wormatia.de: Spiel und Sympathien gewonnen / Gute Besserung Benjamin Himmel
01.03.2016Glänzender Start in die Restrunde der Regionalliga Südwest: Mit einer taktisch hervorragenden und kämpferisch bravourösen Leistung bezwang Wormatia den favorisierten 1. FC Saarbrücken völlig verdient mit 2:1 (2:0). Florian Treske mit verwandeltem Foulelfmeter (11.) und Kevin Lahn nach tollem Freistoßtrick (21.) stellten die Weichen in der starken Wormser Anfangsphase frühzeitig auf Sieg. Einziger Wermutstropfen: Benni Himmel musste schon nach 8 Minuten mit Verdacht auf Kreuzbandriss ins Klinikum gebracht werden.
Überschwängliche Freude auf der einen und tiefe Enttäuschung auf der anderen Seite herrschten nach dem Schlusspfiff des sehr guten Schiedsrichters Gasteier (Weisel). Während die Wormaten von ihren Fans enthusiastisch gefeiert wurden, schlichen die Saarländer frustriert vom Feld. Die Gäste waren – wie ihr prominenter Trainer Falko Götz noch kurz vor dem Anpfiff im Sport1-Interview bekräftigte – mit der klaren Vorgabe nach Worms gekommen, drei Punkte mitzunehmen, um noch einmal vorne anzugreifen. Dieses Ziel ist zumindest vorerst in weite Ferne gerückt.
Womit der FCS-Coach und seine Truppe nicht gerechnet hatten: Die Wormser beschränkten sich keineswegs nur auf ihre kämpferischen Qualitäten, sondern sie überraschten den Favoriten auch mit taktischer Cleverness und überraschenden Einfällen. Beides führte schon in der Anfangsphase zum Erfolg. Durch frühzeitiges Attackieren brachten die Wormaten den in der Defensive unsortiert wirkenden Kontrahenten gleich zu Beginn mehrfach in Verlegenheit. Eine dieser schnellen Balleroberungen führte zu einem Steilpass auf Alper Akcam, der seinen Gegenspieler überlief und vom herausstürzenden Hohs nur noch regelwidrig gestoppt werden konnte. Klarer Fall von Elfmeter und Glück für den Saarbrücker Torhüter, dass er für dieses Foul nur Gelb sah. Er durfte zwischen den Pfosten bleiben, besaß aber gegen Florian Treskes bombensicher verwandelten Strafstoss keine Abwehrchance.
Und es kam noch besser für Wormatia. Nachdem Akcam seinem Bewacher erneut enteilt war, aber frei durchlaufend an Keeper Hohs scheiterte und Treske den Abpraller haarscharf drüber feuerte, fiel nach 21 Minuten doch das 2:0 – und zwar auf ebenso überraschende wie trickreiche Weise. Etwa 35 Meter vor dem Saarbrücker Tor gab es auf halbrechter Position Freistoss für Wormatia. Alles rechnete mit einem weiten Flankenball in den Gäste-Strafraum. Benni Maas legte den Ball jedoch quer auf Sandro Loechelt, der sofort per Steilpass auf den durchlaufenden Kevin Lahn weiterleitete, der den Ball gefühlvoll über Hohs hinweg ins Netz lupfte.
„Wir haben genau das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben“, freute sich VfR-Trainer Steven Jones über den Traumstart. Saarbrücken wirkte nach dem 2:0 geschockt, brachte gegen weiterhin aggressiv agierende Wormser kaum etwas Brauchbares zustande. Es dauerte bis zur 43. Minute, ehe Mendy nach schönem Solo zum ersten und einzigen Torabschluss vor der Pause kam. Er stellte Tim Paterok damit aber auf keine besondere Probe.
Nach Wiederbeginn musste der FCS zwangsläufig kommen – und er kam auch vorwiegend über die Außenpositionen. Taylor (47.) und Mendy (49.) besaßen erste gute Einschussmöglichkeiten, die aber ungenutzt blieben. Danach ebbte der Angriffsschwung bald wieder ab. Wormatia gelang es mit fortschreitender Dauer wieder besser, den Gegner weiter vom eigenen Strafraum wegzuhalten. Als das 2:0 auch zehn Minuten vor Schluss noch Bestand hatte, rückte die Überraschung in immer greifbarere Nähe. Dann aber wurde es doch noch mal spannend. Eine eher aus Verlegenheit geschlagene „Bogenlampe“ von Fiesser senkte sich über den chancenlosen Paterok zum 2:1 ins lange Eck. Trotz des folgenden Saarbrücker Sturmlaufs, in den sich bei Standards selbst Torhüter Hohs einschaltete, brachten die Gäste nichts wirklich Zwingendes mehr zustande.
Nach vierminütiger Nachspielzeit löste der Schlusspfiff in Wormatias Reihen wahre Jubelarien aus. Und zu der tanzenden Spielertraube stakste auf Krücken und mit dick bandagiertem Knie auch der verletzte Benni Himmel, der gerade noch rechtzeitig aus dem Krankenhaus zurückgekommen war und jubelnd in dem Freudenkreis aufgenommen wurde. Was Sport1-Reporter Jörg Dahlmann zu dem euphorischen Kommentar veranlasste: „Einfach sensationell, diese Szenen! Da wird das ganze Herzblut der Wormser Spieler offenbar.“ Schon gleich am Anfang, als die ganze Mannschaft nach „Flo“ Treskes 1:0 spontan auf den am Spielfeldrand stehenden Benni Himmel zulief, den so schwer Verletzten umarmte und ihm quasi das Führungstor „widmete“, überschlug sich Dahlmann fast: „Eine einmalige Geste, einfach grandios. Das ist Regionalliga live!“
Aber nicht nur wegen dieser beiden tollen Szenen mit Himmel wurde das erste Fernseh-Live-Spiel in der Wormatia-Geschichte zu einer traumhaften Erfolgsstory. Mit ihrem beherzten Auftreten insgesamt, ihrem vorbildlichen Einsatz und taktisch klugen Verhalten hat die Jones-Truppe nicht nur bei den Besuchern im Stadion, sondern auch bei den Zuschauern am Bildschirm Sympathiewerbung im allerbesten Sinne betrieben. Lobte auch Vorstandsmitglied Gerd Obenauer: „Jungs, ihr habt euch ganz prima verkauft!“
Tore: 1:0 Treske (11., Foulelfmeter), 2:0 Lahn (21.), 2:1 Fiesser (80.).
Gelb: Akcam, Maas, Treske – Hohs, Schäfer.
Zuschauer: 1635. Schiedsrichter: Gasteier (Weisel).
Wormatia Worms: Paterok – Lahn (85. Antonaci), Maas, Metzger, Auracher – Loechelt, Treske, Himmel (12. Pinheiro), Saiti (88. Karwot) – Akcam.
Frank Beier