B.Z.: Bahlinger SC: "Fokus auf Heimspiele"
03.12.2015Süßzeug gibt’s woanders. Die Regionalliga ist für Aufsteiger in dieser Saison steinhartes Brot. Im Kellergewölbe der Tabelle hocken vor dem letzten Spieltag der Herbstrunde alle vier Neulinge, darunter als Drittletzter der Bahlinger SC, der mit einem Heimsieg am Samstag, 14 Uhr, gegen Wormatia Worms in die Winterpause entschwinden will. Über das erste Halbjahr in der vierthöchsten Klasse und den Weg aus den tabellarischen Niederungen sprach Matthias Kaufhold mit August Zügel, dem sportlichen Leiter der Bahlinger, einem passionierten Radsportler.
BZ: Vergliche man die Regionalliga-Spielzeit mit der Tour de France für Radprofis, dann überwanden die Bahlinger zunächst die Bergetappen in den Pyrenäen nur mit Mühe im Gruppetto, kamen dann in der Ebene zu einigen Sprinterfolgen – doch um als bester Jungprofi, sprich Aufsteiger, auf den Champs-Élysées ins Ziel zu gehen, stehen die markigen Pässe in den Alpen noch bevor. Trifft dieses Bild in etwa zu?
Zügel: Durchaus. Wenn man so will, haben wir uns in den Pyrenäen als Tour-Neulinge bei Stürzen einige Schrammen geholt. Doch wir sitzen noch immer im Sattel. Übersetzt auf den Fußball heißt das: Wir haben mit Sicherheit zu Beginn Lehrgeld bezahlt, daraus aber richtige Schlüsse gezogen, vor allem im taktischen Bereich. Wir starteten sehr euphorisch in die Runde, haben dann aber gegen Teams mit unserer Kragenweite nicht die notwendigen Punkte geholt. Mit Riesenrespekt gingen wir dann in die zweite Hälfte der Hinrunde gegen die vermeintlich großen Teams und waren hier zumindest gefühlt erfolgreicher.
BZ: Und jetzt kommen die Alpen.
Zügel: Auch vom Kaiserstuhl kennen wir extreme Rampen und wissen, wie man sie angeht. Wir können nun die Leistungsstärke der Gegner besser einschätzen und uns darauf einstellen. Der Fokus liegt auf den Heimspielen, von denen wir so viel wie möglich gewinnen sollten. Wir spielen nur noch sieben Mal auswärts, neun Mal hingegen auf der Ponderosa. Die Gegner sind hier neben allen zweiten Mannschaften der Profivereine fast nur Teams aus der Mitte der Tabelle. Gegen die muss man punkten, will man in der Liga bleiben. Hier wird der Abstiegskampf entschieden.
BZ: Wie wichtig ist dafür ein guter Herbstausklang gegen Worms?
Zügel: Enorm wichtig. Erstens kommt da ein Mitbewerber um den Klassenerhalt, zweitens trägt dich ein Sieg zum Abschluss mit Schwung durch die Winterpause. Es wäre nach innen und nach außen ein Zeichen – wir sind dabei.
BZ: Trotz klarer Aufwärtstendenz blieb dieses starke Zeichen bei fünf Unentschieden aus den vergangenen sieben Spielen aus.
Zügel: Mit Unentschieden kommst du nicht vom Fleck. Du brauchst halt Dreier, um dich in der Tabelle zu bewegen. Doch bei uns bewegt sich auf dem Feld schon sehr viel, wenn ich nur an die jungen Serhat Ilhan und Rico Wehrle denke. Der eine kam aus der A-Jugend, der andere aus der Landesliga. Es macht Spaß zu sehen, wie die sich reinhängen und welchen Sprung sie in kurzer Zeit gemacht haben.
BZ: Der Sprung steht in der Tabelle aber noch aus, zumal es wohl auf fünf Absteiger hinausläuft, falls der Meister und der Vizemeister am Ende nicht aufsteigen.
Zügel: Wenn fünf Teams absteigen, wird’s für uns richtig schwer. Doch ich gehe mal davon aus, dass in diesem Jahr nicht wieder beide Aufstiegsanwärter straucheln. Die Südwest-Staffel ist ja sehr stark. Und wir Bahlinger stecken im Großen und Ganzen in einer Situation, die noch zu meistern ist. Natürlich gingen wir mit großem Respekt in unsere erste Regionalligasaison mit der logischen Folge, dass Spieler, Trainer und Verantwortliche einen Lernprozess durchlaufen müssen. Keiner von uns kannte ja zuvor die Liga. Unser Ziel muss es erst mal sein, als bester Aufsteiger durchs Ziel zu gehen. Dann hätten wir schon mal drei Teams hinter uns gelassen.
BZ: Wo muss man dafür ansetzen: beim Toreschießen oder beim Toreverhindern?
Zügel: Wenn wir häufiger gewinnen wollen, dürfen wir nicht so anfällig für Gegentore sein. Daran müssen wir arbeiten.
BZ: Da hilft es sicher, dass Innenverteidiger Joseph Konyit nach der Winterpause endlich spielberechtigt ist.
Zügel: Das stimmt. Ich hoffe, dass er die positiven Trainingseindrücke auch in den Punktspielen bestätigen kann.
BZ: Sind weitere Wechsel absehbar?
Zügel: Noch nicht. Wir machen uns sicher viele Gedanken, doch im Winter sind sinnvolle Spielerwechsel immer schwerer umzusetzen als im Sommer. Bei einer Neuverpflichtung müssen wir das Gefühl haben, dass er uns direkt verstärken kann. Sicher ist auch, dass wir unseren Radius erweitern müssen, nachdem wir bislang viele Spieler vornehmlich aus dem näheren Umkreis geholt haben. Wir werden uns aber nicht unter Druck setzen, auch was mögliche Abgänge angeht.
Zur Person: August Zügel, 66, setzt sein berufliches Know-how weiterhin in der Geschäftsleitung der Firma Männer ein. Vor zwei Jahren übernahm er zum zweiten Mal die sportliche Leitung beim Bahlinger SC.
Kompakt: Die vergangenen Wormser Auftritte haben den Bahlinger Trainer Milorad Pilipovic stark beeindruckt: „Worms verliert nie seine Grundordnung, ist sehr aggressiv im Spiel gegen den Ball.“ Dennoch kenne sein Team für diese „unglaublich wichtige Begegnung“ nur ein Ziel: „drei Punkte in die Pause mitzunehmen“. Beim BSC sind Yannick Häringer und Walter Adam wieder dabei, dafür fehlt Kapitän Bernhard Wiesler nach fünfter Gelber Karte, ebenso die verletzten Bührer, Gleichauf, Schlegel und Barella.