mittelhessen.de: Zoff nach dem Remis

25.03.2016

WORMS Die letzten Minuten plätscherten vor sich hin. Beide Trainer machten früh deutlich, dass sie mit dem Remis gut leben können.

So blieb es dann auch. Wormatia Worms und der TSV Steinbach trennten sich in der Fußball-Regionalliga Südwest am Mittwochabend mit 1:1 (1:0). Schiedlich friedlich also? Von wegen.

Als die Steinbacher Spieler in Richtung Kabine schlenderten, bauten sich die Fans der Wormser am Zaun auf und bepöbelten die Gäste aus dem Norden des Lahn-Dill-Kreises auf niedrigstem Niveau. Timo Kunert, der nach 53 Minuten mit einem satten, aber auch leicht abgefälschten Rechtsschuss aus 25 Metern die 1:0-Führung der Platzherren durch Florian Treske (23.) ausglichen hatte, giftete zurück. Genauso wie Jure Colak. Das brachte den Mob noch mehr zum rasen.

Wormser Spieler mischten sich ein. Verbale Giftpfeile flogen, die Sicherheitskräfte schoben die TSV-Akteure energisch in den Kabinengang, anstatt die eigenen Anhänger zur Räson zu rufen. Dass sogenannte Fans aus Frust dann versuchten, den rund 100 aus Steinbach mitgereisten Zuschauern an den Kragen zu gehen, war der unschöne Abschluss einer insgesamt zerfahrenen Begegnung. Letztlich blieb es bei kleineren Handgemenge, auch die Spieler beider Teams kühlten rasch wieder ab.

"Wichtig ist, dass wir die Partie nicht verloren haben", analysierte Steinbachs Kapitän Jure Colak, der "spielerisch mehr Anteile" bei seiner Mannschaft sah. Und der es insgesamt wichtig fand, dass "wir zurückgekommen sind". Im ersten Durchgang gelang dem Aufsteiger herzlich wenig. Gegen die bei Ballbesitz der Steinbacher mit einer Fünfer-Abwehrkette agierenden Wormser fand der TSV kaum eine Lücke. Das Tempo fehlte, dazu die Überraschungsmomente. Der wegen einer Gelbsperre fehlende Sargis Andamyan und der kurzfristig wegen einer Erkältung ausgefallene Velimir Jovanovic wurden schmerzlich vermisst.

Dazu leisteten sich die Gäste einige grobe Schnitzer in der Defensive. Vor dem 0:1 war es ein viel zu kurzer Abschlag von Torwart Frederic Löhe. Einige Minuten zuvor missglückte ein langer Ball von Daniel Reith, so dass Florian Lahn bereits die große Chance zur Wormatia-Führung hatte, jedoch nur den Pfosten traf (11.). "Da müssen wir aufmerksamer sein", forderte TSV-Trainer Thomas Brdaric, der viel Wert darauf legt, dass seine Mannschaft gepflegt von hinten heraus spielt und nicht planlos mit langen Bällen operiert. "Wir müssen das jedoch sauberer lösen", sagte der 41-Jährige, der in der Halbzeitpause allerdings die richtigen Worte fand.

Denn im zweiten Durchgang trat seine Truppe wesentlich geordneter auf, hätte durch Daniel Jais schon in der 47. Minute den Ausgleich erzielen müssen, wurde aber schließlich durch Kunerts Kunstschuss belohnt.

Gegen Pirmasens und in Spielberg will der Aufsteiger seinen Platz in der gesicherten Zone verteidigen

Wie der in diesem Jahr nach wie vor ungeschlagene Hessenliga-Meister von 2015 mittlerweile in der Liga wahrgenommen wird, machte am Mittwochabend die Taktik der Platzherren deutlich. "Ja", so gab der Wormser Trainer Steven Jones zu, "wir haben uns dieses Mal nach den Steinbachern gerichtet." Extrem defensiv trat seine Truppe auf. Darmstadt 98 war das Vorbild. "Wir wollten eklig sein", erklärte der 38-Jährige, der nach drei Niederlagen in Folge und dem Abrutschen auf Platz elf "sehr zufrieden mit dem Remis" war.

Tabellarisch hat der Punkt viel bewirkt. Zumindest für den TSV. Erstmals steht der Neuling in dieser Saison auf einem Nicht-Abstiegsplatz. Die gesicherte Zone wollen die Haigerer nun auch nicht mehr verlassen. Am Montag kommt der FK Pirmasens, danach geht es zum SV Spielberg – beides unmittelbare Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt.

Als Thomas Brdaric sein Statement auf der Pressekonferenz im Wormser VIP-Raum beendete, schloss er mit den Worten: "Wir sehen uns bestimmt wieder." Das war nicht nur eine höfliche Floskel in Richtung der Gastgeber, sondern der Ausdruck von enormer Zuversicht.