die U23 des TSG Hoffenheim und dem 0:2 beim FC Homburg einfach den Faden verloren zu haben. Da hatte man optisch gar den Eindruck, dass die Spieler schwere Beine hätten und mehr neben dem Gegner herliefen, als diesem konsequent und aggressiv zu Leibe zu rücken. Doch hat dies zuvorderst auch etwas mit Selbstbewusstsein zu tun. Freiburg roch früh den Braten, stand sehr geschickt im Raum, ließ die Bälle laufen und bewegte sich einfach gekonnter.
Da hatte der jetzt neu in Verantwortung stehende bisherige Freiburger Co-Trainer Uwe Staib bei der Pressekonferenz gut reden: „Genauso muss man im Fußball spielen. Den Ball in den eigenen Reihen halten, dazu kontrolliertes Abspielen und sich Bewegen in den Räumen. Wir hätten zur Pause höher führen können“. Da hatte er durchaus Recht, doch vergaß er zu erwähnen: „Wenn der Gegner einem so spielen lässt“. Das taten die Wormaten leider und setzten dem nicht die nötige Aggressivität dagegen.
Rote Karte für Tim Paterok
Es war letztlich ein absolut gebrauchter Tag aus Wormatiasicht. Nicht nur, dass die Wormaten in der 64. Minute gar das 0:3 kassierten, als Paterok eine scharfen Schuss nur nach links abklatschen konnte, Eugen Gopko bewegungslos zusah und Christos Almpanis keine Mühe hatte, das Spielgerät zum 3. Male im Wormatia-Tor zu versenken. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Denn nur eine Minute späten waren die Wormaten nur noch mit zehn Spielern auf dem Platz. Tim Paterok war heraus geeilt und wurde hart an Strafraumgrenze bedrängt. Der Ball wurde ihm einen Meter außerhalb von einem Gegenspieler an den Daumen der angelegten Hand gespitzelt“, so die Aussage des Torhüters, der darob die Rote Karte nicht verstehen konnte. Eine sehr unübersichtliche Szene und der Schiedsrichter schien auch zunächst weiterspielen zu wollen, entschied sich aber doch dafür den Wormatia-Keeper mit „Rot“ zu bestrafen, als ihn ein Freiburger Spieler auf ein angebliches Handspiel aufmerksam machte. Nachdem zur Pause schon Benjamin Himmel verletzt in der Kabine blieb, dafür Ali Özgün kam, traf es Sandro Löchelt der für den Zweittorhüter Timo Utecht das Feld räumen musste.
Das Spiel war damit endgültig gelaufen
Denn in der 76. Minute fiel das 4:0, als Utecht den eilten Daniele Gabriele nicht aufhalten konnte. Zu allem Unglück musste der für Enis Saiti in der 67. Minute eingewechselte Ricardo Antonaci sechs Minuten vor dem Schlusspfiff verletzt vom Platz und mit neun Spielern mussten die Wormaten die Partie zu Ende spielen. Siehe da, Freiburg mit zweifacher Überzahl lief jetzt reihenweise in die Abseitsfalle und ein gelungener Angriff über Gopko und Treske, nutzte Zahit Findik (89.) wenigstens mit einem Tor für ein etwas geschöntes Endergebnis.
Ein Wort zum Schiedsrichtergespann
Vorneweg sei klargestellt, dass die Wormaten diese Niederlage sich selbst zuzuschreiben haben. Dennoch darf festgehalten werden, dass es etliche merkwürdige Entscheidungen gegen die Wormaten gab. Einmal, was hat der Schiedsrichter wenn und überhaupt bei der „Roten Karte“ gesehen. Auch der Linienrichter an der Tribünenseite hatte so seine Probleme mit der Abseitsregel. Gegen Freiburg in der einen oder anderen Szene großzügig, winkte er in zwei aussichtsreichen Szenen die Wormaten nach der Pause ungerechtfertigt zurück.
Was muss und kann Trainer Sascha Eller zur Besserung tun?
Nun, zuvorderst sind die Spieler gefordert. Da hatte man mehr den Eindruck einer „Allgemeinen Verunsicherung“ und von Selbstvertrauen kaum eine Spur. Wo ist die nötige Aggressivität geblieben, wo das Einstimmen vor dem Anpfiff im Kreis auf dem Platz, nach der Pause und nach dem Spiel? Glaubt man sich mit 39 Punkten gar zur Ruhe setzen zu können? Das wäre trügerisch und könnte am Ende gar bei mindestens fünf Absteigern noch ins Auge gehen. Das kann man doch nicht alles verlernt haben? Das darf nach der Art und Weise der drei Niederlagen in Folge schon einmal gesagt werden. „Im Training geben die Spieler mächtig Gas und haben viel Spaß“, so ein echt enttäuschter Trainer Sascha Eller, der sich in der Pressekonferenz für den Auftritt seiner Mannschaft wörtlich entschuldigte. Sicherlich ist es positiv und auch zu spüren, von einem sehr positiven Geist und Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft zu hören. Dies sah man und konnte es auch in vielen Spielen auf dem Platz spüren. Doch leider in den letzten Spielen nicht. Daran gilt es wieder anzuknüpfen, wozu auch der Trainer Sascha Eller sich sicherlich Gedanken machen wird. Da heißt es auch den Konkurrenz-Kampf bei allem guten Familienfrieden neu zu entfachen. Da scharren doch angeblich weitere Kaderspieler mit den Füßen und wollen ihre Fähigkeiten beweisen. Gerade aufgrund der zuletzt nicht befriedigenden Leistungen steht der gute Zusammenhalt innerhalb der gesamten Mannschaft durchaus auf dem Prüfstein.
Am Samstag um 14 Uhr Auswärtsspiel beim FC Astoria Walldorf
Bevor es ab dem Ostersonntag daran gehen kann, die bunten Ostereier zu verspeisen und den Schokoladenhasen die Ohren abzubeißen, gilt es beim heimstarken Aufsteiger drei Ostereiner (3 Punkte) mitzunehmen. Vorösterliche Geschenke hat man ja zuletzt genug gemacht Gleichzeitig auch eine positive Antwort auf alle Kritiken und Vermutungen zu geben und den Glauben an die Mannschaft wieder zu untermauen. Alle Wormatia, packen wir es wieder an.